Streit am Arbeitsplatz 05.10.2012, 00:00 Uhr

Eine Einführung in effektives Konfliktmanagement für Ingenieure

Hilfreich für die Grundeinstellung zum Thema Konfliktmanagement für Ingenieure ist es, die eigene Gedankenwelt infrage zu stellen und gegebenenfalls neu zu sortieren. Viele Konflikte entstehen, weil wir mit Vorurteilen und Vorverurteilungen belastet sind und ein starres Wertesystem haben. Hier finden Sie dazu ein paar Anregungen auf der Grundlage psychologischer Phänomene.

Konfliktmanagement: Die eigene Gedankenwelt infrage stellen. Foto: panthermedia.net/alphaspirit

Konfliktmanagement: Die eigene Gedankenwelt infrage stellen.

Foto: panthermedia.net/alphaspirit

Diplom-Ingenieur Jürgen S. hat eine langjährige Mitarbeiterin verloren – durch schlechtes Konfliktmanagement. Mit einer unbedachten Bemerkung hatte er sie beleidigt und es dann versäumt, die kleine Verstimmung rechtzeitig zu bereinigen. Daraus entwickelte sich ein Konflikt, der letztlich zur Kündigung führte. Leider ist dies kein Einzelfall, denn Konflikte fangen meist mit einem unterschätzten Detail an und weiten sich dann aus. Wichtig für die Lösung eines Konfliktes ist also das rechtzeitige Ansprechen von Störfeldern, die Kenntnis der unterschiedlichen Konfliktarten und Eskalationsstufen und die Berücksichtigung der Punkte, die zu einem konstruktiven Konfliktlösungsgespräch gehören.

Das Reframing im Konfliktmanagement für Ingenieure

Hilfreich für die Grundeinstellung zum Thema „Konflikte und deren Lösung“ ist es aber auch, die eigene Gedankenwelt infrage zu stellen und gegebenenfalls neu zu sortieren. Viele Konflikte entstehen, weil wir mit Vorurteilen und Vorverurteilungen belastet sind und ein starres Wertesystem haben. Die eigenen Gedankenmuster infrage zu stellen, kann helfen, eine Konflikteskalation zu vermeiden. Hier finden Sie dazu ein paar Anregungen auf der Grundlage psychologischer Phänomene, um als Ingenieur Ihr Konfliktmanagement zu verbessern.

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Die „Neurahmung“ (Reframing) im Konfliktmanagement für Ingenieure kann beispielsweise darüber entscheiden, ob wir ein Bild mögen oder nicht. Es geht nicht darum, sich etwas künstlich schönzureden, sondern sich neue Perspektiven zu eröffnen. Aus „meine Mitarbeiterin ist zu empfindlich“ wird so ein „meine Mitarbeiterin nimmt ernst, was ich sage“. Die Umdeutung hilft uns, wenn an den Fakten nichts (mehr) zu ändern ist und uns die Gedanken daran zusätzlich in unserem Fortkommen hindern. Es ist der Unterschied zwischen „Ich lebe“ und „Ich werde gelebt“.

Externale Attribution sollte bei Ingenieuren zum Konfliktmanagement gehören

Wie wir uns die Geschehnisse um uns herum erklären, wie wir bestimmten Erscheinungen bestimmte Ursachen zuordnen, das bezeichnet die Psychologie als Attribution. Man unterscheidet zwischen internaler (wir suchen die Ursache in der beteiligten Person selbst) und externaler Attribution. (Beispiel: Frau Lehmann lehnt es ab, mir die Kostenaufstellung fertig zu machen. Internale Attribution: Blöde Kuh, sie nimmt mich nicht ernst und verweigert die ihr zugeteilte Arbeit. Für einen Ingenieur wäre diese Zuweisung ein schlechtes Konfliktmanagement.

Externale Attribution: Bestimmt hat Frau Lehmann Gründe für die Verweigerung, die gar nichts mit der augenblicklichen Situation zu tun haben. Möglicherweise führen ihre Zahnprobleme dazu, dass sie sich anders verhält als gewohnt.) Wir begehen oft einen „fundamentalen Attributionsfehler“, indem wir die Ursache der Person selbst zuschreiben und damit anfangen zu interpretieren, was wir nicht wissen. Um Ungerechtigkeit, Konflikte und Streit zu vermeiden, sollten wir uns öfter an die externale Attribution erinnern, um als Ingenieur ein gutes Konfliktmanagement zu üben.

Fürs Konfliktmanagement müssen Ingenieure über Schemata nachdenken

Stellen Sie sich für ein bewusstes Konfliktmanagement folgende Situation vor: Sie sind auf Geschäftsreise und liegen abends im Hotel auf Ihrem Bett und schauen fern. Plötzlich hören Sie Geräusche aus dem Nebenzimmer: ein Knarren, Stöhnen und lautes Schreien. Für was Sie diese eigenartigen Geräusche halten, hängt auch davon ab, was Sie selbst gerade im Fernsehen anschauen: einen Thriller mit Mord und Totschlag oder einen Erotikstreifen. Bei der Beurteilung von Situationen greifen wir auf ein Schema zurück, in das wir Dinge pressen. Ein Schema ist hilfreich, um uns schnell in Situationen zurechtzufinden, ohne sie jedes Mal neu lernen zu müssen.

Ein Schema nutzen wir aber auch, um fehlende Informationen zu ergänzen. Wir füllen unsere Gedächtnis- oder Wissenslücken mit Details auf, die dem Schema entsprechen. Man kann das Priming bewusst einsetzen, um zum Beispiel als Konfliktmanagement das Verhältnis zu einem anderen Ingenieur zu verbessern, wenn man sich vor der Begegnung Worte einprägt wie „angenehm, unterhaltsam, kooperativ, interessant, freundlich, gesprächsbereit, sympathisch oder höflich“. Menschen verhalten sich nachweislich in sportlichen Wettbewerben kooperativer, wenn sie vorher mit Worten wie „rücksichtsvoll“ oder „fair“ geprimt wurden.

Zum Konfliktmanagement gehört es, sich in andere Ingenieure hinein zu versetzen

Wir Menschen sind in der Lage, einen Standpunkt zu 100 Prozent zu verstehen und gleichzeitig zu 0 Prozent zu akzeptieren. Leider vergessen wir das im Konfliktmanagement oft und meinen, schon während des Prozesses des Zuhörens widersprechen zu müssen. Wir hören zu, wir nicken als Zeichen des Verständnisses, wir sagen „ja“ und sind trotzdem nicht seiner Meinung, sondern nur bei ihm in seiner Argumentation. Wir denken an den Unterschied zwischen Zuhören und Zustimmen und zwischen Verstehen und Einverstandensein. Wenn wir die Argumente des Gegenübers nachvollziehen, gehen wir ein Stück weit in seinen Schuhen, denken und fühlen uns ein. Erst danach präsentieren wir unsere Argumente.

Der Egozentrismus ist das Gegenteil von Empathie. Die meisten Beziehungen scheitern daran, dass wir keine Empathie für den anderen empfinden und unsere Sichtweise für die einzig richtige halten. Wir sind oft nicht in der Lage, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen. Egozentrismus heißt: Ich sehe alles nur aus meiner Perspektive. Was zu einem Konflikt beigetragen hat, war gar nicht zwangsläufig persönlich, geschweige denn böse gemeint. Es war nur ein Missverständnis, das durch mangelnde Empathie zustande kam – und durch Konfliktmanagement gelöst werden kann.

Ingenieure müssen beim Konfliktmanagement alle Punkte berücksichtigen

Wenn sich also der nächste Konflikt anbahnt – und ich garantiere Ihnen, das wird er – dann nehmen Sie sich einmal einen Augenblick Zeit, darüber nachzudenken wie „Priming“, ein „fundamentaler Attributionsfehler“ und der Egozentrismus Ihre Sicht trüben und wie durch Reframing und das aktive Zuhören die Voraussetzungen für eine schnelle und konstruktive Konfliktlösung schaffen können. Das ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem guten Konfliktmanagement für Ingenieure.

 

Ein Beitrag von:

  • Renate Eickenberg

    Renate Eickenberg ist Coach, Beraterin sowie Autorin. Sie prüft für Ingenieure und Ingenieurinnen Bewerbungsunterlagen und gibt in Ihren Artikeln Karrieretipps.

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