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Fassade und tragende Elemente 16.11.2021, 15:48 Uhr

Holzelementbau im Zweisprung

Erst stellte ein Unternehmen sein neues Werk fertig, um dort anschließend die Elemente für den Neubau seines benachbarten Verwaltungsgebäudes herzustellen.

Das Bürogebäude des Produzenten von CLT-Elementen, die im benachbarten eigenen Werk hergestellt wurden. Foto: ATP

Das Bürogebäude des Produzenten von CLT-Elementen, die im benachbarten eigenen Werk hergestellt wurden.

Foto: ATP

Der Osttiroler Holzproduzent Theurl errichtete auf einem rund 12,5 Hektar großen Areal in Steinfeld, Kärnten, ein modernes Werk für Cross-Laminated-Timber-Elemente (CLT). Die jährliche Kapazität des nunmehr dritten Theurl-Werkes sollte bei etwa 100.000 Kubikmeter Brettsperrholz für den überregionalen Markt liegen.

Die Integrale Planung der beiden Bauabschnitte – High-Tech-Werk und Bürogebäude – erfolgte durch ATP Innsbruck. Das Besondere daran: Der Bauabschnitt 1 sollte die Holz-Elemente erzeugen, aus denen der Bauabschnitt 2 errichtet wurde. Für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Bürogebäude war die Ausführung identitätsstiftend – so sind sie bei der täglichen Arbeit stets umgeben von den hauseigenen Produkten.

Günstigste Platzierung für das Werk im BIM-Modell simuliert

„Die spezielle Anforderung an die Planung des CLT-Werks war, die vorhandenen Ressourcen, allen voran Holz, nachhaltig zu nutzen“, erklärt ATP-Architektin Petra Oberacher. Ebenso musste das Planungsteam aufgrund der Nähe zum Ort Steinfeld besonders auf den Schallschutz und auf eine geringe Staubbelastung achten.

Im BIM-Modell simulierte ATP daher die günstigste Platzierung des rund 200 Meter langen und 15 Meter hohen Baukörpers am leicht abfallenden Gelände, um die Belastung für Anrainer möglichst gering zu halten. Außerdem musste das rund 20.000 Quadratmeter große Werk pünktlich fertig gestellt und ausgestattet sein, um mit der Produktion der CLT-Elemente für den Bürobau beginnen zu können.

Kurze Büro-Bauzeit auch dank kurzer Transportwege

Die umweltfreundliche Planung des Gebäudes profitierte von den kurzen Transportwegen vom Werk zur nächsten Baustelle: Auch dieser logistische Vorteil trug zu der kurzen Bauzeit von nur rund sechs Monaten bei.

Den gefragten Baustoff setzt das ATP-Planungsteam im Bürogebäude in Szene: Nicht nur die Fassade, sondern auch die tragenden Elemente sind aus Holz. Rund 936 Quadratmeter Bürofläche schuf das Unternehmen, um den IT- und Holzbautechnik-Mitarbeitern und der Werksleitung einen modernen Arbeitsplatz mit behaglicher Atmosphäre zu bieten.

Der Holzskelettbau setzt im Wesentlichen auf Brettschichtholz-Stützen, die eine sichere vertikale Lastabtragung gewährleisten. Wände und Decken aus hauseigenen CLTplus setzen ihnen flächige Elemente entgegen, die Masse in den Baukörper bringen.

Direkte Montage der Glasprofile auf Holz

Besonders lohnt sich nach Angaben von Theurl ein Blick auf die Konstruktion zur Befestigung der Glasfronten. Sie besteht aus abgebundenem Brettschichtholz. Durch die millimetergenaue Abbundleistung sei die direkte Montage der Glasprofile auf das Brettschichtholz möglich gewesen.

Das dreigeschossige Gebäude nutzt vertikale Lamellen zur Verschattung und setzt damit trotz großer Glasfenster ein Tageslichtkonzept mit guten Lichtverhältnissen um. Innen wie außen ist das Produkt des Unternehmens sicht- und erlebbar, sorgt für eine spektakuläre Außenansicht mit den charakteristischen Lamellen und ein angenehmes Raumklima und eine warme Atmosphäre im Inneren.

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Von ATP / Karlhorst Klotz