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Verleihung Deutscher Ingenieurbaupreis 29.11.2022, 06:57 Uhr

Höchster Baupreis vergeben mit Plastik und Plakette

Ende Juli wurden die Preisträger bekanntgegeben, jetzt haben sie ihre Auszeichnungen erhalten. Ein technisch besonders interessantes Detail des Siegerprojekts war die Verwendung von Carbonseilen.

Die Aufhängung des ausgezeichneten Brückenbauwerks. Foto: BingK

Die Aufhängung des ausgezeichneten Brückenbauwerks.

Foto: BingK

Am 28. November 2022 fand in Köln die feierliche Verleihung des Deutschen Ingenieurbaupreises statt, dessen Gewinner bereits vor vier Monaten bekanntgegeben worden waren. Der Deutsche Ingenieurbaupreis ist als Staatspreis der bedeutendste Preis für Bauingenieurinnen und -ingenieure in Deutschland.

Nachhaltige Gestaltung des öffentlichen Raums

Dr. Rolf Bösinger, Staatssekretär des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und der Präsident der Bundesingenieurkammer Dr.-Ing. Heinrich Bökamp übergaben am Abend für den von beiden Institutionen ausgelobten Preis die Auszeichnungen: Außer dem eigentlichen Staatspreis gab es noch drei Preisträger und eine Anerkennung.

„Die Ingenieurinnen und Ingenieure in Deutschland leisten einen großen Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung des öffentlichen Raumes“, ließ Bundesbauministerin Klara Geywitz ausrichten und lobte: „Ihre Lösungen zeichnen sich durch technische Innovationen aus, die ökologische und soziokulturelle Aspekte in Einklang bringen.“

Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer, bemerkte zum Siegerprojekt des Deutschen Ingenieurbaupreises, die Stadtbahnbrücke in Stuttgart, dass es sich auszahle, mutig neue Wege zu gehen. „Der Einsatz innovativer Baustoffe macht bei diesem Bauwerk einen optimalen Ressourcenverbrauch möglich. Damit wird ein wichtiger Beitrag zum nachhaltigen, zukunftsfähigen Bauen geleistet.“

Die 2021 fertiggestellte Stadtbahnbrücke in Stuttgart.

Foto: BingK

Staatspreis für Schlaich Bergermann Partner

Den mit 30.000 Euro dotierten Staatspreis (und dazu erstmals eine Plakette für das Bauwerk und eine Plastik als Trophäe) erhielt das Ingenieurbüro Schlaich Bergermann Partner sbp. Ausgezeichnet wurde die Konzeptidee der 2021 fertiggestellten Stadtbahnbrücke in Stuttgart, die das Ingenieurbüro für die SSB Stuttgarter Straßenbahnen AG entwickelte .

Die neue zweigleisige Brücke der Stadtbahnlinie U6 zum Flughafen ist Teil der künftigen Anbindung des Fernbahnhofes. Hierfür muss diese in exponierter Höhe stützenfrei zehn Fahrspuren der Autobahn A8 und der Zubringerstraßen überqueren.

Ziel des Bauvorhabens war es, während der Bauzeit und bei späteren Wartungsarbeiten den Autoverkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen. Zudem sollten Anforderungen wie hochwertige Gestaltung, lange Lebensdauer und angemessene Wirtschaftlichkeit des Bauwerks vereint werden.

Die Geehrten bei der Preisverleihung; am Pult sbp-Partner Andreas Keil, ganz links Lorenz Haspel (sbp), der sich für den Einsatz des Werkstoffs Carbon starkgemacht hatte.

Foto: VDI Fachmedien / K. Klotz

Carbonhänger mit kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffseilen

Die heute 80 Meter überspannende Netzwerkbogenbrücke wurde durch den weltweit erstmaligen Einsatz von Carbonhängern sowie kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffseilen ermöglicht. Wie Andreas Keil, Partner bei sbp in seiner Dankesrede erwähnte, hatte aus dem sbp-Team insbesondere Lorenz Haspel den Einsatz dieses Werkstoffs vorangetrieben.

Dieser Konstruktionstyp stellt eine ressourcenschonende Innovation dar und ist richtungsweisend für Folgeprojekte im Mobilitätssektor. Die Jury würdigt das Projekt, da es Antworten auf zwei aktuelle Fragestellungen im Bauwesen gibt: den nachhaltigen Materialeinsatz und die Mobilitätswende.

Die Jury des Wettbewerbs von links nach rechts: Prof. Dr.-Ing. Jan Akkermann und Dr.-Ing. Christine Lemaitre (vordere Reihe), Prof. Dr.-Ing. Helmut Schmeitzner, Dirk Scheinemann und Prof. Dr.-Ing. Stephan Engelsmann (mittlere Reihe) sowie Prof. Dr.-Ing. Steffen Marx und Prof. Dr.-Ing. Martin Mertens (obere Reihe).

Foto: BingK

Deutscher Ingenieurbaupreis 2024

Die nächste Verleihung des im Zweijahre-Turnus verliehenen Deutschen Ingenieurbaupreises ist für September 2024 in Berlin geplant. Die Hoffnung ist, wie der Abteilungsleiter Bauwesen im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Dirk Scheinemann in seinem Schlusswort bemerkte, dass sich auch andere Ingenieurdisziplinen künftig vermehrt angesprochen fühlen und Projekte einreichen – immerhin hatte nach 2020, als die Kienlesbergbrücke in Ulm den Staatspreis erhielt, nun bereits zum zweiten Mal hintereinander eine Brücke gewonnen.

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Von Bundesingenieurkammer / Dr. Karlhorst Klotz