Heiko Mell 01.01.2016, 14:00 Uhr

Wie kann ein Ingenieur betriebswirtschaftliche Kenntnisse erwerben?

Frage: Ich bin 22 Jahre alt, studiere an der TH in … und werde in Kürze mein Vordiplom haben.
Ihre Mahnungen zu Herzen nehmend, habe ich vor einiger Zeit begonnen, mich mit meiner Karriereplanung intensiv auseinanderzusetzen. In den Berufsbereichen, die mich sehr interessieren, wird immer wieder darauf hingewiesen, daß betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse verlangt werden oder zumindest sehr von Nutzen sind.

Auf meine Frage, was denn nun genau betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse seien, erhielt ich von meinen Gesprächspartnern auch nach einigem Nachbohren immer nur die Antwort: „Ein Aufbaustudium oder etwas Ähnliches.“
Da ich bis zu meinem Diplom wahrscheinlich zwölf Semester benötigen werde, erscheint mir die Dauer eines Aufbaustudiums mit fünf Semestern zu lang. Eine Alternative sehe ich für mich darin, in der Zeit bis zu meinem Studienabschluß im Maschinenbau das Vordiplom der Betriebswirtschaftslehre zu erwerben, ohne dabei meine Studienzeit um wahrscheinlich mehr als zwei Semester auszudehnen.

Würde also ein Vordiplom der Betriebswirtschaftslehre, das man parallel zum Diplom des Maschinenbaus erwirbt, positiv als entsprechende Grundkenntnisse gewertet oder würde dies im Lebenslauf eher negativ auffallen (als etwas, das begonnen und nicht zu Ende geführt wurde)?

Antwort:

Stellen Sie sich einmal umgekehrt einen Diplom-Kaufmann vor (Universitätsstudium der Betriebswirtschaft), der nebenbei das ehrenwerte Ziel verfolgt, technische Kenntnisse zu erwerben, mit denen sich dann in der Praxis auch etwas anfangen läßt. Dieser Mensch nun könnte auf die Idee kommen, nebenbei ein Vordiplom des Maschinenbaus zu erwerben. Würden Sie als künftiger Ingenieur dazu raten? Niemand wird das tun wollen gerade bis zum Vordiplom lernt man wichtige Grundlagen für das spätere Hauptstudium bzw. für das spätere Ausüben dieser Tätigkeit aber eben nur Grundlagen ohne den so wichtigen praktischen Hintergrund. Konkret: Was wäre ein Bewerber wert, der nur das Grundstudium des Maschinenbaus hätte und sonst nichts?

Ähnlich ist es auch in Ihrem Fall. Nur dem betriebswirtschaftlichen Laien kommt es so vor, als hätte er mit dem Grundstudium der Betriebswirtschaft irgend etwas Vorzeigbares in Händen, Kaufleute werden das anders sehen.

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Generell gilt: Erfinden Sie nach Möglichkeit im Bereich der Ausbildung (also auch Studiengestaltung) nichts, was bisher noch nicht dagewesen ist. Natürlich kann eines (seltenen) Tages eine irgendwo hergeholte Spezialqualifikation für Sie den Ausschlag im positiven Sinne geben, wahrscheinlich ist dies jedoch nicht. Es reicht, wenn man sich mit den Dingen beschäftigt, die allenthalben empfohlen werden, die es gibt und für die Sie in Stellenangeboten eine Nachfrage sehen. Letzteres wird bei einem Vordiplom in einer fremden Fachrichtung praktisch niemals der Fall sein!Abraten möchte ich bei der Gelegenheit (nicht aus fachlichen Gründen, sondern eher aus schwieriger zu definierenden Überlegungen des eigenen Selbstverständnisses heraus) auch davon, nach einem TH-Studium beispielsweise des Maschinenbaus nun ein schneller zu absolvierendes FH-Aufbaustudium oder den „staatlich geprüften Betriebswirt“ anzustreben. Das wissenschaftliche Niveau des Hauptstudiums sollte schon erhalten bleiben.

Für die anderen Leser: Es ist keinesfalls so, daß ohne wirtschaftswissenschaftliches Aufbaustudium in der Praxis nun gar nichts mehr liefe. Wäre dies so, wäre der Studiengang Maschinenbau längst um die Pflicht zum Aufbaustudium erweitert worden, das jedoch ist absolut nicht der Fall.

Es ist jedoch so, daß gerade die letzte Krise gezeigt hat: Das einfache Absolvieren eines Studiums auch mit guten Noten reicht nicht mehr aus, um mit hinreichender Sicherheit und problemlos in der Praxis eine Anstellung im Rahmen der eigenen Vorstellungen zu finden. Entscheidend ist vielmehr das „Mehr“, das der einzelne über dieses „nackte“ Studium hinaus bietet. Das können im Einzelfall Auslandssemester, besonders intensive Praktika (z. B. auch wieder Auslandspraktika) ebenso sein wie in ausgedehnten Ferienjobs erworbene Spezialkenntnisse. Das wäre in manchen Fällen das Engagement neben dem Studium im gesellschaftspolitischen Bereich, bei einem anderen Entscheidungsträger kann man mehr gewinnen, wenn man die Bundeswehr zum Einstieg in die Reserveoffizierslaufbahn genutzt hat. Erfreulicherweise denken Firmen und insbesondere die dort tätigen entscheidenden Personen in diesem Bereich unterschiedlich so findet jedes „Töpfchen“ irgendwo sein „Deckelchen“. Allen gemeinsam aber ist die Erkenntnis, daß ein stur vor sich hin studierender junger Mensch, auch wenn er dabei ein gutes Ergebnis erreicht, damit allein nicht mehr an die Spitze eines Bewerberfeldes kommt.

Das betriebswirtschaftliche Aufbaustudium für Ingenieure, an vielen technischen Hochschulen zielgerichtet angeboten, ist eine solche Zusatzleistung, mit der man ggf. besonderen Einsatz und besondere Qualifikation zeigt und im Wettbewerb gegenüber anderen Anfängern vorn liegt.

Ich habe an anderer Stelle schon einmal gesagt: Betriebswirtschaftliches Zusatzwissen schadet bei Ingenieuren niemals. Man kann dieses Aufbaustudium nur deshalb nicht generell empfehlen, weil es Zeit kostet. Mancher Student würde damit zu alt werden. Insbesondere wenn man so die magische Zahl „30“ überschreitet, sollte man sehr vorsichtig damit umgehen.

Ich will keineswegs Spezialist für Studiendetails werden, auch das habe ich bereits oft betont. Ich möchte aber immer wieder versuchen, den Blick insbesondere jüngerer Leser für Lösungen zu schärfen, die für Initiative, Kreativität, Engagement außerhalb des Durchschnitts liegen: Würde ich beispielsweise einen jungen Diplom-Kaufmann suchen, der besonderes technisches Verständnis mitbringen müßte (so etwas ist denkbar), dann würde es mir außerordentlich imponieren, wenn der beispielsweise darauf hinweisen würde, er hätte während seines Studiums das für Ingenieure vorgeschriebene Praktikum in der Metallverarbeitung absolviert. Es ginge mir weniger um die Kenntnisse, die er dabei nun erworben hat, als um den Denkansatz und um das Engagement in diesem Bereich. Ebenso könnte ich mir vorstellen, daß ein Ingenieur während seines Studiums in den Semesterferien auch einmal ein kaufmännisches Praktikum absolviert wenn er dafür einen verständnisvollen Unternehmenspartner findet. Natürlich ersetzt das niemals das Aufbaustudium, ist aber ein Anfang.

Letzten Endes geht es ja gar nicht darum, in dem Ingenieur gleichzeitig auch noch den perfekten Kaufmann zu finden. Beides kann man ohnehin nicht gleichzeitig bis zur Vollendung treiben. Entweder würde man während des Studiums zu alt oder man fände hinterher keinen Job, in dem man beides sinnvoll anwenden könnte. Es geht lediglich darum, einen Ingenieur zu finden, der betriebswirtschaftlichen Überlegungen gegenüber aufgeschlossen ist, der sich mit „kaufmännischen Zahlen“ überhaupt schon einmal beschäftigt hat und der nicht nur „technikverliebt“ ist, sondern auch kostenbezogen denkt etc..

Mißtrauisch, wie Bewerbungsempfänger nun einmal sind, geben sie sich mit dem Hinweis, man hätte sich schon immer für bestimmte Fragen interessiert, nicht zufrieden. Man will dann irgend etwas sehen in der Bewerbung, was die Behauptung stützt. Insofern ist auch das hier angesprochene betriebswirtschaftliche Vordiplom keineswegs etwa völlig falsch es könnte Sie nur zu der Ansicht verführen, nun betriebswirtschaftliche Kenntnisse eines bestimmten Ausprägungsgrades zwingend nachweisen zu können. Das wäre sicher nicht richtig, das Interesse an der Thematik jedoch wäre hinreichend nachgewiesen. Nur wer über das Interesse hinaus auch verwertbare Kenntnisse nachweisen will, liegt mit einem Aufbaustudium besser.

Ich kann nicht für jeden betrieblichen Entscheidungsträger meine Hand ins Feuer legen, aber mir würde folgendes sehr imponieren: Ein TH-Absolvent des Maschinenbaus weist gegen Ende seines Studiums in der Bewerbung nach, daß er neben seinem Studium aushilfsweise im Finanzund Rechnungswesen (also im kaufmännischen Bereich) eines Wirtschaftsunternehmens gearbeitet hat (wobei ich nicht erwarte, daß er persönlich dem Wirtschaftsprüfer Ratschläge im Hinblick auf die Bilanzgestaltung gegeben hat). Wenn er dies dann von Anfang an als klare Absicht mit der Zielrichtung darstellt, die Hinwendung zur Betriebswirtschaft zusätzlich unter Beweis zu stellen, dann ist er seinem Ziel doch schon wesentlich näher.

Jetzt brauchen Sie mich nur noch zu fragen, wie man an eine solche Möglichkeit herankommt. Meine Antwort darauf: Die Leute bringen während des Studiums Erstaunliches zustande. Manche durchqueren die Sahara in geliehenen Autos, andere werden in dieser Zeit zum Südamerikaspezialisten oder organisieren Kanufahrten in der argentinischen Pampa (ich habe inzwischen gelernt, daß das irgendwie geht irgendwo gibtÕs da Wasser und nicht bloß Gras, wie ich naiv dachte). Auch da weiß ich nicht, wie man das macht, hier ergreift der Interessierte einfach irgendwie selbst die Initiative. Lebenserfahrung: Es geht erstaunlich viel, wenn man etwas mit ganzer Kraft will und sich von Rückschlägen überhaupt nicht entmutigen läßt.

Kurzantwort:

1. In allen Studien und Ausbildungsfragen sollte der betroffene Mensch höchst vorsichtig sein mit Vorhaben, bei denen er Neuland betritt oder Dinge kombiniert, die in dieser Kombination nie nachgefragt werden (Stellenangebote der letzten Jahre). Auch wer das erste Auto mit fünf Rädern anbietet, muß auf dem Markt mit Akzeptanzproblemen rechnen.

2. Das Vordiplom in einer fremden Fachrichtung (Betriebswirtschaft bei einem Ingenieur) beweist entsprechendes Interesse, aber noch keine direkt verwertbaren Kenntnisse. Ein darauf abgestimmtes Aufbaustudium hingegen stellt Interesse und solide Kenntnisse unter Beweis.

Frage-Nr.: 1092
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 44
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 1998-10-30

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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