Hightech für 124 Millionen Euro 07.04.2014, 11:54 Uhr

Neues Forschungsschiff Sonne hat das Baudock verlassen

Der neue Star der deutschen Forschungsflotte, die 124 Millionen Euro schwere „Sonne“ hat die Bauhalle der Papenburger Meyer Werft verlassen. Im Mai wird das Hightech-Schiff über die Ems nach Emden überführt. Von dort aus starten Fahrten in die Nord- und die Ostsee, um die Seetauglichkeit der 116 Meter langen und mehr als 20 Meter breiten  Sonne zu überprüfen. 2015 sollen die ersten Forschungsreisen in den Indischen und den Pazifischen Ozean starten.

Fast fertig: Das neue Forschungsschiff Sonne liegt noch im Baudock der Meyer-Werft in Papenburg. Zwei Tage später, am 5. April 2014, wurde ausgedockt. 

Fast fertig: Das neue Forschungsschiff Sonne liegt noch im Baudock der Meyer-Werft in Papenburg. Zwei Tage später, am 5. April 2014, wurde ausgedockt. 

Foto: dpa/Ingo Wagner

„Mit dem neuen Forschungsschiff Sonne steht den deutschen Meeresforschern eines der weltweit modernsten Instrumente zur Verfügung, um den Einfluss der Meere auf unser Klima zu untersuchen“, erklärte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. „Mit dem Neubau setzen wir die Modernisierung der deutschen Forschungsflotte fort.“

Die erste Sonne ist 45 Jahre alt

Und das tut Not, denn die ist inzwischen deutlich angejahrt. Das legendäre Forschungsschiff Sonne ist seit über 35 Jahren im Einsatz. Diese alte Sonne fuhr seit Betriebsbeginn im Jahre 1969 zunächst acht Jahre als Fischtrawler durch die Meere, bevor sie 1977 fit gemacht wurde für ihren Einsatz im Dienst der Wissenschaft. Mit 97,61 Metern über alles und 14,2 Metern Breite brauchte sich die alte Sonne vor keinem anderen Forschungsschiff zu verstecken. Dieses Schiff konnte bis zu 50 Tagen ohne jede Hafenversorgung für die Forschung die Meere durchpflügen.

Nagelneues Forschungsschiff für 124 Millionen Euro

Die neue Sonne wird nun noch stattlicher: Sie kommt mit einer Länge über alles von 116 Metern daher und protzt mit einer Breite von 20,60 Metern. Ihr Motor hat eine Leistung von 6480 Kilowatt, ihr Tiefgang wird bei 6,40 Metern liegen. Das insgesamt 124 Millionen Euro teure Forschungsschiff soll 2015 seinen gleichnamigen Vorgänger ablösen.

Das neue Forschungsschiff

Das neue Forschungsschiff „Sonne“ wird am 5. April 2014 aus dem überdachten Baudock der Meyer-Werft in Papenburg (Niedersachsen) ausgedockt. Es ist 116 Meter lang und 20,60 Meter breit.

Quelle: dpa/Ingo Wagner

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Haupteinsatzgebiet wird die Tiefsee im Indischen und im Pazifischen Ozean sein. Dort wollen Wissenschaftler etwa die Einflüsse dieser Meere auf das Klima erforschen. Mit dem Schiff werden auch Fragen zu Rohstoffen aus dem Meer und zum Eingreifen des Menschen in die maritimen Ökosysteme untersucht.

Entscheidung für die neue Sonne fiel bereits im Jahre 2008

Die Geschichte der Sonne Zwo beginnt bereits im Jahre 2008: Da vereinbarte die damalige Bundesforschungsministerin Annette Schavan gemeinsam mit den Küstenländern Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sowie den beiden Hansestädten Hamburg und Bremen den Bau eines neuen Tiefseeforschungsschiffes. Am 31. Mai 2011 gaben Schavan und Niedersachsens damalige Wissenschaftsministerin Johanna Wanka dann grünes Licht für den Bau der Sonne Zwo.

Vibrationsarmer Schiffskörper stört nicht das Echolot

Der Schiffskörper dieser neuen Sonne ist nach Werftangaben so gestaltet, dass es bei der Fahrt nicht zu störenden Vibrationen oder Luftblasen während empfindlicher Echolotuntersuchungen kommt. Zudem ist das moderne Schiff besonders umweltfreundlich und energieeffizient, wie die Werft betont.

Der Stolz der deutschen Forschungsflotte kann neben 35 Besatzungsmitgliedern bis zu 40 Wissenschaftler beherbergen. Zudem bietet das Schiff Platz für bis zu 25 Standardcontainer mit Material. Das Schiff verfügt am Heck über einen großen Kran mit einer Hebekraft von 30 Tonnen, beispielsweise zum Aussetzen von Forschungs-U-Booten. Vier Ladekräne mit einer Hubkraft von zehn Tonnen, drei kleine Kräne und eine Container-Ladebrücke ermöglichen den Transport von Forschungsmaterial über das ganze Schiff. Eine Seilwinde erlaubt das Ablassen von Geräten bis zum Meeresgrund auf 12.000 Meter Wassertiefe.

90 Prozent der Kosten trägt der Bund

Die neue Sonne wird zu 90 Prozent vom Bund bezahlt. Den Rest teilen sich die fünf Küstenländer. Der Heimathafen der Sonne Zwo wird Wilhelmshaven sein. „Weil wir als Küstenland großes Interesse an der Forschung zum Klimawandel haben, hat sich Niedersachsen besonders stark für den Bau der Sonne engagiert“, sagte die niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljajić. Als Betreiber der neuen Sonne soll die Tiefseeforschungsschiff GmbH fungieren, das ist ein Konsortium aus der Werft und der Bremer Reederei RF Forschungsschifffahrt.

Alte Sonne war Schauplatz in Schätzings „Der Schwarm“

Die deutsche Forschungsflotte besteht aus insgesamt zwölf Schiffen. Auch der Eisbrecher Polarstern gehört dazu. Bis zum Jahre 2020 will das Bundesforschungsministerium ordentlich investieren. Neben dem Polarstern sollen auch Poseidon und Meteor in einer Neuauflage über die Meere schippern. Das eisrandfähige Forschungsschiff Merian ist bereits in einer Neuauflage in den Ozeanen unterwegs.

Das alte Forschungsschiff Sonne während seiner 210. Expedition vor der Küste Chiles.

Das alte Forschungsschiff Sonne während seiner 210. Expedition vor der Küste Chiles.

Quelle: GEOMAR/B. Grundmann

Im nächsten Jahr erhält es dann Verstärkung von der neuen Sonne. Diese muss sich dann in der Praxis beweisen. Ihre Vorgängerin jedenfalls wurde berühmt, weil sie sich unsterblich in das kollektive Gedächtnis eingegraben hat: Die Untersuchungen in der Norwegischen See im Roman „Der Schwarm“ von Frank Schätzing werden von Bord der alten Sonne durchgeführt. Das muss Sonne Zwo erst einmal toppen.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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