Riese erblickt das Licht der Welt 09.08.2025, 17:50 Uhr

Meyer Werft: Erster Blick auf das Kreuzfahrtschiff „Disney Destiny“

Unter großer Aufmerksamkeit hat das neue Kreuzfahrtschiff Disney Destiny die Bauhalle der Meyer Werft in Papenburg verlassen.

Stück für Stück verlässt das neue Kreuzfahrtschiff "Disney Destiny" das Baudock der Meyer Werft in Papenburg. Foto: picture alliance/dpa | Lars Penning

Stück für Stück verlässt das neue Kreuzfahrtschiff "Disney Destiny" das Baudock der Meyer Werft in Papenburg.

Foto: picture alliance/dpa | Lars Penning

Am 9. August war es soweit: Die Meyer Werft in Papenburg dockt das neue Kreuzfahrtschiff „Disney Destiny“ aus. Für die Werft, die zuletzt wirtschaftlich in schwerem Fahrwasser war, ist das Manöver mehr als nur Routine. Es ist ein Schritt, der Technik, Handwerk und Zukunftshoffnung verbindet. Ab 8.30 Uhr wurde das rund 340 Meter lange LNG-Kreuzfahrtschiff mit Schleppern aus dem Baudock in den Werfthafen gezogen.

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Blick zurück: Die heiße Bauphase begann 2024

Am 20. März 2024 wurde der Neubau offiziell auf Kiel gelegt – ein traditionsreicher Moment, der den Übergang in die heiße Bauphase markierte. Nur drei Wochen zuvor hatte ein weiteres Kapitel begonnen: Die erste Maschinenraumsektion, seit Ende 2023 auf der Neptun Werft in Rostock im Bau, machte sich auf den Weg nach Papenburg.

Dieses sogenannte „FERU“-Modul (Floating Engine Room Unit) ist 140 Meter lang, wiegt rund 10.000 Tonnen und war bei der Abfahrt bereits mit den MAN-Hauptmaschinen und den LNG-Tanks für den Treibstoff ausgerüstet. Teile der Schiffstechnik waren ebenfalls schon installiert.

Überführung nach Papenburg

Die Überführung erfolgte am 12. April 2024 durch den Nord-Ostsee-Kanal – eine logistische Herausforderung, da die Sektion mit rund 40 Metern gut acht Meter breiter war als regulär erlaubt. Dafür musste eine Sondergenehmigung erteilt werden. Die Alternative, wie 2022 bei der „Disney Treasure“ über Skagerrak und Nordsee zu fahren, wäre länger und riskanter gewesen.

Mit dem Eintreffen der FERU begann für die „Disney Destiny“ die gleiche Bauintensität, die zuvor bei der „Disney Treasure“ ihren Höhepunkt erreicht hatte. Sie ist das dritte Schiff der sogenannten Triton-Klasse – einer Baureihe, die 2020 mit der „Disney Wish“ begann. Laut Reederei wird Minnie Mouse als Mottofigur das Schiff zieren. Die Kreuzfahrtriesen dieser Klasse vermessen 144.000 BRZ, sind 340 Meter lang und bieten Platz für rund 3.500 Passagiere. Ihr Einsatzgebiet: der US-Markt.

Video vom Bau des Kreuzfahrtschiffs

Im Januar 2025 hat Disney Cruise Line ein Video zum Baufortschritt der Disney Destiny auf der Meyer Werft in Papenburg veröffentlicht. Im Zeitraffer-Video ist zu sehen, wie der Neubau mit jeder Sektion weiter wächst.

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Zurück in die Gegenwart: Zeitplan bis zur Emsüberführung

Nach dem Ausdocken am 9. August bleibt die „Disney Destiny“ zunächst im Werfthafen, um letzte Arbeiten zu absolvieren. Anfang September folgt die Emsüberführung in Richtung Nordsee – ein weiteres Ereignis, das traditionell viele Schaulustige anzieht.

Über den Atlantik fährt das Kreuzfahrtschiff zunächst ohne Gäste. Ende September oder Anfang Oktober steht die Übergabe an die Reederei an. Die Jungfernfahrt mit Passagieren startet am 20. November von Fort Lauderdale, Florida, zu den Bahamas.

Disney Destiny dockt aus

Disney Destiny dockt aus: Noch ist ein Stück des neuen Kreuzfahrtschiffes zu sehen.

Foto: picture alliance/dpa | Lars Penning

Kreuzfahrtschiff mit Disney-Motto „Helden und Bösewichte“

Wie bereits geschrieben, ist die „Disney Destiny“ das dritte Schiff der sogenannten Wish-Klasse, gebaut von der Meyer Werft Papenburg. Zwei weitere Schiffe folgen 2027 und 2028. An Bord finden rund 4.000 Gäste Platz. Es gibt 1.256 Kabinen, darunter die „Destiny Tower Suite“ im Stil von Iron Man.

Im Atrium begrüßt eine Statue von Black Panther die Gäste, am Heck thront Spider-Man mit seinen „Spiderbots“. Das Freizeitangebot umfasst zwei Kinos, mehrere Themenrestaurants, Disney-Musicals, zehn Pools und Wasserspielbereiche. Eine besondere Attraktion ist eine Wasserrutsche mit Film-Animationen, die sich über das Schiff zieht.

Bug der Disney Destiny

Ganz eindeutig ein Disney-Schiff. Noch ist die Destiny in der Werfthalle.

Foto: picture alliance/dpa | Lars Penning

LNG-Antrieb und Schiffstechnik

Die „Disney Destiny“ fährt mit verflüssigtem Erdgas (LNG), das sauberer verbrennt als Schweröl. Der Antrieb erfolgt über zwei Propellergondeln, unterstützt von vier Querstrahlsteueranlagen für präzise Hafenmanöver. Die Maschinenleistung liegt bei 63.000 Kilowatt – genug für eine Höchstgeschwindigkeit von 44 km/h.

Mit einer Länge von 341 Metern, einer Breite von 40 Metern und einer Vermessung von 144.000 BRZ zählt die „Disney Destiny“ zu den größten Kreuzfahrtschiffen, die je in Deutschland gebaut wurden.

Ein Markenzeichen der Disney-Kreuzfahrtschiffe sind ihre musikalischen Schiffshörner. Die „Disney Destiny“ spielt neben bekannten Melodien wie „Circle of Life“ oder dem „Spider-Man“-Titelsong auch Stücke aus „Die Unglaublichen“, „Hercules“ und „101 Dalmatiner“.

Technische Daten der „Disney Destiny“

Schiffstyp: Kreuzfahrtschiff (Wish-Klasse)
Reederei: Disney Cruise Line
Werft: Meyer Werft, Papenburg
Baunummer: S. 706
Länge: 341 m
Breite: 40 m
Tiefgang: 9 m
Vermessung: 144.000 BRZ
Antrieb: LNG (verflüssigtes Erdgas), 2 Propellergondeln
Maschinenleistung: 63.000 kW
Höchstgeschwindigkeit: 24 kn (44 km/h)
Besatzung: ca. 1.606 Personen
Passagierkapazität: ca. 4.116 Gäste
Kabinen: 1.254
Indienststellung: geplant am 20. November 2025
Heimathafen: Nassau, Bahamas

 

Bedeutung für die Meyer Werft Papenburg

Für die Meyer Werft ist die „Disney Destiny“ Teil einer strategisch wichtigen Auftragsserie. Neben diesem Neubau gehören dazu auch der Umbau der „Disney Adventure“ (2025) und künftige Schiffe bis 2028.

Allerdings: Nach 2031 sind die Auftragsbücher derzeit leer. Das bereitet Sorgen – nicht nur den 3.500 Beschäftigten der Werft, sondern auch den Zulieferbetrieben. Rund 20.000 Arbeitsplätze hängen in der Region direkt oder indirekt vom Kreuzfahrtschiffbau ab.

ein Feuerwerk für Disney Destiny

Ein Feuerwerk für das neue Kreuzfahrtschiff „Disney Destiny“ der Meyer Werft in Papenburg.

Foto: picture alliance/dpa | Lars Penning

Aus der Krise gerettet

Noch 2024 stand die Meyer Werft kurz vor der Insolvenz, mit 2,8 Milliarden Euro Schulden. Der Bund stieg als Anteilseigner ein, Niedersachsen unterstützte finanziell. Kanzler Olaf Scholz versprach beim Werftbesuch: „Wir lassen euch mit euren Sorgen nicht allein.“

Wirtschaftsminister Robert Habeck musste zunächst überzeugt werden, da Kreuzfahrtschiffe nicht zum Kernthema seiner Partei zählen. Doch für Papenburg und die maritime Wirtschaft in Deutschland ist der Kreuzfahrtschiffbau ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Neuer Kurs mit neuer Führung

Nach der Rettung wechselte die Führung. Bernard Meyer trat ab, Bernd Eikens und Ralf Schmitz übernahmen. Sie setzen auf einen „konsequenten Sanierungspfad“ – inklusive Stellenabbau. Das sorgte für Konflikte mit dem Betriebsrat, inzwischen habe man sich jedoch wieder angenähert, heißt es.

Der Bund plant, seine Anteile 2028 wieder zu verkaufen. Ob sich bis dahin ein neuer Investor findet, ist unklar. Ministerpräsident Olaf Lies warnt vor Debatten, die die Stabilität der Werft gefährden könnten.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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