Größtes Elektroschiff der Welt bekommt 250-Tonnen-Akku
Mit der „China Zorilla“ ist kürzlich ein Schiff der Superlative vom Stapel gelaufen. Sie ist nicht nur das größte je gebaute E-Fahrzeug der Welt, sondern auch das weltgrößte Aluminiumschiff.

Das größte Elektroschiff der Welt wird von einem 250 t schweren Akku angetrieben.
Foto: Incat Tasmania Pty Ltd
130 m lang ist die „China Zorilla“, das derzeit größte Schiff mit Elektroantrieb der Welt. Rund 2100 Passagiere finden auf ihr Platz und darüber hinaus noch 255 Fahrzeuge. Und das trotz eines gewaltigen Akkus. Denn um die E-Fähre zu bewegen, braucht es einen Energiespeicher von 250 t Gewicht. 40 MWh fasst der Großspeicher und damit in etwa so viel wie 400 E-Fahrzeuge.
„China Zorilla“ ursprünglich nicht als Elektroschiff konzipiert
Dabei wurde die Fähre ursprünglich gar nicht für einen E-Antrieb konstruiert. Die China Zorilla, benannt nach einer Schauspielerin aus Uruguay, sollte einen konventionellen Flüssiggasantrieb bekommen. Das Ziel, Treibhausgasemissionen entscheidend zu verringern, konnte damit aber nicht erreicht werden, erkannten die Konstrukteure. Flüssiggas (LNG) gilt zwar als sauberer als Schweröl oder Diesel, bei der Verbrennung entweichen aber immer geringe Mengen von unverbranntem Methan, der sogenannte Methanschlupf. Methan wiederum ist um ein Vielfaches klimaschädlicher als CO₂, sodass unterschiedliche Studien zu dem Ergebnis kommen, dass der Einsatz von LNG in der Schifffahrt nur eine Treibhausgasreduktion von maximal 15 % gegenüber Schiffsdiesel leisten kann.
Nur ein Drittel vom Gewicht einer vergleichbaren Fähre
Anders bei der China Zorilla. Sie ist nicht nur das größte E-Fahrzeug der Welt, sondern zugleich das größte je gebaute Aluminiumschiff. Der Schiffbauer Incat spricht davon, dass die E-Fähre nur ein Drittel von dem wiege, was eine vergleichbare Fähre auf die Waage bringt. Dank der konsequenten Leichtbauweise ist das Schiff in der Lage, die 56 km lange Strecke zwischen der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires und der argentinisch-uruguayischen Grenzstadt Colonia del Sacramento zurückzulegen, ohne auf eine Hybridlösung angewiesen zu sein. Entsprechend stolz gab sich Incat-CEO Stephen Casey beim Stapellauf der Fähre. „Wir bauen nicht nur ein Schiff – wir bauen die Zukunft“, sagte er. „Der Schiffskörper beweist, dass emissionsarme Transportlösungen in großem Maßstab nicht nur möglich sind, sondern dass sie jetzt schon zur Verfügung stehen.“
Antrieb mit Wasserstrahl
Eine weitere technische Besonderheit ist der Antrieb. Die spektakuläre E-Fähre wird in Zukunft auf einer Strecke auf dem Río de la Plata pendeln, die an einigen Stellen nur 2,5 m Wassertiefe aufweist. Deshalb setzten die Erbauer auf insgesamt acht Wasserstrahlantriebe, wie sie etwa bei Jetskis zum Einsatz kommen. Freilich in viel kleinerem Maßstab. Das innovative System ermöglicht dennoch eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 Knoten (rund 56 km/h). Laut Auskunft des finnischen Antriebherstellers Wärtsilä erzielt die China Zorilla im Zusammenspiel von Gewicht, Batterie und Antrieb einen viermal höheren Wirkungsgrad als übliche Elektro- oder Hybridschiffe.
Fährbetrieb soll noch 2025 starten
Der Fährbetrieb soll noch in diesem Jahr beginnen. Derzeit laufen noch Ausbauarbeiten im Schiffsinneren. Auch hier wartet die China Zorilla mit einem Superlativ auf. Denn das 2300 m² große Einzelhandelsdeck, in dem die Reisenden zollfrei einkaufen können, wird die größte Verkaufsfläche auf einer Fähre überhaupt sein. Verläuft alles nach Plan, wird die China Zorilla dann zwei dieselbetriebene Fähren ersetzen und so unmittelbar zur Reduktion von Treibhausgasen beitragen.
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