Flugpersonal betroffen 18.02.2016, 07:00 Uhr

Giftige Dämpfe in Flugzeugkabinen: Göttinger Forscher finden Schadstoffe im Blut

Fluggesellschaften werden dieses Forschungsergebnis verfluchen: Menschen in Flugzeugkabinen sind oftmals giftigen Dämpfen ausgesetzt und erkranken dadurch. Das haben Forscher der Universität Göttingen jetzt bestätigt. Nach drei Jahre langen Untersuchungen. 

Cockpit eines Flugzeugs: Göttinger Forscher haben Schadstoffe aus Flugzeugkabinen im Blut von Patienten nachgewiesen. Die Kabinenluft wird bei fast allen Passagierflugzeugen aus den Triebwerken abgezapft. Bei starker Hitze könnten in Kerosin, Enteisungsmitteln oder Öl enthaltene Giftstoffe freigesetzt werden.

Cockpit eines Flugzeugs: Göttinger Forscher haben Schadstoffe aus Flugzeugkabinen im Blut von Patienten nachgewiesen. Die Kabinenluft wird bei fast allen Passagierflugzeugen aus den Triebwerken abgezapft. Bei starker Hitze könnten in Kerosin, Enteisungsmitteln oder Öl enthaltene Giftstoffe freigesetzt werden.

Foto: Lukas Schulze/dpa

Die Befürchtung, dass die Luft in Flugzeugkabinen giftige Dämpfe enthalten kann, gibt es schon lange. Doch so intensiv wie die Göttinger Forscher haben sich bisher unabhängige Wissenschaftler des Problems noch nicht angenommen. Beinahe drei Jahre lang untersuchten Arbeitsmediziner um Astrid Heutelbeck Menschen, die unmittelbar nach ihrem Flug über Beschwerden klagten. Dabei wurden laut Spiegel mehr als 140 Patienten Blut- oder Urinproben entnommen und analysiert. Überwiegend handelte es sich bei den Betroffenen um Flugpersonal.

Flüchtige organische Verbindungen

Gefunden haben die Forscher regelmäßig sogenannte flüchtige organische Verbindungen (VOC) oder deren Abbauprodukte.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektingenieur (w/m/d) Telematik-Infrastruktur Die Autobahn GmbH des Bundes
Frankfurt am Main Zum Job 
KLINGEL medical metal GmbH-Firmenlogo
Project Engineer New Product Introduction (m/w/d) KLINGEL medical metal GmbH
Pforzheim Zum Job 
Rheinmetall AG-Firmenlogo
Prozessingenieur F-35 (m/w/d) Rheinmetall AG
Düsseldorf, Weeze Zum Job 
G+D Currency Technology GmbH-Firmenlogo
ESG Analyst (m/w/d) G+D Currency Technology GmbH
Leipzig Zum Job 
Celonic Deutschland GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Technical Team Manager (w/m/d) Qualification & Asset Change Control Celonic Deutschland GmbH & Co. KG
Heidelberg Zum Job 
Stadtwerke Südholstein GmbH-Firmenlogo
Betriebsingenieur für die Anlageneinsatzplanung Fernwärme (m/w/d) Stadtwerke Südholstein GmbH
Pinneberg Zum Job 
Jungheinrich AG-Firmenlogo
Projektmanager Technical Sales (m/w/d) Region Hamburg, Niedersachsen, Bremen Jungheinrich AG
Region Hamburg, Niedersachsen, Bremen Zum Job 
Rheinmetall AG-Firmenlogo
Systemingenieur Signalverarbeitung & Kameratechnik (m/w/d) Rheinmetall AG
Rheinmetall AG-Firmenlogo
Projektleiter Systementwicklung mittelschwere Radfahrzeuge (m/w/d) Rheinmetall AG
Jungheinrich Norderstedt AG & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Entwicklung Embedded Software (m/w/d) Batterien und Ladegeräte Jungheinrich Norderstedt AG & Co. KG
Norderstedt Zum Job 
ELE Verteilnetz GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik als Teamleiter Schaltanlagen Planung und Bau (m/w/d) ELE Verteilnetz GmbH
Gladbeck Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurin / Projektingenieur (w/m/d) Elektrotechnik Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
LEONHARD WEISS GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Bauleiter (m/w/d) mit Polnischkenntnissen LEONHARD WEISS GmbH & Co. KG
bundesweit Zum Job 
Lapp Group-Firmenlogo
Consultant (m/w/d) Product Compliance Lapp Group
Stuttgart Zum Job 
Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH-Firmenlogo
Projektleitung (m/w/d) Wohnungsbau / Modernisierung Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH
Stuttgart Zum Job 
LEONHARD WEISS GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektmanager Immobilienprojekte (m/w/d) LEONHARD WEISS GmbH & Co. KG
Göppingen, Satteldorf Zum Job 
Hochschule Kaiserslautern-Firmenlogo
W2-Professur für Werkstoff- und Fertigungstechnik Hochschule Kaiserslautern
Kaiserslautern Zum Job 
Wasserverband Garbsen-Neustadt a. Rbge.-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker (w/m/d) als Leitung der Abteilung Netzbau und -betrieb Wasserverband Garbsen-Neustadt a. Rbge.
Garbsen Zum Job 
VGH Versicherungen-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) der Versorgungstechnik VGH Versicherungen
Hannover Zum Job 
NEOPERL GmbH-Firmenlogo
Versuchsingenieur (m/w/d) NEOPERL GmbH
Müllheim Zum Job 
Auch Fluggäste können giftigen Dämpfen in der Kabine ausgesetzt sein. Von körperlichen Beschwerden betroffen ist allerdings überwiegend Flugpersonal.

Auch Fluggäste können giftigen Dämpfen in der Kabine ausgesetzt sein. Von körperlichen Beschwerden betroffen ist allerdings überwiegend Flugpersonal.

Quelle: Christian Charisius/dpa

Belasten diese die Innenraumluft können Menschen dauerhaft am sogenannten Sick-Building Syndrom erkranken. Symptome sind Kopfschmerzen, Allergien, Müdigkeit, Leistungsminderung, Schlafstörungen und Reizungen der Atemwege.

Kabinenluft wird aus Triebwerken abgezapft

Wo aber kommen die gefährlichen Dämpfe im Flieger her? Die Forscher vermuten, dass sie in den Turbinen bei starker Hitze aus Kerosin, Enteisungsmitteln oder Öl freigesetzt werden könnten und dann über undichte Stellen im Triebwerk in die Zapfluft gelangen. Das ist naheliegend, weil in fast allen Passagierflugzeugen die Kabinenluft aus den Triebwerken abgezapft wird. Nach einer älteren Studie von Fresenius gelangt offenbar auch das Nervengift TCP in die Luft von Passagierflugzeugen. Und dieses Gift ist in Dämpfen der Triebwerksöle enthalten.

Cockpit fordert zusätzliche Hilfsturbinen

Früher war alles besser: Was giftige Dämpfe in den Flugzeugkabinen angeht, trifft dies wahrscheinlich zu. Denn ursprünglich gab es zusätzliche Hilfsturbinen für die Kabinenluft. Sie waren lange üblich, wurden dann aber aus Kosten- und Gewichtsgründen eingespart. Lediglich die Boeing 787 verzichtet auf Zapfluft direkt aus dem Antrieb.

Triebwerk: Bei fast allen Passagierflugzeugen wird die Kabinenluft aus den Triebwerken abgezapft. Zusätzliche Hilfsturbinen für die Kabinenluft, wie es sie früher gab, wurden aus Kosten- und Gewichtsgründen eingespart. 

Triebwerk: Bei fast allen Passagierflugzeugen wird die Kabinenluft aus den Triebwerken abgezapft. Zusätzliche Hilfsturbinen für die Kabinenluft, wie es sie früher gab, wurden aus Kosten- und Gewichtsgründen eingespart.

Quelle: F.Lancelot/master films/Airbus

In den kommenden Wochen werden die Göttinger Forscher ihre Ergebnisse auf Tagungen und in Fachartikeln präsentieren. Der Pilotenvereinigung Cockpit wird es neuen Auftrieb geben. Sie fordert von Flugzeugherstellern und der Europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA, die Gesundheitsrisiken für Passagiere und Besatzungen endlich abzustellen – mit zusätzlichen Hilfsturbinen.

Denn Pannen gibt es häufig: Allein in der Zeit von 2006 bis 2013 registrierte die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen bei deutschen Fluggesellschaften 663 Fälle sogenannter Dunst-Ereignisse. In die Öffentlichkeit gelangte vor allem ein Zwischenfall in einem Germanwings-Airbus beim Landeanflug auf Köln Ende 2010: Pilot und Co-Pilot griffen während der Landung zu ihren Sauerstoffmasken, nachdem sie einen scharfen Brandgeruch wahrgenommen hatten und ihnen übel geworden war. Noch rechtzeitig: Die Maschine landete damals sicher.

 

Ein Beitrag von:

  • Martina Kefer

    Diplom-Medienpädagogin und Ausbildung zur Journalistin beim Bonner General-Anzeiger

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.