Erstes Küstenschiff mit Wattlab-Solaranlage startet Regelbetrieb
Wattlab hat das Frachtschiff „Vertom Tula“ mit 44 Solar-Flatracks ausgestattet. Die Anlage liefert 79 kWp Solarleistung und deckt bis zu 20 % des Strombedarfs an Bord.
Effizienter auf See: 44 Solarmodule unterstützen Bordstromsysteme.
Foto: Wattlab
Das niederländische Unternehmen Wattlab hat ein seetüchtiges Solarenergiesystem entwickelt, das künftig einen Teil der Energieversorgung auf Schiffen übernehmen soll. In Zusammenarbeit mit dem Schifffahrtsunternehmen Vertom wurde das System nun erstmals auf einem seegängigen Frachtschiff installiert. Die „MV Vertom Tula“, ein dieselelektrisches Mehrzweckschiff mit einer Tragfähigkeit von 7280 Tonnen, ist das erste Küstenschiff weltweit, das mit dieser Technologie ausgestattet ist.
An Bord sorgen 44 Solar-Flatracks für zusätzliche elektrische Energie. Sie speisen Strom in die Bordnetze ein und reduzieren den Verbrauch der Dieselgeneratoren. Nach Berechnungen von Wattlab kann so die sogenannte Hotelbelastung – also der Strombedarf für Bord- und Komfortsysteme – um etwa 20 % gesenkt werden. Das trägt zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bei und senkt gleichzeitig die Betriebskosten.
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Dreijährige Testphase
Bevor Vertom die neue Technologie auf See einsetzte, wurden in Kooperation mit Wattlab zwei Pilotprojekte durchgeführt. Über drei Jahre hinweg wurden die Solarmodule unter realen Bedingungen in der Küstenschifffahrt getestet. Die Systeme mussten sich dabei gegen Vibrationen, salzhaltige Luft und wechselnde Wetterbedingungen bewähren.
„Während der Pilotphase haben die Testergebnisse gezeigt, dass das Solar Flatrack-System unter den rauen Bedingungen der Küstenschifffahrt gut funktioniert“, sagt Thomas van Meerkerk, Business Development Manager bei Vertom. Die Erkenntnisse aus den Tests sowie zusätzliche Untersuchungen der niederländischen Forschungsorganisation TNO bildeten die Grundlage für die Entscheidung, die „Vertom Tula“ mit einer installierten Solarleistung von 79 kWp auszustatten.
Vertom betreibt mehr als 100 Schiffe mit Tragfähigkeiten zwischen 1500 und 12.000 dwt. Das Unternehmen ist im Kurzstreckenseeverkehr aktiv und strebt an, die eigenen Transporte schrittweise nachhaltiger zu gestalten. Die Nutzung von Solarenergie ist dabei ein Baustein, um Treibhausgasemissionen und Betriebskosten zu senken.

onnenstrom an Deck: Die Vertom Tula fährt in eine grünere Zukunft.
Foto: Wattlab
Installation innerhalb eines Tages
Die Produktion und Montage der Module erfolgten in Wattlabs neuer Fertigungsstätte in Rotterdam. Anschließend wurden die 44 Solar-Flatracks im Hafen von Harlingen innerhalb eines Tages auf dem Schiff installiert. Die Befestigung erfolgt über sogenannte Container-Twist-Lock-Systeme, die auch in der Containerlogistik verwendet werden.
Bo Salet, Mitbegründer und CEO von Wattlab, erklärt: „Für Reeder ist Zeit Geld, daher sind Schnelligkeit und Benutzerfreundlichkeit wichtig. Außerdem wissen wir, dass auch ‚Platz Geld ist‘. Wenn die Paneele also entfernt werden müssen, um Platz für eine spezielle Ladung zu schaffen, kann die Besatzung sie problemlos stapeln und auf der Grundfläche eines 20-Fuß-Containers lagern.“
Die Konstruktion erlaubt eine flexible Handhabung der Module. Sie können im Bedarfsfall demontiert und gelagert werden, ohne dass zusätzliche Ausrüstung erforderlich ist.

Die Montage der Solarmodule erfolgte innerhalb eines Tages.
Foto: Wattlab
Wartungsarm und zuverlässig
Die Crew zeigte sich nach kurzer Eingewöhnung überzeugt von der neuen Technik. „Die Besatzung stellte schnell fest, dass Solar Flatracks in der Praxis einfach zu bedienen sind und nur minimalen Wartungsaufwand erfordern“, so Salet. „So bildet sich beispielsweise keine Salzkruste, da das Wasser ungehindert von den Paneelen abfließen kann.“
Die Module bleiben während des Be- und Entladens auf den Lukendeckeln montiert. Das reduziert Stillstandszeiten und vereinfacht den Betrieb. Die erzeugte Energie fließt direkt in das Bordnetz und unterstützt die Stromversorgung von Navigations-, Kommunikations- und Klimasystemen.
Wissenschaftlich validiert und ausgezeichnet
Die Wirksamkeit der Technologie wurde durch die unabhängige Forschungsorganisation TNO überprüft. Dabei wurden sowohl CO₂-Reduktion als auch Amortisationszeit der Solar-Flatracks untersucht. Der Bericht soll in Kürze veröffentlicht werden.
Aufgrund der positiven Ergebnisse wurde das Projekt für zwei IBJ Awards nominiert: den Environmental Protection Award und den Bulk Ship of the Year Award. Die Nominierungen unterstreichen die Bedeutung des Projekts für den Fortschritt in der nachhaltigen Schifffahrt.
Salet betont die Bedeutung der Kooperation: „Wir danken Vertom für ihr Vertrauen und die reibungslose Zusammenarbeit in den letzten drei Jahren. Ohne sie hätten wir diesen Meilenstein nicht erreichen können.“
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