Chinesische Autos auf dem Vormarsch – wie sehen die Zahlen wirklich aus?
Chinesische Automarken sorgten in Europa vor wenigen Wochen für eine Überraschung: Erstmals übertrafen sie beim Absatz der Neuwagen große europäische Hersteller wie Renault. Insgesamt ging es trotz der Krise auf dem europäischen Neuwagenmarkt in diesem Sommer durchaus nach oben.
Teslas Model Y war im August zwar nach wie vor das am meisten verkaufte E-Auto, doch chinesische Hersteller legen weiter deutlich zu.
Foto: smarterPix / itchaznong
Der europäische Neuwagenmarkt entwickelte sich im Sommer 2025 ausgesprochen positiv. Laut den Zahlen von JATO Dynamics, einem Unternehmen, das Marktdaten für die Automobilindustrie sammelt und auswertet, stiegen die Neuzulassungen in den 28 europäischen Märkten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5 Prozent auf insgesamt 790.177 Fahrzeuge. Besonders auffällig war das Wachstum in Ländern wie Deutschland, Polen, Spanien und Österreich, wo Steigerungsraten zwischen 5 und 25 Prozent erzielt werden konnten.
Bei den Antrieben setzten sich neue Trends durch, insbesondere bei alternativen Antriebsarten – und hier spielen Autos aus China eine bedeutsame Rolle. Im Segment der batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV) kam es zu einem bemerkenswerten Zuwachs. Die Zulassungen stiegen beispielsweise im Vergleich zum August 2024 um 27 Prozent und erreichten einen Rekordmarktanteil von 20,2 Prozent. Das beinhaltet ein Plus von 3,6 Prozent. Die Zahlen aus September und Oktober sind noch nicht bekannt.
Autos aus China auf dem Vormarsch: Hybridmodelle holen auf
Insgesamt wurden in Europa im laufenden Jahr bereits 1,54 Millionen vollelektrische Fahrzeuge neu zugelassen. Dennoch relativierte ein Experte von Global Analyst von JATO Dynamics, den Anstieg. „Die Daten zeigen, dass im August eine starke Nachfrage nach BEVs bestand. Ein Anstieg von 27 Prozent ist jedoch weniger signifikant, als es scheint, wenn man bedenkt, wie stark sie in ganz Europa beworben werden“, erklärt Felipe Munoz.
Nicht nur die reinen Elektroautos, sondern auch Plug-in-Hybride (PHEV) erreichten außergewöhnliche Zulassungszahlen. In diesem Segment wurden 83.900 Fahrzeuge neu registriert – ein sattes Plus von 59 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Marktanteil der PHEVs stieg somit gleichzeitig auf 10,6 Prozent. Vor dem Hintergrund erhöhter Importzölle auf batterieelektrische Fahrzeuge verlagern chinesische Marken ihre Strategie und setzen verstärkt auf Plug-in-Technologien. So sprang die Zahl der neuen PHEVs aus China von 779 Fahrzeugen im Sommer 2024 auf 11.064 Einheiten im August 2025.
Chinesische Autos überholen europäische Platzhirsche
Drei chinesische Modelle, der BYD Seal U, der Jaecoo J7 und der MG HS, fanden sich dabei in den Top Ten der PHEV-Bestseller in Europa wieder. BYD konnte sich sogar als achtmeistverkaufte Marke im PHEV-Segment positionieren – ein deutliches Zeichen, dass Autos aus China auf dem Vormarsch sind, insbesondere bei technologieaffinen Antriebskonzepten.
Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis zeigte sich beim Gesamtabsatz chinesischer Marken: Mit über 43.500 neu zugelassenen Fahrzeugen innerhalb eines Monats ließen sie sogar etablierte europäische Namen wie Audi (41.300 Fahrzeuge) und Renault (37.800 Fahrzeuge) hinter sich. Damit entfallen mittlerweile 5,5 Prozent aller Neuwagenzulassungen im europäischen Markt auf Autos aus China. Interessant ist dabei, dass fünf Hersteller – MG, BYD, Jaecoo, Omoda und Leapmotor – für rund 84 Prozent des chinesischen Gesamtvolumens verantwortlich sind.
Bei den SUVs hat VW weiterhin die Nase vorn
Die britisch-chinesische Marke MG steigerte sich bei den Neuwagen in Europa sogar vor Tesla und Fiat. BYD konnte Suzuki und Jeep überholen, Jaecoo und Omoda landeten vor Alfa Romeo und Mitsubishi. Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa reagieren offensichtlich sehr positiv auf das immer breitere und wettbewerbsfähigere Angebot der chinesischen Marken. Laut Munoz scheint das “Wahrnehmungsproblem”, mit dem diese Marken zunächst zu kämpfen hatten, überwunden zu sein.
Im Model-Ranking bleibt der Volkswagen T-Roc weiterhin das meistverkaufte SUV und führte mit knapp 14.700 Einheiten erneut die Bestenliste an. Das ist besonders beachtenswert, da die zweite Generation dieses Fahrzeugs erst vor Kurzem eingeführt wurde. Auch der VW Tiguan, der größere Bruder des T-Roc, steigerte sich bei den Zulassungen um 23 Prozent und belegte damit Rang vier. Die starke Performance der chinesischen Marken ist jedoch ein klares Indiz: Autos aus China sind eindeutig auf dem Vormarsch und gehören inzwischen ganz selbstverständlich zum europäischen Automarkt.
Autos aus China auf Europas Automarkt angekommen
Nach wie vor beliebt sind auch Modelle wie der Hyundai Tucson, der mit 28 Prozent Wachstum Rang sechs einnahm. Auffällig hingegen: Das Tesla Model Y musste im Vorjahresvergleich einen Rückgang um 38 Prozent hinnehmen, blieb jedoch zwischen Januar und August das bevorzugte Elektroauto Europas.
Der August 2025 könnte damit eine Trendwende darstellen: Autos aus China holen weiter auf, gewinnen Marktanteile und setzen die europäischen Hersteller zunehmend unter Druck. Während BEVs und PHEVs weiter an Bedeutung gewinnen, profitieren chinesische Anbieter besonders stark vom Boom bei diesen alternativen Antrieben. Es bleibt spannend, wie Europas Autobranche auf die Offensive aus Fernost reagieren wird und welchen Stellenwert chinesische Autos in den kommenden Monaten erreichen.
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