Suche nach vermisstem Flugzeug MH370 14.04.2014, 15:51 Uhr

Blackbox schweigt: Jetzt soll unbemanntes U-Boot Bluefin nach Wrackteilen suchen

Ein batteriebetriebenes Mini-U-Boot ist die letzte Hoffnung der internationalen Suchmannschaft, um vielleicht doch noch Überreste des seit 38 Tagen vermissten Flugzeugs der Malaysia Airline MH370 zu finden. Eigentlich ist Bluefin 21, wie das autonome U-Boot heißt, für eine solch breit angelegte Suche gar nicht ausgelegt. Aber seitdem die Blackbox schweigt, gibt es keine andere Möglichkeit mehr.

Das Unterwasserfahrzeug Bluefin-21 des US-Herstellers Bluefin Robotic kann bis auf 4500 Meter tief tauchen.

Das Unterwasserfahrzeug Bluefin-21 des US-Herstellers Bluefin Robotic kann bis auf 4500 Meter tief tauchen.

Foto: Bluefin Robotics

Jetzt geht es in die Tiefsee bei der Suche nach dem seit dem 8. März 2014 mit 239 Menschen an Bord spurlos verschwundenen Flugzeug der Malaysia Airline MH370. Ein gelbes zigarrenähnliches Mini-U-Boot soll nun klären, ob die rätselhaften Signale, die bis vor ein paar Tagen noch zu empfangen waren, von der Unglücksmaschine stammen. „Wir haben jetzt seit sechs Tagen keine einzige Ortung gehabt. Ich denke, jetzt ist es an der Zeit, unter Wasser zu gehen“, sagte der Einsatzleiter der internationalen Suchaktion, Angus Houston, heute im australischen Perth.

Bluefin 21 kann Metall von Sand unterscheiden

„Bluefin 21“ heißt die Wunderwaffe der US-amerikanischen Firma Bluefin Robotics Corporation, die ihren Sitz in Quincy im Bundesstaat Massachusetts hat. Dieses autonome Mini-U-Boot ist mit Seitensichtsonar ausgestattet und kann Metall von Sand und Stein unterscheiden. Das Sonar-System des U-Boots sendet selbst Signale aus und misst, wie schnell und in welcher Intensität diese zurückkommen. Damit lässt sich erkennen, wo sich mögliche Wrackteile der verschwundenen MH370 oder andere Objekte befinden.

Das U-Boot ist fünf Meter lang, hat einen Durchmesser von 53 Zentimetern und wiegt rund 750 Kilogramm.

Das U-Boot ist fünf Meter lang, hat einen Durchmesser von 53 Zentimetern und wiegt rund 750 Kilogramm.

Quelle: Bluefin Robotics

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Zudem kann es mit einer Kamera Unterwasseraufnahmen schießen. Somit ist es genau das richtige Gefährt, um jetzt dort in die Tiefe zu gehen, wo die letzten Signale geortet wurden, die vielleicht von der Black Box von MH370 stammten. Angus Houston erklärte, dass vier der empfangenen Signale eine vorläufige Definition eines reduzierten und handhabbaren Suchbereichs ermöglicht haben. Der Einsatz von Bluefin 21 sei aber noch lange kein Garant dafür, das verschwundene Flugzeug auch tatsächlich dort unten am Meeresboden aufzuspüren.

Suchgebiet hat die Größe der Niederlande

Er betonte, dass die Suche in jedem Fall „ein langer und quälender Prozess“ werde. Bis die ganze Zone abgesucht sei, werde es bis zu zwei Monaten dauern, sagte Houston. Unterdessen geht aber auch die Suche an der Wasseroberfläche weiter. Zwölf Flugzeuge und zehn Schiffe sollen ein Gebiet von mehr als 47.600 Quadratkilometern nach Hinweisen auf die Reste von MH370 absuchen. Der Blackbox-Detektor des australischen Marineschiffs „Ocean Shield“ hatte die letzten Signale, die von der Blackbox der vermissten Maschine stammen können, am vergangenen Dienstag empfangen. Seitdem herrscht Funkstille.

Beten für die Passagiere und die Crew der verschwundenen Maschine MH370.

Beten für die Passagiere und die Crew der verschwundenen Maschine MH370.

Quelle: dpa

Das Suchgebiet liegt rund 2300 Kilometer nordwestlich von Perth und ist etwa so groß wie die Niederlande. In diesem Gebiet entdeckte die „Ocean Shield“ am Sonntagabend zudem eine Ölspur. Es ist bisher allerdings noch vollkommen unklar, woher das Öl stammt. Die Experten an Bord der „Ocean Shield“ entnahmen eine Zwei-Liter-Probe, die in den nächsten Tagen ausgewertet wird. Im Laufe des heutigen Montags wird die „Ocean Shield“ ihre Suche nach MH370 einstellen und an Bluefin 21 übergeben.

Bluefin kann insgesamt 25 Stunden im Dauereinsatz tauchen

Das unbemannte U-Boot Bluefin 21 wird von neun 1,5 Kilowattstunden Lithium-Ionen-Batteriepacks mit insgesamt 13,5 Kilowattstunden angetrieben und kann damit insgesamt 25 Stunden bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,5 Stundenkilometern im Einsatz sein. Es braucht rund zwei Stunden, um bis auf seine maximale Tauchtiefe von 4500 Metern zu gelangen. Dort am finsteren Meeresgrund kann Bluefin 21 dann gut 16 Stunden lang ein Gebiet von etwa 40 Quadratkilometern nach Spuren der vermissten Maschine absuchen. Für die Aufzeichnung der Daten von Sonar und Kamera hat das Mini-U-Boot einen vier Gigabyte Flash-Speicher an Bord. Nach dem Auftauchen dauert es rund vier Stunden, um die gesammelten Daten herunterzuladen und die Batterien aufzuladen oder auszuwechseln.

„Ich würde es nicht für eine breit angelegte Suche verwenden“

Von der Spitze bis zum Ende misst die gelbe Zigarre exakte 4,93 Meter und hat einen Durchmesser von 53 Zentimetern. Bluefin 21 bringt stolze 750 Kilogramm auf die Waage. Normalerweise ist das autonome Mini-U-Boot im Rahmen von archäologischen Studien unter Wasser im Einsatz. Oder es spürt Minen auf, hilft bei der Bodenerfassung von Offshore-Projekten und eben auch bei Suchaktionen. Denn für die Suche nach Trümmern ist Bluefin 21 besonders gut geeignet. „Aber ich würde es nicht für eine breit angelegte Suche verwenden“, sagte Mark Matthews, der Captain der US-Navy dem Guardian. Und genau das wird jetzt – offenbar als letzte Idee der Suchmannschaften – versucht.

Mobiltelefon des Kopiloten wurde direkt nach dem Kurswechsel eingeschaltet

Die malaysische Zeitung „New Straits Times“ berichtete in ihrer Samstagausgabe, dass ein Funkturm in Penang an der malaysischen Westküste ein Signal des Mobiltelefons vom Kopiloten der Unglücksmaschine, Fariq Abdul Hamid aufgefangen habe. Unklar blieb, ob das Mobiltelefon des Kopiloten nur eingeschaltet wurde oder ob jemand damit anrufen wollte. Der Zeitpunkt des empfangenen Signals lässt allerdings aufhorchen. Das Handy wurde direkt nach der völlig abrupten Kehrtwende des Flugzeugs eingeschaltet. Wie die „New Straits Times“ berichtete, sei MH370 so niedrig über Penang hinweg geflogen, dass der Funkturm das Signal des Mobiltelefons auffangen konnte.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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