Katastrophenschutz 03.08.2018, 15:30 Uhr

Ist Deutschland auf große Waldbrände vorbereitet?

Griechenland traf es dieses Jahr besonders hart, Schweden hatte ebenfalls zu kämpfen und auch in Brandenburg gab es großflächige Waldbrände. Sind wir in Deutschland eigentlich vorbereitet, bräche solch ein verheerendes Feuer wie in der Mittelmeerrepublik aus?

Brennender Wald

Foto: panthermedia.net/absurdov

Jedes Jahr hinterlassen Waldbrände ein Bild der Verwüstung. Fast 100 Menschen hat das diesjährige Feuer in griechischen Wäldern schon getötet – und gefühlt scheint Europa dieses Jahr stärker betroffen zu sein als in der Vergangenheit. Zwar zeigen die Statistiken der letzten Jahrzehnte, dass Waldbrände in Deutschland im Durchschnitt abgenommen haben. Der Klimawandel und die damit einhergehenden Wetterveränderungen könnten diese Zahlen allerdings wieder steigen lassen. Denn eins ist klar: heißere und trockenere Phasen im Sommer werden zunehmen.

Waldbrände bedrohen Mensch und Natur

Das Fernsehen zeigt die katastrophalen Szenen jedes Jahr: Buschfeuer in Australien, unkontrollierte Waldbrände in Kalifornien und in den südlichen Teilen Europas. Spanien und Portugal trifft es am häufigsten. Die Auswirkungen – ob lang- oder kurzfristig – sind verheerend.

Auch wenn menschliche Todesfälle im Verhältnis zur Anzahl der Waldbrände sehr selten sind: Die Gefahr besteht und muss daher frühzeitig erkannt werden. Gleichzeitig verursachen Menschen die Waldbrände auch selbst – durch fahrlässige Handlungen und seltener durch Brandstiftung. Doch die meisten Todesopfer fordert das Feuer in der Tier- und Pflanzenwelt. – die ökologischen Folgen können langfristig und schwer sein.

Bricht das Inferno in der Nähe einer Stadt oder einer Siedlung aus, sind nicht nur Menschen, sondern auch ihr Hab und Gut in Gefahr. Allein in Europa brechen jedes Jahr zehntausende Waldbrände aus – Deutschland benötigt daher Maßnahmen, um in der immer wärmer werdenden Zukunft Feuerkatastrophen zu verhindern.

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Genau 0 staatliche Löschflugzeuge in Deutschland

Eine erste Ernüchterung stellt sich ein, wenn man nach der Anzahl deutscher Löschflugzeuge fragt. Deutschland hat nämlich keine eigenen. Johann Georg Goldammer, Professor der Feuerökologie an der Universität Freiburg, kritisiert diesen Zustand: „Wir bräuchten eine dem Technischen Hilfswerk vergleichbare Einrichtung zur Feuerbekämpfung und zur Bewältigung anderer Katastrophenlagen auf Bundesebene.“ Kein Bundesland habe laut Goldammer bisher auch nur ein einziges Löschflugzeug im Besitz. Die Verfassung gebe außerdem nicht her, dass man bundeslandübergreifend gemeinsame Ausrüstung anschafft und die Kompetenzen bündelt.

Neben der fehlenden Zusammenarbeit bemängelt Goldammer, dass freiwillige Feuerwehren nur beschränkt dafür ausgebildet seien, größere Waldbrände zu löschen. Auch die Grünen fordern insgesamt bessere Maßnahmen des Bundes gegen mögliche Waldbrände; darunter Löschflugzeuge als Standardausrüstung.

Dagegen hält der deutsche Feuerwehrverband (DFV): Er erachtet eine Feuerkatastrophe, wie sie in Griechenland stattfindet, in Deutschland als kaum möglich. Zum einen sei die Vegetation in Deutschland eine ganz andere, aber auch vorhandene Präventionsmaßnahmen seien hierzulande verbreiteter. Diese würden meist große Waldbrände verhindern. Zudem habe Deutschland mit über einer Million Leuten im Vergleich zu anderen Ländern der Welt eine stark aufgestellte Feuerwehr.

Löschflugzeuge einzusetzen hält der DFV für unsinnig. Stattdessen sollte man mehr in Löschhubschrauber investieren, da sie für die Waldbeschaffenheit in Deutschland nützlicher seien. Der Nachteil der Löschflugzeuge sei, dass sie aus großen Gewässern tanken und das Landesinnere der Bundesrepublik sei arm an geeigneten Wasserstellen. Hubschrauber dagegen können deutlich schneller an sogenannte Außenlastbehälter angeschlossen werden. Löschhubschrauber würden in Deutschland jedoch fehlen. Nur Bundeswehr, Bundespolizei und Länderpolizei verfügten über solche Helikopter. Die Feuerwehr besitzt sie nicht.

Anderer Meinung ist die Deutsche Löschflugzeug Rettungsstaffel. Die DLFR kommentiert: „Die DLFR konnte bei Waldbrandübungen zeigen, wie effektiv und kostengünstig Löschflugzeuge im Vergleich zu Hubschraubern mit Löschwasseraußenbehältern sind. Ein Löschflugzeug vom Typ Dromader PZL M18 B  kostet pro Flugstunde rund 2500 Euro. Für die gleiche Menge Löschwasser pro Stunde betragen die Kosten für Helikopter etwa 12.000 Euro.“ Sie selbst besitzt zwar auch keine eigenen Flugzeuge, arbeitet aber über Charterverträge mit Betreiberfirmen von Löschflugzeugen zusammen, ist je nach Standort des Brandes im Normalfall spätestens nach fünf Stunden der Alarmierung vor Ort. Doch welche Maßnahmen gibt es in Deutschland neben der Luftunterstützung?

Brandbekämpfung mit herkömmlichen Mitteln

Deutschland legt viel Wert auf Erkundung und Beobachtung. Bevor die Brandbekämpfer aktiv einschreiten, müssen sie viele entscheidende Faktoren beachten: topografische Besonderheiten wie Hauptausbreitungsrichtung, Zufahrts- und Fluchtmöglichkeiten, Bodenbeschaffenheit und die Windrichtung.

Ihre Mittel sind dabei vielfältig und passen sich den Gegebenheiten an: Klassische Löschfahrzeuge, umgebaute Panzer der Bundeswehr oder die bereits vorgestellten Hubschrauber, die vor allem zu den schwerzugänglichen Stellen fliegen. Aber auch alte Tricks wie Brandschneisen im Wald können größere Feuer verhindern. Deren Prinzip ist einfach: Sie bekämpfen Feuer mit Feuer. Die Einsatzkräfte nehmen dem Brand seinen Zündstoff und hemmen seine Ausbreitung, etwa indem sie Bäume gezielt abbrennen lassen. Dabei schaffen sie Gras und Laub auch mit Spaten beiseite, denn die freigewordene Frischerde brennt in aller Regel nicht. Dabei konzentrieren sich die Feuerwehrleute immer zuerst auf das Bodenfeuer. Wenn sie dem Boden erst einmal die Hitze entzogen haben, können auch Bäume nicht mehr so schnell brennen.

Sensortechnik aus dem All verhindert Brände

Neben den klassischen Brandbekämpfungsmethoden gibt es jedoch auch innovative Konzepte in Deutschland: So überwachen und analysieren Infrarotsysteme bereits Wälder. Kleine Brandherde werden so sofort erkannt und die Feuerwehr kann alarmiert werden. Manche Förster nutzen Drohnen mit Kameras, um mögliche Brände schneller ausfindig zu machen. Deutsche Feuerwehren bedienen sich Löschrobotern, die besonders in für den Menschen gefährlichen Gebieten einen echten Mehrwert bieten. Doch es geht in Deutschland vor allem um Prävention und die Verhinderung von schlimmen Katastrophen: Daher werden bereits seit Jahren Satelliten im All zur Brandwache eingesetzt.

Mehr zu künstlichen Erdsatelliten.

Wie bekämpfen andere Länder Waldbrände?

Jedes Jahr verbrennen mehrere Hundert Millionen Hektar Wald auf der ganzen Welt. Für die internationalen Brandbekämpfer gibt es daher jede Menge zu tun. Dabei setzen sie neben klassischen Methoden auch auf technische Innovationen und schweres Gerät.

Ob in Australien oder in den USA – es wird viel geforscht, um große Waldbrände besser verstehen und dadurch verhindern zu können. In den USA gibt es seit 2007 ein Forschungsprogramm, in Australien wurde 2009 nach verheerenden Buschbränden ein ganzes Forschungsnetzwerk errichtet. Gesammelte Regionaldaten sollen helfen, in Zukunft zum Beispiel mit Wasserbomben Brandherde genauer zu treffen.

Auch immer größere Flugzeuge helfen beim Löschen. China trumpft mit dem GA600 auf, dem größten Wasserflugzeug der Welt, das neben Seenotrettung auch aktive Brandbekämpfung betreibt. Die GA600 nimmt etwa bis zu 12.000 Liter Wasser auf. Das amerikanische Unternehmen Global Supertanker stapelt höher: Es hat eine Boeing 747-400 für 40 Millionen Dollar zum größten Feuerwehr-Flugzeug der Welt umgerüstet. Das Fassungsvermögen des Lösch-Jumbo entspricht mit 74.200 Litern ungefähr dem Sechsfachen der chinesischen GA600.

Es wird also auf der ganzen Welt an effizienten Methoden zur Feuerbekämpfung geforscht und gebaut. Die klassischen Methoden sind jedoch immer noch die meistgenutzten. Deutschland scheint Experten zufolge in puncto Brandkatastrophen nicht so sehr gefährdet zu sein wie die südlichen Länder Europas. Doch wenn das Horrorszenario einträte, hätten wir wohl keine ausreichenden Mittel.

Ein Beitrag von:

  • Nick Gretzinger

    Nick Gretzinger ist freiberuflicher Redakteur und Texter.

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