Negativemissionen durch Landwirtschaft 07.05.2018, 15:27 Uhr

Agroforsten und Humusaufbau für Klimaschutz langfristig unverzichtbar

Wie hoch ist das Potenzial von Landbau für einen nachhaltigen Klimaschutz? Annette Freibauer, Institutsleiterin an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), verdeutlicht, dass bei dieser Bilanz die Nebeneffekte biologischer Negativemissionen beachtet werden müssen.

Frau Annete Freibauer

Annette Freibauer leitet das Institut für Ökologischen Landbau an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Sie sieht in Aufforstung und Humusaufbau die wichtigsten Beiträge der Landwirtschaft, um Negativemissionen zu erzielen.

Foto: Sebastian Nußbaum

Flächendeckende Aufforstung, Humusaufbau und Wiedervernässung von Mooren seien wichtige Komponenten für den weltweiten Klimaschutz, so Annette Freibauer vergangenen Donnerstag bei einem Vortrag im Rahmen einer Ringvorlesung zum Thema Klimaschutz an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Um dabei nachhaltig zu sein, sei es wichtig sich der Nebeneffekte bewusst zu sein, so die Geoökologin, die das Institut für Ökologischen Landbau an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Freising-Weihenstephan leitet.

Freibauer ist der Meinung, dass Negativemissionen zusätzlich zu Technologien der CO2-Minderung einzusetzen unumgänglich sei, da das Zwei-Grad-Ziel, rein durch CO2-Minderung nicht erreichbar wäre. Biologische Negativemissionen durch Aufforstung, Humusaufbau und Wiedervernässung von Mooren können nur dann einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wenn die Auswirkungen auf Marktmechanismen beachtet werden, da Flächen und Preise stark aneinander gekoppelt seien. Nebeneffekte wie Nahrungsmittel- und Preiskonkurrenz, soziale Effekte und Biodiversität müssen über ein Monitoring erfasst werden.

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Freibauer hält es aber für realistisch, der Atmosphäre mit biologischen Negativemissionen ab 2050 jährlich bis zu vier Gt C zu entziehen. „Keine Technologie zur Emissionsminderung hat derzeit ein höheres Potenzial“, findet Freibauer.

Agroforsten erzeugt längerfristig Negativemissionen

Wegen der Kostenintensität und des sehr hohen Aufwands habe Freibauer der Umsetzbarkeit einer Dekarbonisierung der Atmosphäre eher skeptisch gegenüber gestanden. In der Photosynthese sähe sie mittlerweile aber einen effizienten Prozess, der das Zwei-Grad-Ziel etwas erreichbarer machen könnte, wie sie sagte. Im Prinzip würden durch Agroforstwirtschaft gezielt schnell wachsende Bäume gepflanzt, die der Atmosphäre durch Photosynthese Kohlenstoffdioxid (CO2) entziehen und als Kohlenstoff (C) speichern. Der Wald sei damit eine natürliche Kohlenstoffsenke, erklärte Freibauer.

Um der Atmosphäre durch Aufforstung effektiv und dauerhaft CO2 zu entziehen, müssten Jahr für Jahr große Flächen neu aufgeforstet werden. Für mehr als 80 Jahre und jährlich bis zu 12 Gigatonnen (Gt) C, müssten weltweit 500 Mio. ha der fruchtbarsten Ackerflächen in Forstflächen verwandelt werden, wie Freibauer sagte. Das entspräche 10 % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche weltweit.

Ein Verlust dieser 10 % Ackerfläche würden 40 % weniger Nahrungsmittel auf dem Weltmarkt bedeuten, verbunden mit einem starken Anstieg der Preise. Die Preisentwicklung bekämen dann besonders die Bevölkerungen der Entwicklungsländer drastisch zu spüren. Auch die Biodiversität sei dadurch betroffen. Ein nachhaltiges Szenario sei das nicht. „Das große Problem, das wir bei der Aufforstung haben ist der Nutzungskonflikt zwischen Nahrung, Rohstoffen, Nährstoffen und Wasser“, sagte Freibauer. Dennoch würde es sich lohnen auch nur einen Teil dieser Fläche für Agroforste zu nutzen.

Humusaufbau grundlegend sinnvoll für nachhaltigen Klimaschutz

Eine weitere natürliche Kohlenstoffsenke seien Humusböden. Die Anreicherung der Böden mit Humus lohne sich laut Freibauer bereits deshalb, weil die Bodenfruchtbarkeit des betroffenen Standorts gesteigert werde. Allerdings sei Humusaufbau eher als Anpassungsstrategie an den Klimawandel zu betrachten. Richtiger Klimaschutz sei das nicht. Freibauer sprach dabei von einem „Windschatteneffekt“.

Historisch gesehen seien weltweit durch Humusabbau etwa 50 Gt bis 150 Gt C aus Böden emittiert worden. Freibauer sagte: „Das Potenzial für den Aufbau von Humus liegt da, wo wir Humus verloren haben“. Also in den Flächenländern USA, Indien, China und Russland.

Humusproduktion sei jedoch ein langjähriger Prozess, der viel länger dauere als sein Abbau. Zudem habe jeder Standort eine begrenzte Kapazität für die Aufnahme von Kohlenstoff. „Das System ist irgendwann gesättigt“, sagte Freibauer.

Freibauer wies auch auf die französische Initiative „4 per 1000“ hin, die es sich zur Aufgabe gemacht habe Forschung und Entwicklung zu betreiben, um die Anreicherung der weltweiten Agrarflächen mit Humusböden voranzubringen. Der Wert vier Promille sei dabei als Faustzahl zu verstehen, um zu verdeutlichen wieviel Humusaufbau weltweit nötig wäre, um ein Äquivalent zu den heutigen Emissionen zu haben.

Intakte Hochmoore langfristig zuverlässige Kohlenstoffsenken

Mehr Potenzial hingegen habe die Wiedervernässung degradierter Moorböden. Freibauer erklärte, dass Deutschland einen Anteil von 5 % Moorböden habe und die meisten davon entwässert seien. Auf einer Fläche von insgesamt 1,5 Mio. ha würden diese Moorböden jährlich 5% der deutschen Treibhausgase emittieren. Das entspräche fast der Hälfte, der Landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen in ganz Deutschland. Weltweit rechne man damit, dass bis zu zwei Gt C pro Jahr aus entwässerten Moorböden emittiert werden. Für Freibauer sei es daher sinnvoll, degradierte Moorböden wieder zu bewässern und Emissionsminderung zu betreiben.

In Gebieten mit viel Niederschlag und intakten Hochmooren sieht Freibauer Potenzial für eine langfristige und zuverlässige Kohlenstoffsenke. Großes Potenzial hätten dabei die flächenreichen Länder von Osteuropa und Russland. Allerdings sei es fragwürdig, ob überhaupt jemals alle entwässerten Moore bewässert werden können. Für Bayern sieht Freibauer aufgrund des dortigen Niederschlags zwar keine Probleme, aber weltweit sei zu berücksichtigen, dass solche Verhältnisse nicht in allen Ländern herrschen.

Ein Beitrag von:

  • Sebastian Nussbaum

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