Protokoll des Infernos 15.03.2025, 09:47 Uhr

Wie kam es zum Untergang von Pompeji im Jahr 79 n.Chr.?

Was passierte genau im Jahr 79. n.Chr. in Pompeji, als der Vesuv eine ganze Stadt unter heißer Lava begrub? Forschende haben es rekonstruiert.

Pompeji

Nach und nach wird die einstige Pracht Pompejis wieder freigelegt.

Foto: Parco Archeologico di Pompei

Vor etwa 2000 Jahren erlebte Pompeji seine Blütezeit und war die Heimat von rund 20.000 Menschen. Die Stadt unterhielt Handelsverbindungen bis nach Indien, während wohlhabende Kaufleute ihr Vermögen in Immobilien und Kunst investierten. Doch all dieser Reichtum und Glanz fanden ein abruptes Ende, als der Vesuv im Jahr 79 ausbrach.

Der Ausbruch des Vesuvs war eine der verheerendsten Naturkatastrophen der Antike. Innerhalb weniger Stunden wurde die florierende Stadt Pompeji unter meterhoher Asche begraben. Tausende Menschen verloren ihr Leben. Doch was genau geschah in diesen schicksalhaften Stunden? Forschende haben das Geschehen minutiös rekonstruiert, um das Inferno von Pompeji detailliert nachzuvollziehen.

Das Leben in Pompeji vor dem Untergang

Pompeji war eine wohlhabende Handelsstadt mit etwa 20.000 Einwohnern, die vom florierenden Handel, ihrer günstigen Lage und ihrer kulturellen Vielfalt profitierte. Die Stadt war ein wichtiger Knotenpunkt für den Warenaustausch im Mittelmeerraum, und ihre Handelsbeziehungen reichten bis nach Griechenland, Ägypten und sogar Indien.

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Wohlhabende Bürger lebten in großzügigen Villen mit offenen Innenhöfen und reich verzierten Säulengärten. Die Wände ihrer Häuser waren mit kunstvollen Fresken geschmückt, die Szenen aus der Mythologie, Stillleben oder Landschaften zeigten. Mosaike verzierten Böden und Wände, einige so fein gearbeitet, dass sie wie Gemälde wirkten.

Öffentliches Leben rund um das Forum

Das öffentliche Leben spielte sich vor allem auf dem Forum ab, dem gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Zentrum der Stadt. Hier trafen sich Händler, Beamte und Juristen, um Geschäfte zu machen, Kunden zu gewinnen oder politische Debatten zu führen. Auch Tempel und Verwaltungsgebäude prägten das Bild des Forums.

Pompeji war bekannt für seine öffentlichen Badehäuser, die nicht nur Orte der Körperpflege, sondern auch der Geselligkeit waren. In den Thermen trafen sich die Menschen, um sich massieren zu lassen, zu trainieren oder einfach Neuigkeiten auszutauschen.

Pompeji

Hier ist ein Teil eines luxuriösen privaten Badehauses zu sehen.

Foto: Parco Archeologico di Pompei

Genuss und Unterhaltung

Der Alltag der Pompejaner war geprägt von einem regen gastronomischen Angebot. An den rund 150 Thermopolia, kleinen Straßenküchen, konnten sich die Bewohner schnell eine warme Mahlzeit holen. Angeboten wurden unter anderem gesalzener Fisch, gebackener Käse und gewürzter Wein. Wohlhabendere Bürger genossen exotische Speisen wie Feigen, Datteln, Pfauen oder Wild.

Die Stadt besaß eine gut funktionierende Infrastruktur mit einem Aquädukt, das frisches Wasser in die Stadt brachte. Zahlreiche Brunnen und öffentliche Latrinen waren über das gesamte Stadtgebiet verteilt.

Kulturelles Leben

Auch das kulturelle Leben spielte eine große Rolle. Pompeji besaß ein großes Amphitheater, in dem Gladiatorenkämpfe stattfanden und bis zu 20.000 Zuschauer Platz fanden. Daneben gab es Theater, in denen Tragödien und Komödien aufgeführt wurden. Die Stadt war berühmt für ihre Kunst und Architektur.

Beeindruckende Mosaike, darunter das berühmte Bild Alexanders des Großen in der Schlacht gegen die Perser, zeugen vom hohen künstlerischen Niveau. Graffiti und Inschriften an den Wänden der Stadt zeigen, dass die Pompejaner ihre Umgebung für politische Botschaften, Liebeserklärungen oder Spott nutzten.

Die unterschätzte Gefahr des Vesuvs

Trotz der Nähe zum Vesuv schienen sich die Bewohner wenig Sorgen über eine mögliche Gefahr zu machen. Der letzte bekannte Ausbruch des Vulkans lag mehr als 300 Jahre zurück, und kleinere Erdbeben wurden nicht als ernstzunehmende Warnsignale betrachtet.

Die fruchtbaren Böden rund um den Vesuv förderten den Wein- und Obstanbau, was die Region wirtschaftlich attraktiv machte. Niemand konnte ahnen, dass der schlafende Riese bald erwachen und Pompeji für immer unter einer Ascheschicht begraben würde.

Pompeji

Da könnte ein Speisesaal in Pompeji gewesen sein.

Foto: Parco Archeologico di Pompei

Erste Vorzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs

Bereits Jahre vor dem eigentlichen Ausbruch gab es erste Hinweise auf die bevorstehende Katastrophe. Im Jahr 62 n. Chr. erschütterte ein starkes Erdbeben die Region. Zahlreiche Gebäude wurden zerstört, Tempel und Wohnhäuser stürzten ein, Wasserleitungen brachen.

Doch anstatt die Stadt aufzugeben, begannen die Einwohnerinnen und Einwohner, Pompeji wiederaufzubauen. In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu kleineren Erdbeben, die jedoch als natürliches Phänomen betrachtet wurden. Niemand ahnte, dass sich unter ihren Füßen eine gigantische Naturkatastrophe zusammenbraute.

Unter der Oberfläche des Vesuvs stieg Magma langsam aus dem Erdmantel auf und füllte die Magmakammern unter dem Vulkan. Der Druck auf den Lavapfropfen, der den Schlot verschloss, wuchs stetig. Gase, die nicht entweichen konnten, sammelten sich und steigerten die Spannung im Inneren des Berges.

24. August 79 n. Chr.: Der Tag des Untergangs

Nach dem sich über Jahre der Druck auf den Vesuv erhöht hatte, entwich er am 24. August 79 n. Chr. schlagartig.

4 – 13 Uhr: Die ersten Anzeichen des Ausbruchs

In den frühen Morgenstunden des 24. August begann das Unheil. Ein gewaltiger Knall erschütterte die Region, als der Druck im Inneren des Vulkans den Lavapfropfen sprengte. Eine massive Eruptionswolke aus Asche, Gasen und Gesteinsbrocken schoss kilometerhoch in den Himmel. Plinius der Jüngere, ein römischer Schriftsteller, beobachtete das Geschehen von Misenum aus und schrieb: „Eine säulenartige Wolke, die wie eine Pinienkrone geformt war, ragte aus dem Krater empor.“

Schon bald setzte ein dichter Ascheregen ein, der sich langsam über Pompeji und die umliegenden Orte legte. Lapilli, kleine Bimssteinbrocken, hagelten vom Himmel. Die Straßen bedeckten sich mit einer immer dicker werdenden Schicht aus Gestein.

14 – 16 Uhr: Der Himmel verdunkelt sich

Bis zum Nachmittag hatte sich eine gewaltige, bis zu 30 Kilometer hohe Asche- und Gaswolke über dem Vesuv gebildet. Innerhalb dieser Wolke tobten elektrische Entladungen, es kam zu heftigen Gewittern. Die Asche fiel nun immer dichter und erschwerte das Atmen. Gebäude begannen unter der Last der abgelagerten Bimsschicht einzustürzen.

Plinius beschrieb das Naturschauspiel weiter: „Eine schaurige schwarze Wolke, kreuz und quer von feurigen Schlangenlinien durchzuckt, die sich in lange Flammengarben spalteten, Blitzen ähnlich, nur größer.“

Menschen versuchten zu fliehen, aber der Ascheregen machte die Wege unpassierbar. Die Luft war gefüllt mit giftigen Gasen, die viele beim Einatmen ersticken ließen.

17 – 24 Uhr: Die ersten pyroklastischen Ströme

Am frühen Abend begann eine noch tödlichere Phase des Ausbruchs: Pyroklastische Ströme, heiße Lawinen aus Asche, Gas und Gestein, rasten mit hoher Geschwindigkeit die Hänge des Vesuvs hinab. Mit Temperaturen von bis zu 500 Grad Celsius verbrannten sie alles auf ihrem Weg. Herculaneum, eine Stadt westlich des Vulkans, wurde fast vollständig zerstört.

Obwohl Pompeji zunächst von den ersten pyroklastischen Strömen verschont blieb, fielen weiterhin Asche und Lavabrocken herab. Die Stadt war inzwischen unter einer meterdicken Schicht begraben, die das Entkommen immer schwieriger machte.

Fresken

Diese Fresken zeigen verbotene Rituale des Dionysos-Kultes.

Foto: Parco Archeologico di Pompei

25. August 79 n. Chr.: Das endgültige Verderben

Der 24. August sollte noch nicht das Ende der Katastrophe sein, einen Tag später wartete das endgültige Verderben auf die Stadt Pompeji.

1 – 10 Uhr: Der finale Schlag

In den frühen Morgenstunden des 25. August ereignete sich die schlimmste Phase des Ausbruchs. Ein gewaltiger pyroklastischer Strom raste direkt auf Pompeji zu. Mit unvorstellbarer Wucht zerstörte er die letzten noch stehenden Gebäude. Die Glutwolke breitete sich blitzschnell aus und erreichte Temperaturen, bei denen das organische Gewebe der Menschen und Tiere augenblicklich verbrannte.

Wer bis dahin in Kellern oder unter Trümmern Schutz gesucht hatte, wurde nun von giftigen Gasen und extremer Hitze überrollt. Tausende Menschen erstickten oder verbrannten innerhalb von Sekunden.

Als der Morgen graute, war Pompeji nur noch eine tote Stadt unter einer Aschewüste.

Jahrhunderte unter der Asche

Nach der Katastrophe geriet Pompeji lange in Vergessenheit. Erst 1594 stießen Kanalarbeiter auf unterirdische Räume, Mauern und Inschriften. Doch die wahre Bedeutung dieser Funde wurde nicht erkannt. Erst 1748 begann unter König Karl von Bourbon eine systematische Ausgrabung.

In den folgenden Jahrzehnten legten Archäologinnen und Archäologen große Teile der Stadt frei. Sie entdeckten gut erhaltene Straßenzüge, Häuser, Mosaike und Alltagsgegenstände. Besonders spektakulär waren die Gipsabdrücke von Opfern des Vulkanausbruchs, die ihre letzten Momente in erschreckend detailgetreuen Posen zeigen.

Bis heute ist Pompeji nicht vollständig ausgegraben. Etwa ein Viertel der antiken Stadt liegt noch immer unter Asche verborgen. Moderne Techniken wie Bodenradar und 3D-Scanning helfen dabei, weitere Bereiche zu erkunden, ohne die empfindlichen Ruinen zu beschädigen.

Pompeji

Die Häuser von Pompeji sind mit zahlreichen Kunstwerken verziert.

Foto: Parco Archeologico di Pompei

Pompeji heute: Ein Fenster in die Antike

Heute ist Pompeji eine der bedeutendsten archäologischen Stätten der Welt. Die Ruinen bieten einzigartige Einblicke in das Leben der römischen Antike. Fresken, Straßenzüge und Alltagsgegenstände zeigen detailreich, wie die Menschen damals lebten.

Besonders eindrucksvoll sind die konservierten Gipsabdrücke der Opfer, die die letzten Momente ihres Lebens festhalten. In Pompeji wurden nicht nur Wohnhäuser und Tempel entdeckt, sondern auch Bäder, Tavernen, Werkstätten und sogar ein Amphitheater. Forschende analysieren die Funde bis heute, um neue Erkenntnisse über das Alltagsleben in der römischen Kaiserzeit zu gewinnen.

Seit 1997 steht die Stätte auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Jährlich besuchen mehrere Millionen Menschen die antike Stadt, doch Pompeji steht auch vor Herausforderungen: Witterung, Erdbeben und Massentourismus setzen den Ruinen zu. Restaurierungsprojekte sollen dabei helfen, das kulturelle Erbe für kommende Generationen zu erhalten

Wie kam es zu dem Protokoll?

Das detaillierte Protokoll der Ereignisse während des Vesuv-Ausbruchs von 79 n. Chr. basiert auf verschiedenen historischen und wissenschaftlichen Quellen. Eine der wichtigsten zeitgenössischen Berichte stammt von Plinius dem Jüngeren, einem römischen Schriftsteller und Verwaltungsbeamten, der den Ausbruch von Misenum aus beobachtete und in zwei berühmten Briefen an den Historiker Tacitus schilderte. Seine Berichte sind die einzigen bekannten Augenzeugenberichte des Ereignisses und beschreiben insbesondere die Aschewolke, die pyroklastischen Ströme und das Verhalten der Menschen während der Katastrophe. Wir gehen gleich noch näher darauf ein.

Die genaue zeitliche Rekonstruktion, wie sie in der modernen Forschung verwendet wird, wurde jedoch durch die Arbeit von Vulkanologen, Archäologinnen und Historikern erstellt. Zu den maßgeblichen wissenschaftlichen Untersuchungen gehören unter anderem die Forschungen von Giuseppe Mastrolorenzo, Lucia Pappalardo, Pierpaolo Petrone und Michael Sheridan, die sich mit den pyroklastischen Strömen und der Thermodynamik des Ausbruchs befasst haben.

Moderne Methoden wie Geochemie, Bodenschichtanalysen, Gipsabgüsse von Opfern und computergestützte Simulationen haben es ermöglicht, den Verlauf der Katastrophe präzise zu rekonstruieren. Die detaillierte zeitliche Abfolge wurde aus geologischen Befunden, Schichtanalysen und der Verteilung von Asche- und Bimssteinablagerungen abgeleitet.

Briefe des Plinius zum Untergang von Pompeji

Ein einzigartiger Einblick in die Geschehnisse stammt von Plinius dem Jüngeren. Seine Briefe an den Historiker Tacitus sind die einzigen erhaltenen Augenzeugenberichte dieser Katastrophe. Er selbst befand sich in Misenum, rund 25 Kilometer vom Vesuv entfernt. Obwohl er nicht direkt in Pompeji war, schildert er eindrucksvoll die dramatischen Ereignisse, insbesondere die letzten Stunden seines Onkels, Plinius des Älteren.

Plinius der Ältere: Eine Rettungsmission mit tragischem Ausgang

Plinius der Ältere war Befehlshaber der römischen Flotte in Misenum. Am 24. August, gegen Mittag, machte ihn seine Schwester auf eine riesige, ungewöhnliche Wolke am Horizont aufmerksam. Neugierig bestieg er eine Anhöhe, um das Naturschauspiel zu beobachten:

„Die Wolke stieg auf […] sie sah ihrer ganzen Gestalt nach nicht anders aus als ein Baum, und zwar wie eine Pinie. Sie hob sich nämlich wie auf einem sehr hohen Stamm empor und teilte sich dann in mehrere Äste.“

Als erfahrener Naturforscher erkannte er die Bedeutung dieses Phänomens und beschloss, die Lage aus der Nähe zu erkunden. Er setzte mit einem Schiff über den Golf von Neapel und steuerte zunächst Herculaneum an. Doch eine Landung war dort nicht mehr möglich. Also segelte er weiter nach Stabiae, wo sein Freund Pomponianus Zuflucht gesucht hatte.

Dort schien die Lage noch nicht akut lebensbedrohlich, doch der drohende Ascheregen und die Erdstöße ließen nichts Gutes erahnen. Plinius versuchte, Ruhe zu bewahren:

„Pomponianus hatte seine Habseligkeiten bereits auf ein Schiff bringen lassen, fest entschlossen zu fliehen, sobald der widrige Wind sich gelegt hätte. Mein Onkel fuhr mit dem gleichen Wind, der für ihn sehr günstig war, dem Pomponianus entgegen, umarmte den Zitternden, tröstete ihn und ließ sich gleich ins Bad bringen, um die Angst des Freundes durch seine eigene Ruhe zu vertreiben.“

Doch die Situation spitzte sich zu. Asche und giftige Dämpfe breiteten sich aus. In der Nacht musste Plinius das Haus verlassen, um nicht von einstürzenden Mauern erschlagen zu werden. Doch der Qualm wurde zu dicht. Er versuchte sich aufzurichten, brach jedoch zusammen.

„Gestützt auf zwei Sklaven erhob er sich, brach aber sofort wieder zusammen. Ich vermute, der dichte Qualm hat seinen Atem gehemmt und ihm die Kehle zugeschnürt, die bei ihm ohnehin schwach und eng und häufig entzündet war.“

Als der Ascheregen nachließ, fand man seinen Leichnam unversehrt.

Plinius der Jüngere: Die Flucht aus Misenum

Plinius der Jüngere blieb während des Ausbruchs in Misenum. Auch dort war die Lage dramatisch. Immer stärkere Erdbeben erschütterten die Stadt.

„In jener Nacht nahm das Beben so an Stärke zu, dass alles nicht mehr nur zu wanken, sondern umzustürzen schien.“

Schließlich entschloss er sich mit seiner Mutter und einem Freund zur Flucht. Als sie die Stadt verließen, bot sich ihnen ein unheimliches Bild:

„Das Meer schien sich selbst aufsaugen zu wollen und wurde durch das Erdbeben gleichsam zurückgedrängt. Jedenfalls hatte sich der Strand verbreitert und viel Seegetier bedeckte den trockengelegten Sand. Auf der anderen Seite öffnete sich eine schreckliche schwarze Wolke, zerrissen durch plötzliche Feuerausbrüche, die kreuz und quer hervorschossen.“

Die Asche verdunkelte den Himmel, und absolute Finsternis brach über die Menschen herein. Die Menschen schrien, weinten, flehten zu den Göttern oder glaubten, die Welt ginge unter. Stundenlang harrten sie aus, bis sich der Himmel wieder aufhellte.

„Endlich lichtete sich die Finsternis, der Qualm löste sich in eine Art Rauch auf. Bald wurde es wirklich Tag; die Sonne schien sogar, aber fahl wie bei einer Sonnenfinsternis.“

Historische Bedeutung der Briefe

Die Briefe des Plinius sind die einzigen Berichte eines Augenzeugen der Katastrophe. Sie bieten nicht nur wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse über den Ausbruch, sondern auch eine zutiefst menschliche Perspektive auf Angst, Verzweiflung und Mut.

Für Forschende sind sie bis heute eine unschätzbare Quelle, um Naturphänomene wie pyroklastische Ströme und Aschewolken besser zu verstehen. Gleichzeitig gewähren sie einen seltenen Einblick in die emotionale Welt der Menschen, die die Katastrophe am eigenen Leib erlebten.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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