Alte Maschine 24.08.2024, 22:44 Uhr

Der Stirlingmotor: Geschichte im Schatten der Dampfmaschine

Wir werfen einen Blick auf die Geschichte des Stirlingmotors und untersuchen, warum zuerst die Dampfmaschine und dann der Verbrennungsmotor die Nase vorn hatten.

Stirlingmotor

Der Stirlingmotor wurde von einem schottischen Pfarrer erfunden und hat eine spannende Geschichte.

Foto: PantherMedia / Marko Beric

Der Stirlingmotor ist nach der Dampfmaschine die zweitälteste Wärmekraftmaschine, hat aber nie die Anerkennung seines großen Bruders erreicht. Während die Dampfmaschine die industrielle Revolution einleitete, geriet der Stirlingmotor fast in Vergessenheit. Dabei hat er durchaus seine Vorzüge. Tauchen wir ein in die Geschichte des Stirlingmotors.

Grundsätzliches zum Stirlingmotor

Der Stirlingmotor ist eine Wärmekraftmaschine, die durch Erwärmung und Abkühlung eines eingeschlossenen Gases mechanische Energie erzeugt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verbrennungsmotoren oder Dampfmotoren verbleibt das Arbeitsgas im Motor und wird nicht ausgetauscht.

Diese Eigenschaft ermöglicht eine saubere und leise Energieerzeugung, da keine Abgase entstehen. Typischerweise wird ein Gas wie Luft, Helium oder Wasserstoff verwendet. Der Stirlingmotor arbeitet nach dem Prinzip eines geschlossenen Kreisprozesses und wandelt Wärmeenergie in mechanische Energie um, die dann mit einem Generator in elektrische Energie umgewandelt werden kann.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Entwicklung

Forschung & Entwicklung Jobs
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Beamtenausbildung Bundeswehr
verschiedene Standorte Zum Job 
Niedersachsen.next GmbH-Firmenlogo
Themenmanager Mobilität und Digitalisierung | Mobilitätskonzepte (m/w/d) Niedersachsen.next GmbH
Hannover Zum Job 
Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg-Firmenlogo
13 positions for PhD candidates (f/m/d) Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg
Duisburg Zum Job 
Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin / Ingenieur mit Bachelor (m/w/d) Beamtenausbildung Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr
verschiedene Standorte Zum Job 
Bergische Universität Wuppertal-Firmenlogo
Research Assistant (postdoc) in the field of additive manufacturing of metals Bergische Universität Wuppertal
Wuppertal Zum Job 
MICON Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) MICON Gruppe
Nienhagen Zum Job 
Steinmeyer Mechatronik GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Steinmeyer Mechatronik GmbH
Dresden Zum Job 
Max-Planck-Institut für Astronomie-Firmenlogo
Astronom*in / Physiker*in / Ingenieur*in (m/w/d) für Adaptive Optik Max-Planck-Institut für Astronomie
Heidelberg Zum Job 
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)-Firmenlogo
Universitätsprofessur (W3) Intelligente rekonfigurierbare Produktionsmaschinen Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Karlsruhe Zum Job 
Neovii Biotech GmbH-Firmenlogo
Qualification Engineer (m/w/d) Neovii Biotech GmbH
Gräfelfing Zum Job 
Sauer Compressors-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Sauer Compressors
Heidrive GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Elektrotechnik (m/w/d) Heidrive GmbH
Kelheim Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) Verfahrenstechnik / Chemie / Physik als Entwicklungsingenieur Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Hochschule Osnabrück-Firmenlogo
Tandem-Professur Robotik, Data Science and AI, Digitalisierte Wertschöpfungsprozesse Hochschule Osnabrück
Osnabrück, Lingen Zum Job 
Tagueri AG-Firmenlogo
(Junior) Consultant Funktionale Sicherheit (m/w/d)* Tagueri AG
Stuttgart Zum Job 
ANDRITZ Separation GmbH-Firmenlogo
Automatisierungsingenieur (m/w/d) für Dynamic Crossflow-Filter ANDRITZ Separation GmbH
Vierkirchen Zum Job 
Hochschule Angewandte Wissenschaften München-Firmenlogo
Wissenschaftliche Mitarbeiterin oder Wissenschaftlicher Mitarbeiter zum Thema "Flexible Wärmepumpe mit integriertem Wärmespeicher" (m/w/d) Hochschule Angewandte Wissenschaften München
München Zum Job 
HARTMANN-Firmenlogo
Konstrukteur / Entwicklungsingenieur (w/m/d) HARTMANN
Heidenheim Zum Job 
Adolf Würth GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) Fahrzeugeinrichtung Adolf Würth GmbH & Co. KG
Obersulm-Willsbach Zum Job 
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 

Ursprung und Erfindung des Stirlingmotors

Die Geschichte des Stirlingmotors begann Anfang des 19. Jahrhunderts, genauer gesagt im Jahr 1816, als der schottische Pfarrer Robert Stirling den ersten funktionierenden Prototyp entwickelte. Stirling war von der Idee getrieben, eine sicherere Alternative zu den damals weit verbreiteten Hochdruck-Dampfmaschinen zu finden, bei denen es häufig zu gefährlichen Kesselexplosionen kam. Diese Explosionen verursachten zahlreiche Unfälle und Todesfälle, was Stirling veranlasste, nach einer Lösung zu suchen, die ohne die Risiken der Dampfmaschine auskam.

Robert Stirling meldete 1816 seine Wärmekraftmaschine, die er später „Economiser“ nannte, zum Patent an. Seine Konstruktion basierte auf einem geschlossenen System, bei dem ein Arbeitsgas (z. B. Luft) im Motor verbleibt und durch externe Erwärmung und Abkühlung zyklisch expandiert und komprimiert wird. Die grundlegende Innovation, die Stirling in seinen Motor einbaute, war der so genannte Regenerator – ein Wärmespeicher, der die Effizienz der Wärmeübertragung zwischen den heißen und kalten Bereichen des Motors verbesserte.

Funktionsweise des Stirlingmotors

Der Stirlingmotor arbeitet nach einem thermodynamischen Kreisprozess, dem sogenannten Stirlingprozess. Dabei wird ein in sich geschlossenes Arbeitsgas abwechselnd erhitzt und abgekühlt. Der Motor durchläuft dabei vier Hauptphasen:

  • Expansion: Das Arbeitsgas wird in einem heißen Bereich des Motors erhitzt. Durch die Wärmezufuhr expandiert das Gas und übt Druck auf einen Kolben aus, der sich dadurch bewegt. Diese Bewegung erzeugt mechanische Energie, die zum Antrieb eines Schwungrades oder anderer Maschinen genutzt werden kann.
  • Bewegung: Das Schwungrad, das mit dem Kolben verbunden ist, bewegt den Kolben weiter und drückt das Gas in den kalten Teil des Motors. In dieser Phase wird kaum Arbeit verrichtet, da der Kolben hauptsächlich das Gas bewegt.
  • Verdichtung: In der kalten Zone kühlt das Gas ab, verliert an Volumen und Druck und wird erneut verdichtet. Diese Phase erfordert Energie, die durch die Trägheit des Schwungrads bereitgestellt wird.
  • Wärmerückgewinnung: Das Gas wird in die heiße Zone zurückgeführt. Während dieses Übergangs gibt der Regenerator die zwischengespeicherte Wärme an das Gas ab, wodurch dieses vorgewärmt wird, bevor es erneut erhitzt wird. Dieser Rückgewinnungsprozess erhöht den Wirkungsgrad des Motors erheblich.

Diese vier Phasen wiederholen sich kontinuierlich und ermöglichen es dem Stirlingmotor, mechanische Energie aus einer externen Wärmequelle zu gewinnen.

Hauptbauformen des Stirlingmotors

Stirlingmotoren gibt es in verschiedenen Bauformen, die jeweils spezifische Vor- und Nachteile aufweisen. Die drei Haupttypen sind der Alpha-, Beta- und Gamma-Stirlingmotor.

  • Alpha-Stirlingmotor: Dieser Typ arbeitet mit zwei getrennten Zylindern, in denen sich jeweils ein Kolben befindet. Ein Zylinder ist ständig heiß, der andere kalt. Die Kolben arbeiten phasenversetzt und sind über eine gemeinsame Kurbelwelle verbunden. Diese Anordnung ermöglicht eine hohe Leistungsdichte, erfordert aber eine präzise Regelung und eine gute Abdichtung zwischen den Zylindern.
  • Beta-Stirlingmotor: Bei dieser Bauform befinden sich beide Kolben in einem gemeinsamen Zylinder. Ein Verdrängerkolben bewegt das Gas zwischen heißer und kalter Zone, während ein Arbeitskolben die eigentliche Arbeit verrichtet. Diese Bauweise ist kompakt und eignet sich gut für Anwendungen mit geringem Platzbedarf.
  • Gamma-Stirlingmotor: Dieser Typ ähnelt dem Beta-Typ, jedoch sind die Zylinder für den Arbeitskolben und den Verdrängerkolben getrennt. Die Gamma-Konfiguration bietet eine einfachere Konstruktion und geringere Herstellungskosten, hat aber eine geringere Leistungsdichte als der Alpha-Typ.

Abgrenzung zu anderen Motortypen und Besonderheiten

Der Stirlingmotor unterscheidet sich von anderen Motortypen durch seine geschlossene Arbeitsweise, bei der das Arbeitsgas nicht ausgetauscht wird. Im Gegensatz zu Verbrennungsmotoren und Dampfmaschinen verbleibt das Gas im Motor, wodurch der Stirlingmotor leiser und emissionsfrei ist. Diese Eigenschaft macht ihn besonders interessant für Anwendungen, bei denen Umweltschutz und Lärmarmut eine Rolle spielen.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Nutzung externer Wärmequellen. Während Verbrennungsmotoren den Kraftstoff direkt verbrennen, um Energie zu erzeugen, kann der Stirlingmotor mit einer Vielzahl von Wärmequellen betrieben werden, einschließlich Solarenergie, Erdwärme oder industrieller Abwärme. Diese Vielseitigkeit macht ihn zu einer umweltfreundlichen Option für die Energieerzeugung.

Vor- und Nachteile von Stirlingmotoren

Vorteile

  • Umweltfreundlich: Der Stirlingmotor arbeitet emissionsfrei, da das Arbeitsgas weder verbrannt noch ausgetauscht wird. Dies macht ihn ideal für Anwendungen, bei denen der Umweltschutz eine Rolle spielt.
  • Leise: Der Betrieb des Stirlingmotors ist sehr leise, da keine explosionsartigen Verbrennungsvorgänge stattfinden.
  • Flexibilität: Stirlingmotoren können mit einer Vielzahl von externen Wärmequellen betrieben werden, einschließlich erneuerbarer Energien wie Solarenergie.
  • Langlebigkeit und geringer Wartungsaufwand: Da im Motorinneren keine hohen Temperaturen entstehen und keine Verbrennungsrückstände das Arbeitsgas verunreinigen, sind Stirlingmotoren langlebig und wartungsarm.

Nachteile

  • Begrenzter Wirkungsgrad: Der Wirkungsgrad des Stirlingmotors ist durch den Temperaturunterschied zwischen heißen und kalten Bereichen begrenzt. Selbst mit modernen Materialien und Technologien erreichen Stirlingmotoren oft nur etwa 30-40% des Carnot-Wirkungsgrades.
  • Größe und Gewicht: Der Bedarf an großen Wärmetauschern und einer stabilen Konstruktion macht Stirlingmotoren im Vergleich zu anderen Motortypen schwerer und voluminöser.
  • Langsames Ansprechverhalten: Die Leistungsregelung durch Anpassung der Wärmezufuhr erfolgt langsamer als bei Verbrennungsmotoren, wodurch der Stirlingmotor für Anwendungen, die schnelle Leistungsänderungen erfordern, weniger geeignet ist.

Technologische Entwicklungen und industrielle Anwendungen

Nach seiner Erfindung durch Robert Stirling durchlief der Stirlingmotor mehrere Entwicklungsphasen. Insbesondere in den 1930er Jahren begann die niederländische Firma Philips mit der Erforschung und Produktion von Stirlingmotoren. Philips benötigte eine zuverlässige und transportable Energiequelle für den Betrieb von Radios in abgelegenen Gebieten ohne Stromversorgung. Der Philips-Stirlingmotor erwies sich als robust und effizient und wurde in großen Stückzahlen produziert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Entwicklung von Stirlingmotoren für Anwendungen in Automobilen und Schiffen intensiviert. Die Vielstofftauglichkeit und der leise Betrieb machten den Stirlingmotor attraktiv für militärische und maritime Anwendungen. In den 1970er und 1980er Jahren gab es umfangreiche Forschungen zur Verwendung von Stirlingmotoren als Antrieb in Automobilen, insbesondere aufgrund ihrer geringen Emissionen. Diese Bemühungen waren jedoch aufgrund der Trägheit des Motors bei Lastwechseln und der hohen Herstellungskosten weniger erfolgreich.

Verbrennungsmotoren bremsten den Stirlingmotor

Die Entwicklung des Stirlingmotors wurde durch den Aufstieg von Verbrennungsmotoren im frühen 20. Jahrhundert gebremst. Diese neuen Motoren boten höhere Leistungsdichten und schnellere Ansprechzeiten, was sie für den Einsatz in Fahrzeugen und industriellen Anwendungen attraktiver machte. In der Folge führte der Stirlingmotor in den folgenden Jahrzehnten ein Nischendasein.

Erst mit dem aufkommenden Interesse an erneuerbaren Energien und der Notwendigkeit, umweltfreundliche Technologien zu entwickeln, rückte der Stirlingmotor wieder in den Mittelpunkt des Interesses. In den 1970er Jahren begann man mit der Erforschung seines Einsatzes in Blockheizkraftwerken (BHKW) und in der Kraft-Wärme-Kopplung zur effizienten Erzeugung von Wärme und Strom.

Moderne Anwendungen des Stirlingmotors

Heute wird der Stirlingmotor in verschiedenen Bereichen eingesetzt:

Blockheizkraftwerke (BHKW): Eines der vielversprechendsten Anwendungsgebiete des Stirlingmotors ist die Nutzung in Blockheizkraftwerken. In BHKW-Anlagen wird der Stirlingmotor eingesetzt, um sowohl Wärme als auch Strom zu erzeugen. Diese Anlagen sind besonders effizient, da sie die Abwärme des Motors für Heizzwecke nutzen. Durch die Kopplung mit regenerativen Energiequellen wie Solarthermie oder Biomasse kann der Stirlingmotor umweltfreundlich betrieben werden und hohe Wirkungsgrade von über 90 Prozent erreichen.

Solarthermische Kraftwerke: Stirlingmotoren eignen sich hervorragend für die Umwandlung von Solarenergie in mechanische und elektrische Energie. In sogenannten Solar-Stirling-Anlagen wird das Sonnenlicht auf einen Brennpunkt konzentriert, der einen Stirlingmotor erhitzt. Diese Technologie wird bereits in einigen Projekten eingesetzt, um Strom aus Sonnenenergie zu erzeugen.

Kältetechnik: Stirlingmotoren können umgekehrt als Kältemaschinen oder Wärmepumpen betrieben werden. Durch die Bewegung der Kolben wird Wärmeenergie von einem kalten in einen warmen Bereich transportiert. Diese Anwendung findet in der Kühlung von empfindlichen elektronischen Geräten, in der Klimatisierung sowie in der Kryotechnik Verwendung.

Raumfahrt und Militär: Antrieb Die NASA und andere Weltraumorganisationen erforschen den Einsatz von Stirlingmotoren für die Energieversorgung von Raumsonden und zukünftigen Basen auf Mond und Mars. Die Motoren nutzen radioaktive Wärmequellen, um auch in abgelegenen oder unwirtlichen Umgebungen eine konstante Energieversorgung zu gewährleisten. Aufgrund ihrer leisen und erschütterungsfreien Betriebsweise werden Stirlingmotoren auch in militärischen U-Booten eingesetzt.

Kleine tragbare Generatoren: Aufgrund ihrer Fähigkeit, mit verschiedenen Wärmequellen zu arbeiten, eignen sich Stirlingmotoren auch für den Einsatz in tragbaren Stromgeneratoren, die in abgelegenen Gebieten oder in Notsituationen Strom liefern können.

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.