Kaum Aufträge 20.08.2014, 10:53 Uhr

Ukraine-Krise beschleunigt das Ende des Flugzeugbauers Antonov

Sie würden gerne eine riesige Antonov An-124 bauen, die Hilfsgüter oder Truppen in Krisengebiete fliegen. Doch die rund 13.500 Mitarbeiter des ukrainischen Flugzeugbauers Antonov fürchten das Ende ihres Unternehmens. Der bisherige Hauptabnehmer Russland bestellt schon länger keine Flugzeuge mehr im Nachbarland. Die Ukraine-Krise könnte das Aus bedeuten.

Die Antonov An-225 ist das größte Transportflugzeug der Welt. Doch der ukrainische Hersteller leidet unter fehlenden Aufträgen aus Russland und dürfte die Ukraine-Krise kaum überleben.

Die Antonov An-225 ist das größte Transportflugzeug der Welt. Doch der ukrainische Hersteller leidet unter fehlenden Aufträgen aus Russland und dürfte die Ukraine-Krise kaum überleben.

Foto: Antonov

Russland, bis vor kurzem wichtigster Abnehmer der in der Ukraine gebauten Flugzeuge, ist als Käufer inzwischen gänzlich ausgefallen. Die früher umfangreichen russischen Zulieferungen kommen nur noch schleppend oder gar nicht mehr in der Ukraine an. “Wir haben derzeit, was Militärmaschinen angeht, keine Geschäftskontakte mit Russland, weder Import, noch Export“, sagte Antonov-Manager Viktor Kasurow in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Kasurow leitet die Endmontage für mittelgroße Flugzeuge in Kiew.

Ukraine-Krise bringt Antonov an den Rand des Ruins

Die Ukraine hofft zwar, dass das Assoziierungsabkommen mit der EU neue Geschäftsbeziehungen schafft. Doch Partnerschaften mit Unternehmen im Westen zeichnen sich nicht ab. Derzeit ist kein westlicher Zulieferer oder Flugzeugbauer an einer Partnerschaft ausgerechnet in der Krisenregion Ukraine interessiert. Das könnte auch daran liegen, dass die Antonov-Maschinen noch nicht den EU-Standards entsprechen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Open Grid Europe GmbH-Firmenlogo
Koordinator (m/w/d) Energiedatenmanagement Schwerpunkt Messzugang Open Grid Europe GmbH
Albert Handtmann Metallgusswerk GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Simulationsingenieur (m/w/d) Strukturmechanik Automotive Albert Handtmann Metallgusswerk GmbH & Co. KG
Biberach an der Riss Zum Job 
Open Grid Europe GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Anlagenbau / Maschinenbau / Gasturbinen (m/w/d) Open Grid Europe GmbH
Deutsche Infineum GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Plant Contact Engineer (m/w/d) Deutsche Infineum GmbH & Co. KG
Open Grid Europe GmbH-Firmenlogo
Ingenieur als Projektleiter Rohrleitungstechnik (m/w/d) Open Grid Europe GmbH
ASML-Firmenlogo
Prozessingenieur:in Laser-Strukturierung ASML
ASML-Firmenlogo
Prozessingenieur:in Klebetechnologie ASML
ASML-Firmenlogo
Projektleiter:in Product Engineering ASML
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Master / Diplom (Univ.) Bauingenieurwesen oder vergleichbar mit Schwerpunkt konstruktiver Ingenieurbau Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg Zum Job 
Knauf PFT GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Betriebsleiter Baumaschinenfertigung (m/w/d) Knauf PFT GmbH & Co. KG
Iphofen Zum Job 
Fraunhofer-Gesellschaft-Firmenlogo
Architekt*in / Dipl.-Ingenieur*in - Vergabe von Bau- & Bauplanungsleistungen Fraunhofer-Gesellschaft
München Zum Job 
Kromberg & Schubert Automotive GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Qualitätsingenieur BMW (m/w/d) Kromberg & Schubert Automotive GmbH & Co. KG
Abensberg bei Regensburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieurin oder Ingenieur Verkehrsbehörde (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Bad Gandersheim, Hannover Zum Job 
Rittal-Firmenlogo
Prüfingenieur / Prüftechniker (m/w/d) Elektrotechnik Produktentwicklung Stromverteilung Rittal
Herborn Zum Job 
Niedersächsische Landgesellschaft mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Baulandentwicklung Tiefbau (m/w/d) Niedersächsische Landgesellschaft mbH
Osnabrück Zum Job 
Niedersächsische Landgesellschaft mbH-Firmenlogo
Bauingenieur oder Architekt als Projektleiter im Agrar- und Spezialbau (m/w/d) Niedersächsische Landgesellschaft mbH
Lüneburg Zum Job 
Niedersächsische Landgesellschaft mbH-Firmenlogo
Bauingenieur oder Architekt als Projektmanager im Agrar- und Spezialbau (m/w/d) Niedersächsische Landgesellschaft mbH
Bremerhaven Zum Job 
Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) für die Prüfung von Planungen und Bauvorbereitungen im Bereich der kommunalen Straßenbauförderung Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr
Metropolregion Hannover / Braunschweig / Göttingen / Wolfsburg Zum Job 
Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr-Firmenlogo
Bauingenieure (w/m/d) Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr
Hannover Zum Job 
Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) für die Prüfung von Planungen und Bauvorbereitungen im Bereich der kommunalen Straßenbauförderung Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr
Metropolregion Hannover / Braunschweig / Göttingen / Wolfsburg Zum Job 

Antonov bleibt nach eigenen Äußerungen als letzte Karte nur noch China oder Indien. Aber selbst kleinere Bestellungen von dort werden den wirtschaftlichen Zusammenbruch nicht mehr verhindern können. Alles in allem hat Antonov bislang rund 22.000 Flugzeuge der verschiedensten Typen gebaut. Viele werden offensichtlich nicht mehr dazukommen.

Kuba ist noch einer der wenigen Kunden, der noch Flugzeuge von Antonov kauft. Mitte Juli lieferte Antonov einen Regionaljet An-158 an Kuba. Allerdings folgt bis Ende 2014 nur noch ein weiterer Jet für die Karibikinsel.

Kuba ist noch einer der wenigen Kunden, der noch Flugzeuge von Antonov kauft. Mitte Juli lieferte Antonov einen Regionaljet An-158 an Kuba. Allerdings folgt bis Ende 2014 nur noch ein weiterer Jet für die Karibikinsel.

Quelle: Antonov

Überleben dürfte allenfalls Antonov Airlines, jene Tochtergesellschaft, die die großen Militärtransporter An-124 betreibt und damit Truppen und Waren auch für westliche Staaten in Krisen- und Katastrophengebiete fliegt. Zwei der riesigen Transportflugzeuge sind sogar in Leipzig stationiert, wo sie auf Kundenaufträge warten.

Von Antonov stammt das größte Flugzeug der Welt

Weltweit berühmt wurde Antonov durch die An-225 Mriya, ein viermotoriges Turboprop-Frachtflugzeug mit einer Nutzlast von mehr als 200 Tonnen. Gebaut wurde sie nur in einem Exemplar, um den russischen Raumtransporter Buran transportieren zu können. Zivile Einsätze flog die An-225 aber in weiten Teilen der Welt, so kam sie auch auf westeuropäische Flughäfen.

Ungleich wichtiger war kommerziell die An-124 , ein in Serie gebauter Jet-Frachter mit mehr als 130 Tonnen Ladevermögen, der zum Beispiel amerikanische Lokomotiven in viele Länder der Welt beförderte. Die Produktion der An-124, die unter anderem auch britische Panzer in den Irak flog, musste allerdings vorzeitig eingestellt werden, weil der Absatz des Großflugzeugs in westlichen Ländern auf viele technische Zulassungsschwierigkeiten stieß.

Europa erwog den Kauf des Militärtransporters An-70

Antonov widmete sich dann der An-70, einem deutlich kleineren militärischen Frachter, der Mitte der Neunziger Jahre auch im Westen als eines der technisch modernsten Flugzeuge seiner Art eingeschätzt wurde.

Ehe sich Airbus zum Bau der militärischen A400M entschloss, stand sogar eine westeuropäische Gemeinschaftsbeschaffung der An-70 zur Debatte.

Ein anderer Rückschlag kam durch den Absturz eines Prototyps in der Ukraine. Anschließend versprach Russland immer wieder, die An-70 zu bestellen, zuletzt im Dezember 2013. Aber es kam nie zu einem konkreten Auftrag.

Die Antonov An-225 kann sogar Züge und Lokomotiven transportieren, wie hier ein Zug für die Schweizer Bahn SBB.

Die Antonov An-225 kann sogar Züge und Lokomotiven transportieren, wie hier ein Zug für die Schweizer Bahn SBB.

Quelle: Antonov

Mit dieser latenten Auftragsverzögerung brachte Russland Antonov wirtschaftlich arg ins Wanken. Die 13.500 Mitarbeiter, die ganz überwiegend in der Nähe von Kiew, zu einem kleinen Teil aber auch in Usbekistan arbeiten, sind heute schon weitgehend ohne Beschäftigung.

Auch das Zivilgeschäft leidet seit längerem

Mit der An-148 brachte das Unternehmen vor gut zehn Jahren ein modernes zweimotoriges Kurzstreckenflugzeug mit Düsenantrieb auf den Markt. Wieder gab es aus Russland nur Versprechungen, aber keine nennenswerten Aufträge. Gekauft wurde das Flugzeug von Kuba, Nordkorea und Kasachstan. Geliefert wurden bestenfalls vier Flugzeuge im Jahr – keine zehn Prozent dessen, was Airbus oder Boeing monatlich ausliefern.

Ursprünglich nur ein “Design Bureau” für Flugzeuge

Gestartet ist Antonov ursprünglich als Flugzeugdesigner. In der alten Sowjetunion waren das Flugzeugdesign und der Flugzeugbau weitestgehend getrennt. Designer wie Antonov oder Tupolev entwarfen neue Flugzeuge, bauten meist auch Prototypen und testeten sie eingehend. Die Produktion lag dann aber bei spezialisierten Fertigungsunternehmen.

Die alte Sowjetrepublik Ukraine verfügte mit Antonov über einen der wichtigsten Designer für militärische und zivile Frachtflugzeuge. Das Jahrzehnte alte Antonov Design Bureau erkämpfte sich dann aber auch das Recht zur Flugzeugproduktion – getrennt vom großen russischen Gegenstück, der United Aircraft Corporation.

Dem russischen Flugzeugbauer United Aircraft war Antonov stets ein Dorn im Auge. Jetzt könnten sich die Russen endgültig durchsetzen.

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.