Brenntests bestanden 22.02.2017, 09:12 Uhr

Bald fliegt die erste Rakete mit Alkohol ins All

Fliegen demnächst Raketen mit Alkohol ins All? Zumindest arbeiten deutsche und brasilianische Ingenieure daran, eine Rakete zu entwickeln, die mit Ethanol als Treibstoff fliegt. Und melden erste Erfolge. Aus Lampoldshausen.

Bei der ersten Brenntestkampagne des Projekts Salsa wurden zwei verschiedene Einspritzköpfe erprobt. Links sieht man das von Airbus Safran Launchers entwickelte System. Bei dem Test wird mit Hilfe des Einspritzkopfes Treibstoff  in die Brennkammer gesprüht, der dort gezündet wird. Rechts ist das in Brasilien konzipierte System des Instituto de Aeronáutica e Espaço (IAE) zu erkennen. 

Bei der ersten Brenntestkampagne des Projekts Salsa wurden zwei verschiedene Einspritzköpfe erprobt. Links sieht man das von Airbus Safran Launchers entwickelte System. Bei dem Test wird mit Hilfe des Einspritzkopfes Treibstoff  in die Brennkammer gesprüht, der dort gezündet wird. Rechts ist das in Brasilien konzipierte System des Instituto de Aeronáutica e Espaço (IAE) zu erkennen. 

Foto: Airbus Safran Launchers

Aus Lampoldshausen? Ja genau. Denn in diesem kleinen Ort im Osten des Landkreises Heilbronn wurde 1959 ein Versuchsgelände zum Testen von Flüssigkeitsraketentriebwerken durch den Raumfahrtpionier Professor Eugen Sänger gegründet. Heute gehört es zu den Standorten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Und das DLR arbeitet gemeinsam mit der brasilianischen Raumfahrtagentur Agência Espacial Brasileira (AEB) sowie dem Raumfahrtunternehmen Airbus Safran Launchers an einem Raketentriebwerk mit 75 Kilonewton Schub, das mit Flüssigsauerstoff und Ethanol angetrieben werden soll. Das Projekt macht Fortschritte: Die erste Brenntest-Kampagne für Triebwerke, die für künftige brasilianische Trägerraketen für kleinere Nutzlasten gedacht sind, verlief erfolgreich.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
MB Global Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG
Darmstadt Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH
Eisenach Zum Job 
IT-Consult Halle GmbH-Firmenlogo
Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Dorsch Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe
Wiesbaden Zum Job 
Clariant SE-Firmenlogo
Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE
Oberhausen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Big Dutchman International GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH
BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG
Großenhain Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
Hamburger Wasser-Firmenlogo
Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser
Hamburg Zum Job 
Möller Medical GmbH-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur - Fernwärme/Energietechnik (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 

42 Zündungen erfolgreich durchgeführt

„Um die optimale Technik für den Antrieb einer zukünftigen deutsch-brasilianischen Rakete zu finden, wurden parallel zwei Einspritzköpfe entwickelt, die auf unterschiedlichen Konzepten beruhen“, so Projektleiterin Lysan Pfützenreuter vom DLR Raumfahrtmanagement.  Der Einspritzkopf soll einmal das Herzstück des neuen L75-Triebwerks werden.

„Bei dieser ersten Kampagne haben wir alle wichtigen Testziele erreicht: So wurden an 20 Tagen insgesamt 42 Zündungen erfolgreich durchgeführt. Dabei konnten wir unter anderem das Zündverhalten und die Stabilität des Systems während Zündung und Anfahren der Schubkammer genau analysieren“, erklärt Pfützenreuter. „Hierdurch haben wir wichtige Erkenntnisse für die weitere Triebwerksentwicklung gewonnen.

Prüfstand P8 des DLR-Instituts für Raumfahrtantriebe: Hier untersuchen die DLR-Wissenschaftler das Verhalten hochenergetischer Treibstoffe. Dabei sollen insbesondere die hochkomplexen Verbrennungs- und Treibstofftransportvorgänge in der Brennkammer verbessert und die entsprechenden Technologien weiterentwickelt werden. Im Frühjahr 2016 wurde der Teststand erweitert, so dass hier nun auch Ethanol als Treibstoff erprobt werden kann. 

Prüfstand P8 des DLR-Instituts für Raumfahrtantriebe: Hier untersuchen die DLR-Wissenschaftler das Verhalten hochenergetischer Treibstoffe. Dabei sollen insbesondere die hochkomplexen Verbrennungs- und Treibstofftransportvorgänge in der Brennkammer verbessert und die entsprechenden Technologien weiterentwickelt werden. Im Frühjahr 2016 wurde der Teststand erweitert, so dass hier nun auch Ethanol als Treibstoff erprobt werden kann.

Quelle: DLR

Die beiden Einspritzköpfe unterscheiden sich vor allem in der Art und Weise, wie der Treibstoff in die Brennkammer eingesprüht und vermischt wird. Ein System stammt vom Instituto de Aeronáutica e Espaço (IAE) in Brasilien, das auch das L75-Triebwerk gebaut hat. Das andere Einspritzsystem wurde in Deutschland von Airbus Safran Launchers entwickelt und gebaut, im Rahmen des Projekts Salsa (Systemauslegung eines Alkohol-LOX-Antriebs als Substitut für lagerfähige Antriebsstoffe).

Verleiht Alkohol der Forschung Flügel?

Warum die Forscher überhaupt mit Alkohol ins All wollen? Erstens weil Ethanol genauso wie Methan zu den so genannten grünen Treibstoffen zählt, also umweltfreundlicher und weniger gesundheitsbelastend ist, als die in der Raumfahrt verwendeten Hydrazin-Verbindungen. Zudem könnten die Kosten in der Raumfahrt durch den neuen Treibstoff deutlich reduziert werden.

Er lässt sich deutlich weniger aufwendig sicher lagern und handhaben. Angetrieben werden die Forscher in Europa von der REACH-Verordnung, die seit 2007 die Zulassung und Verwendung chemischer Stoffe regelt. Seitdem ist Hydrazin, eine anorganische chemische Verbindung aus Stickstoff und Wasserstoff , ins Trudeln geraten: Es ist fraglich, wie lange die farblose, ölige, ähnlich wie Ammoniak riechende, an Luft rauchende Flüssigkeit noch als Treibstoff zugelassen sein wird.

Teststand P8 einzigartig in Europa

Noch ein Schlusswort zu Lampoldshausen: In ganz Europa gibt es nur diese eine Möglichkeit den Treibstoff Ethanol mit Raketen zu testen, die eine Nutzlast in einen Orbit transportieren können. Erst im Frühjahr 2016 wurde der Teststand P8 um eine Hochdruck-Ethanolversorgung erweitert. „Damit steht am P8 neben den bisherigen Treibstoffen Sauerstoff, Wasserstoff und Methan ein weiterer grüner Treibstoff zur Verfügung“ so Jan Alting, Salsa-Projektleiter bei Airbus Safran Launchers. „Für Europa deckt der P8 damit fast das gesamte Spektrum der aktuell interessanten Treibstoffkombinationen zur Technologieentwicklung und -erprobung von Schubkammern für Trägerraketen ab.“

Grüne Rakete: das Hybridtriebwerk im Test. Bremer Studenten haben Paraffin genutzt, um eine 80 kg schwere und 3,8 m lange Forschungsrakete in eine Höhe von 4.000 m zu schießen. 

Grüne Rakete: das Hybridtriebwerk im Test. Bremer Studenten haben Paraffin genutzt, um eine 80 kg schwere und 3,8 m lange Forschungsrakete in eine Höhe von 4.000 m zu schießen.

Quelle: ZARM

Auch Kerzenwachs kann als Raketentreibstoff dienen: Studenten der Bremer Universität haben eine Rakete entwickelt und erfolgreich getestet, die mit Paraffin und flüssigem Sauerstoff beschleunigt wird.

Und auch das US-amerikanische Unternehmen Escape Dynamics hat einen alternativen Raumschiffantrieb entwickelt: Als Treibstoff dient Wasserstoff, der von der Erde aus mit Mikrowellen-Antennen erhitzt wird. Das System kommt ohne chemische Verbrennung aus und soll sicherer, preiswerter und effizienter sein.

Aufgrund eines Leserhinweises möchten wir den Artikel noch um folgende Informationen ergänzen: Schon am 20. Juni 1944 durchstieß eine deutsche Rakete mit Flüssigkeitstriebwerk die Grenze zum Weltraum. Sie wurde mit einem Gemisch aus 75-prozentigem Ethanol und Flüssigsauerstoff angetrieben. Bei der Aggregat 4 (A4) genannten Rakete handelt es sich allerdings um eine ballistische Rakete. Sie fliegt im Unterschied zum aerodynamischen Flug eine ballistische Kurve. Die Rakete wird nur in der Antriebsphase direkt nach dem Start beschleunigt und fliegt dann antriebslos wie ein Geschoss weiter. Von der NS-Propaganda wurde die A4 zur „Wunderwaffe“ erklärt. Bei der Überschrift „Bald fliegt die erste Rakete mit Alkohol ins All“ wurde diese ballistische Boden-Boden-Rakete nicht berücksichtigt. Gemeint sind zivile Raketen.

 

Ein Beitrag von:

  • Martina Kefer

    Diplom-Medienpädagogin und Ausbildung zur Journalistin beim Bonner General-Anzeiger

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.