Microsoft fordert staatliche Regulierung der KI
Künstliche Intelligenz erfährt heute schon viele Anwendungen: Sie kann autonome Fahrzeuge steuern, Fabriken koordinieren, und medizinische Diagnosen stellen. Ihre Fähigkeit, Muster zu erkennen, macht sie als Assistenten, die per Smartphone Gegenstände identifizieren und zuordnen, bestens geeignet. Auch die Gesichtserkennung gehört zu diesem Teilgebiet der KI. Weil Menschen aber im Gegensatz zum Designermöbelstück aber über persönliche Rechte verfügen, ist die Anwendbarkeit dieser Technologie des Öfteren strittig.
Der private Wildwuchs im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) besorgt Brad Smith, Präsident bei Microsoft: In einem Blogeintrag appelliert er an die US-Regierung, ein überparteiliches Komitee einzurichten, das beurteilen soll, in welchem Umfang Unternehmen in privater Hand Gesichtserkennung nutzen dürfen.
„Es mag ungewöhnlich erscheinen“, schreibt Smith „dass ein Unternehmen staatliche Regulierung seiner eigenen Produkte erbittet, aber es gibt viele Märkte, in denen sorgfältige Regulierung zu einer gesünderen Dynamik für Konsumenten und Produzenten gleichermaßen führte.“ Des Weiteren erachte er es als nur vernünftig, dass in dem Rechtsstaat USA eine gewählte Regierung diese Regeln aufstelle – anstatt dass nicht-gewählte Privatunternehmen diese Aufgabe an sich reißen.
KI kann missbraucht werden
Die Technologie der Gesichtserkennung hat bereits Einzug in unser privates und professionelles Leben gefunden. Wie bei jedem Fortschritt müsse man sich die Frage stellen: „Welche Rolle möchten wir dieser Technologie in unserer alltäglichen Gesellschaft zuweisen?“ Smith konstatiert, dass sich alle Werkzeuge zum Guten wie zum Schlechten nutzen ließen: „Selbst ein Besen kann dazu genutzt werden, den Boden zu fegen oder jemandem auf den Kopf zu schlagen.“ Bei der Gesichtserkennung per KI verhalte es sich auch so.
Er stellt Anwendungsbeispiele gegenüber: Gesichtserkennung könnte dabei helfen, ein vermisstes Kind oder einen bekannten Terroristen in der Masse zu finden. Gleichzeitig könnte sie dazu missbraucht werden, kommerzielle Nutzerprofile aggressiv zu betreiben oder politische Dissidenten zu verfolgen – in diesem Kontext nennt Smith auch Orwells Klassiker 1984. Der dystopische Roman aus dem Jahr 1949 entwirft die alptraumhafte Vision eines Überwachungsstaates, der seine Bürger auch im eigenen Wohnzimmer beobachtet und bewertet. Ob Smith damit auf chinesische Umstände anspielt, ist nicht eindeutig. Bekannt ist aber, dass kaum ein Staat Orwells Vision so nahekommt wie die Volksrepublik. Alleine in Peking sind grob 46.000 Kameras im öffentlichen Raum im Einsatz – Tendenz steigend.
Die Bundesregierung plant KI auf Dauer
Was Smith in den Vereinigten Staaten fordert, könnte in Deutschland schon bald Realität werden: Kürzlich veröffentlichte die Bundesregierung ein Manifest ihrer KI-Strategie. Während das erstgenannte Ziel lautet, dass KI „made in Germany“ zum „weltweit anerkannten Gütesiegel“ werden solle, umriss Merkels Kabinett auch erste Ansätze ethischer Fragestellungen.
So sehe sich die Bundesregierung „in der Pflicht, eine verantwortungsvolle und gemeinwohlorientierte Nutzung der KI in Zusammenarbeit mit Wissenschaft, Wirtschaft, Staat und der Zivilgesellschaft voranzubringen“. Grundsätzlich wolle man im Rahmen europäischer Grundrechte operieren – ausdrücklich wird auch die „Achtung der Privatsphäre“ genannt.
Die Daten-Ethikkommission soll bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden. Dieses Gremium setzt sich aus unabhängigen Experten aus Informatik, Recht, Medienwissenschaften und anderen relevanten Bereichen zusammen. Darüber hinaus wünscht die Regierung, den „gesellschaftlichen Dialog unter Beteiligung der Zivilgesellschaft“ zu organisieren – welchen Einfluss dieser haben wird, verbleibt aber unklar.
Wiederholt verspricht das Schreiben Wege, die Forschung zu fördern und Fachkräfte im Bereich der KI etwa durch attraktive Vergütung nach Deutschland zu bringen. Insgesamt bleibt die Bundesregierung unkonkret. Dem Eckpunkte-Papier folgend sollen am 3. und 4. Dezember auf dem Digital-Gipfel in Nürnberg Nägel mit Köpfen gemacht werden.
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