Enormes Potenzial 21.05.2013, 09:15 Uhr

Windenergie im Wald immer lukrativer

In Bayern, Baden-Württemberg und Hessen sind freie Flächen für Windenergieanlagen Mangelware. Was diese Bundesländer aber haben, ist Wald. Was sich ein wenig kurios anhört, hat bei genauer Betrachtung enormes Potenzial. Allerdings erst seit einigen Jahren, denn heute ist die Technik da, um das Potenzial auch zu nutzen.

Windpark im Wald: Anlage bei Kisselbach/Liebshausen in der Verbandsgemeinde Rheinböllen in Rheinland-Pfalz.

Windpark im Wald: Anlage bei Kisselbach/Liebshausen in der Verbandsgemeinde Rheinböllen in Rheinland-Pfalz.

Foto: Juwi

Im Vergleich zum offenen Binnenland müssen Windkraftanlagen, die in Waldgebieten errichtet werden, besondere Anforderungen erfüllen. „Die Anlagentechnik steht erst jetzt zur Verfügung“, weiß Tobias Klaas, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (Iwes). Türme mit Nabenhöhen von 140 m bieten eine gute Ausgangsbasis für die Windkraftnutzung in Waldarealen. Die Baumhöhen von Fichte, Kiefer oder Buche werden damit von den sogenannten Schwach-Windenergieanlagen weit übertroffen und diese erreichen Regionen mit lukrativen Windgeschwindigkeiten.

Auch in Süddeutschland hohe Erträge möglich

„In einer Höhe von 120 m und mehr sind auch in Bayern und Baden-Württemberg mittlere Windgeschwindigkeiten von 5,8 m/s bis 6,7 m/s möglich – in Kombination mit größeren Rotordurchmessern werden so im südlichen Binnenland Erträge erreicht, wie sie bis vor einigen Jahren nur in Küstenregionen und exponierten Gebirgsregionen denkbar waren“, erklärt Peter Herbert Meier, Abteilungsleiter Wind Cert Services beim TÜV Süd Industrie Service.

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TÜV-Süd-Experte Meier betrachtet den „Wind im Wald“ als Ernte in der zweiten Etage. Direkt über den Baumkronen bestehen häufig erhebliche Turbulenzen sowie relativ geringe Windgeschwindigkeiten. Erst oberhalb der zwei- bis dreifachen Baumhöhe sei der Einfluss der Bäume zunehmend vernachlässigbar. Wegen der schwierigen Verhältnisse müsse der Standort im Rahmen einer mindestens einjährigen Messkampagne untersucht werden, so Thomas Arnold, Gruppenleiter Messtechnik Windenergie beim TÜV Süd. Zudem spiele das Umfeld wie vorgelagerte Höhenzüge, die Wind abschirmten, eine große Rolle.

Seit vier Jahren bietet der TÜV Süd an, Windkraftstandorte zu prüfen und ein Chancen- und Risikenportfolio zu entwickeln. Anfangs mit vier Mitarbeitern aufgestellt, ist die Zahl heute auf 20 angestiegen. „Wir sind weiterhin auf Wachstumskurs“, sagt Arnold. Windparks im Binnenland seien aufgrund der vielen Siedlungen in weiten Teilen von Süddeutschland nur mit sehr hohem Planungsaufwand zu realisieren. Zudem würden sich auf diese Weise Waldbesitzer ein zusätzliches finanzielles Standbein aufbauen, erklärt er.

Juwi hat schon 210 Windräder in 50 Wäldern gebaut

„Wenn Windenergie in Süd- und Südwestdeutschland ausgebaut werden soll, kommen wir am Wald nicht vorbei“, schätzt Bernhard Bögelein, Projektleiter bei Juwi, einem Projektierer im Bereich erneuerbarer Energien. An knapp 50 Standorten baute die Unternehmensgruppe aus Wörrstadt bisher 210 Windkraftanlagen auf Waldflächen. Das sei aber erst der Anfang. Allein in Rheinland-Pfalz und Hessen bestünden über 40 % der Gesamtfläche aus Wald.

Eine Studie des Iwes aus dem Jahr 2011 bestätigt das Potenzial. Sie hat ergeben, dass die nutzbare Waldfläche, die außerhalb von Schutzgebieten liegt, 4 % der deutschen Gesamtfläche ausmacht und damit einen wesentlichen Beitrag für die Nutzung der Windenergie an Land leisten kann. „In Rheinland-Pfalz haben manche Standorte mit 7 m/s mittlerer Jahreswindgeschwindigkeit Küstenqualität“, macht Bögelein das wirtschaftliche Potenzial deutlich. Je höher die Anlagen, umso besser. Meistens.

„Der Energieertrag einer Windkraftanlage steigt mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit“, weiß Windexperte Bögelein. Genutzt wird ausschließlich Wirtschaftswald, gerodete Flächen werden an anderer Stelle wieder aufgeforstet. Freizeit- und Naturräume sowie alte Baumbestände werden verschont. Oft arbeite Juwi nach Bögeleins Angaben mit den Tourismusbehörden vor Ort zusammen, um die natürliche Energiegewinnung erleb- und begreifbar zu machen. „Der Aufwand, im Wald zu planen und zu bauen, ist etwas höher als auf anderen Flächen“, weiß er.

Rotoren können bei Waldstandorten nicht komplett vormontiert werden

Türme und Rotoren mit einem Durchmesser von etwa 100 m müssen durch den Wald transportiert werden – auch wenn dafür vorhandene Wirtschaftswege genutzt werden, ist dies gerade bei Abzweigungen nicht ganz einfach. Für den Standort und die Zuwegung müssen Bäume gefällt werden, wenn nicht eine Lichtung oder Flächen zur Verfügung stehen, die durch Stürme oder Schädlingsbefall geschädigt sind. Zudem können aufgrund der Enge die Rotoren meist nicht am Boden komplett vormontiert und dann als sogenannter Rotorstern in einem Zug gezogen werden. „Um waldschonend vorgehen zu können, müssen die drei Blätter alle einzeln gezogen und nacheinander in luftiger Höhe montiert werden“, erklärt Bögelein.

Auch die Netzanbindung ist schwierig. Bei einer 3-MW-Windkraftanlage sind die schwachen 20-kV-Netze überfordert. „Entweder wird das Netz zum nächsten Umspannwerk gelegt oder es wird beim Anschluss mehrerer Anlagen ein neues Umspannwerk gebaut, um dann direkt in das 110-kV-Netz einzuspeisen“, so Juwi-Projektleiter Bögelein.

Dem Artenschutz kommt im Wald eine große Bedeutung zu. „Für die an Waldstandorten betroffenen Arten konnten bislang allerdings keine größeren Beeinträchtigungen durch Windräder festgestellt werden als für die auf Freiflächen lebenden Tiere“, betont Bögelein. Ganz so positiv sieht dies das Bundesamt für Naturschutz (BfN) nicht. „Da die Errichtung von Windkraftanlagen in Wäldern eine junge Entwicklung ist, haben die entsprechenden naturschutzfachlichen Begleitforschungen erst in den letzten ein bis zwei Jahren begonnen“, erklärt Kathrin Ammermann vom BfN. Belastbare Untersuchungsergebnisse würden noch nicht vorliegen.

Wirkung auf die Natur umstritten

„Aufgrund der Erfahrungen mit Windkraftanlagen im Offenland lässt sich in Bezug auf zum Beispiel Fledermäuse ein erhöhtes Risiko von Kollisionen und Lebensraumverlust vermuten“, so Ammermann. Kritisch sieht das BfN die Iwes-Studie, die die Nutzung von FFH-Gebieten mit einbezieht (FFH: Flora-Fauna-Habitat, Naturschutzgebiet nach EU-Naturschutzrichtlinie 92/43/EWG).

Zur Verminderung von Konflikten sei die Standortwahl entscheidend. Wälder, so Kathrin Ammermann, seien komplexe Ökosysteme, Lebensraum für verschiedene, auch bedrohte Arten und wesentliche Grundlage für menschliche Erholung und Naturerfahrung.

Ein Beitrag von:

  • Angela Schmid

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