Energiewende 27.07.2023, 09:23 Uhr

Klimaneutrale Zukunft – wie gelingt die Wasserstoff-Wende? Interview mit Dr. David Novak

Gerade hat die Bundesregierung die Nationale Wasserstoffstrategie fortgeschrieben, das allein zeigt, wie wichtig Wasserstoff für die Politik ist, um die Klimaziele zu erreichen. Wir haben über dieses spannende Thema mit Dr. David Novak gesprochen. Er ist zusammen mit Christian Synwoldt Autor des Buches „Wasserstoff: Technik – Projekte – Politik“.

Wasserstoff

Wasserstoff wird in der Zukunft für vielfältige Anwendungen genutzt.

Foto: Panthermedia.net/aoo3771

Im klimaneutralen Energiesystem der Zukunft sind Ökostrom und damit hergestellter Wasserstoff die tragenden Säulen. Die Bundesregierung hat gerade ihre Strategie angepasst und einige wichtige Fragen beantwortet – zum Beispiel, wo Wasserstoff zum Einsatz kommen und wie er hergestellt werden soll. Ähnliche Fragen haben wir auch mit Dr. David Novak diskutiert. Dr. Novak ist nicht nur Mit-Autor eines vielbeachteten Wasserstoff-Fachbuches, sondern auch Hochschul-Dozent sowie freier Berater für Firmen, Verbände und den Staat.

Warum wird Wasserstoff als vielleicht wichtigster Energieträger der Zukunft angesehen?

Stand heute ist offensichtlich, dass karbonbasierte Energieträger ausgedient haben. Elektrizität ist aktuell nicht wirklich speicherbar, außer in Pumpspeicherkraftwerken (die man in Deutschland mit der Lupe suchen muss), in Batterien (derzeit keine wirklichen technischen Lösungen offensichtlich) und eben in Wasserstoff H2, was ganz einfach ist.

Welche Methoden zur Herstellung von Wasserstoff sind am vielversprechendsten?

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektleiterinnen / Projektleiter Energiewirtschaft (w/m/d) Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte Bau/Stoffstrommanager (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Stuttgart Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
(Senior) Expert*in Verkehrssteuerung Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieurgeologe/in als Sachbearbeiter/in Abfall (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager (m/w/d) Smart Grid Operation Plattform VIVAVIS AG
Ettlingen Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Partner-Manager Metering (m/w/d) VIVAVIS AG
Koblenz, Home-Office Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurin / Projektingenieur oder Projektleitung (w/m/d) Verfahrenstechnik Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur*in Kanalplanung / -bau Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH
Emmerich am Rhein Zum Job 
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Sales Manager Bahn (m/w/d) VIVAVIS AG
Berlin, Home-Office Zum Job 
Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH-Firmenlogo
Referent Kommunale Wärmeplanung (m/w/d) Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH
Bayreuth Zum Job 
Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Projektkommunikation und -koordination Rückbau BER II Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie
Abwasserverband Fulda-Firmenlogo
Ingenieur | Master (m/w/d) Wasserwirtschaft | Umwelt | Tiefbau Abwasserverband Fulda
Stadt Erlangen-Firmenlogo
Ingenieur*in / Techniker*in / Meister*in für den Kanalbau (m/w/d) Stadt Erlangen
Erlangen Zum Job 
Landeshauptstadt München-Firmenlogo
Bauingenieur*innen / Ingenieur*innen Umweltschutz /-technik /-planung / Geolog*innen (w/m/d) Landeshauptstadt München
München Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Vertragsmanager*in Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Strategische Netzplanung - Gas / Wärme / H2 Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
STAWAG - Stadt und Städteregionswerke Aachen AG-Firmenlogo
Betriebsingenieur:in Wärmeanlagen (m/w/d) STAWAG - Stadt und Städteregionswerke Aachen AG
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte (w/m/d) im Bereich Planung und Bau Die Autobahn GmbH des Bundes
GELSENWASSER AG-Firmenlogo
Ingenieur*in Trinkwasser GELSENWASSER AG
Gelsenkirchen Zum Job 
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover-Firmenlogo
Ingenieur*in (jeglichen Geschlechts; FH-Diplom oder Bachelor) der Fachrichtung Elektrotechnik oder vergleichbarer Studienrichtung Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Hannover Zum Job 

Natürlich die „grüne“, die über Regenerative Energien hergestellte Elektrizität verwendet. Der blauen Variante vertraue ich nur sehr bedingt, die türkise ist sehr energieintensiv und der graue H2 sollte nur benutzt werden, um die zahlreichen Anwendungen für H2 aufzubauen (was aber dringend notwendig ist, ausdrücklich auch im Bereich Mobilität).

Potenziale und Herausforderungen bei der Umstellung auf Wasserstoff

Wo sehen Sie das größte Potenzial für zukünftige Anwendungen? Gehören auch PKWs dazu? Wie sieht es mit dem Schwerlastverkehr aus?

Grundsätzlich gibt es Stand 2023, drei ca. gleich große Anwendungsgebiete: Industrie, Mobilität und Gebäudewärme. Mobilität teilt sich auf in Straße, Schiene, Wasser und Luft als Transportwege. Die Straße teilt sich auf in PKW, LKW, Busse und Sonderfahrzeuge. Ich bin sicher, dass H2-PKW sich explosionsartig auch in Deutschland vermehren werden, sobald deutsche KFZ-Hersteller endlich mal anfangen, diese auch zu produzieren. Aktuell gibt es in der EU maßgeblich nur welche von Toyota und Hyundai, was mehr als bedauerlich ist. Nur BMW als deutscher Hersteller hat bisher eine Kleinserie produziert, die erst in der 2. Hälfte der 20-er Jahre zum Kauf angeboten werden soll. Für LKW, zumal solche die in Deutschland herumfahren, wird H2 relativ schnell der Problemlöser werden.

Welche Herausforderungen gilt es noch bei Transport und Lagerung von Wasserstoff zu bewältigen?

Der Transport wird durchaus unterschiedlich ausfallen: Interkontinental als grüner Ammoniak NH3 mit Überseetankern, auf mittleren Entfernungen möglicherweise über sogenannte LOHC (Träger-Öle), über kürzere Strecken über bereits bestehende oder zukünftig dann auch neue H2-Gas-Leitungen und über ganz kurze Strecken über Tankwagen. Die Herausforderung ist, dass die bestehenden Erdgas-Leitungen maximal 20-Volumenprozent H2 aushalten. Das ist die Grenze für die bestehenden Dichtungen und Ventile.

Geht es auch ohne Subventionen, wie sieht es mit neuen Abhängigkeiten aus?

Dr. David Novak

Dr. David Novak, Mit-Autor des Buches
„Wasserstoff: Technik – Projekte – Politik“.

Foto: privat

Welche Art der Wasserstoffspeicherung sehen Sie als am vielversprechendsten an?

Im bestehenden bzw. zukünftig neuen Gasnetz. Dessen Kapazität wird, neben großen Gastanks der großen Anwender, allemal ausreichen, zumindest die kommenden Jahrzehnte.

Welche Chancen und Herausforderungen warten auf die deutsche Industrie bei der Umstellung auf Wasserstoff?

Es gibt so viele/unendliche Chancen und Herausforderungen, dass das sicherlich nur in einem separaten Interview und unterteilt nach Anwendungen seriös zu beantworten wäre.

Noch haben wir wenig grünen Wasserstoff, auch weil die Herstellung teuer ist. Geht es nur mit massiver Unterstützung der Politik?

Diese berechtigte Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Die Kosten für die Erzeugung von grünem H2 werden innerhalb der nächsten 10 Jahre auf ca. 1,50 USD/Kg (zumindest variable Kosten vor Ort) in sonnenreichen Ländern sinken. So zumindest die offiziellen Prognosen. Es wird also einen massiven Preisverfall geben. Deutscher grüner H2 wird sicherlich wegen der höheren Kosten für grüne Energie dauerhaft höher sein. Der Preis an der Tankstelle sowieso. Niemand sollte ernsthaft glauben, dass durch grünen H2 als Energieträger das Autofahren billiger wird, zumal wir in Deutschland über die Mineralölsteuer ja die Rentenzahlungen quersubventionieren.

Wie lässt sich verhindern, dass Deutschland in ähnlich große Abhängigkeiten rutscht wie zum Beispiel bei Erdgas? Oder schafft es Deutschland, genügend grünen Wasserstoff selbst zu produzieren?

Deutschland bleibt auch zukünftig von Energie-Importen abhängig – so oder so. Da wird sich nichts ändern. Prognosen gehen Stand 2023 davon aus, dass die Quote selbsterstellten H2 in Deutschland im aller günstigsten Fall bei 1/3 liegen wird, wahrscheinlicher ist eher die Pareto-Annahme 80/20 (also 80% Importe), vermutlich wahrscheinlich sogar noch mehr. Spekulieren sollte man nicht und seriöse Prognosen dazu verbieten sich am heutigen Tage. Dauerhaft wird es aber auf den Weltmärkten genügend grünen H2 geben – und das ist letztlich das allein Entscheidende. Und das ist auch gut so!

Vielen Dank für das Interview!

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.