Stromnetze 02.11.2012, 19:55 Uhr

Gefahr von Stromausfällen in deutschen Verteilnetzen wächst

Im ersten Halbjahr gab es rund 50 kritische Situationen im Netzgebiet des Chemnitzer Versorgungsunternehmens Enviam. Die Industrie wäre auf einen Blackout in dieser Region allerdings nur bedingt vorbereitet, wie ein Blick auf die Glasindustrie beispielhaft zeigt. Und dies, obwohl Branchenvertreter die Versorgungssicherheit mit Energie als existenziell anmahnen.

Versorgungssicherheit mit Energie ist existenziell.

Versorgungssicherheit mit Energie ist existenziell.

Foto: Werkfoto

Adolf Schweer, Geschäftsführer der in drei ostdeutschen Bundesländern aktiven Mitteldeutschen Netzgesellschaft Strom (Mitnetz) GmbH, ist eigentlich kein Schwarzmaler: „Wir stehen nicht vor einem Zusammenbruch der Netze. Aber“, räumt er ein, „in den letzten Monaten hat sich durch einen enormen Zubau der stark schwankenden Wind- und Sonnenenergie die Netzstabilität deutlich verringert.“ Schweers Unternehmen gehört zur Enviam-Gruppe in Chemnitz, einem ostdeutschen Energieunternehmen der RWE AG. Die Mitnetz schaltet vom Hochspannungskabel über das Mittelspannungs- bis zum Endkundennetz alles, was zwischen Halle, Leipzig und Chemnitz Strom überträgt.

Im September hatte Mitnetz gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk, lokalen Behörden und Stadtwerken zu einem Sicherheitsymposium in Leipzig geladen, und das Thema sowie schnelle Handlungsoptionen für den Fall der Fälle diskutiert. Denn an mehr als 50 Tagen hatte es im ersten Halbjahr 2012 kritische Phasen im Stromnetz gegeben. Bei denen konnte nur durch lokale Abschaltungen von Erzeugern die Stabilität gesichert werden: „Wir haben die Möglichkeiten, das zu regeln, aber wir sind in solchen Phasen dicht am Limit, bei dem nicht noch ein zusätzliches großes Problem auftreten darf“, sagt Mitnetz-Chef Schweer.

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Wenn es aber zu einem flächendeckenden Stromausfall im Mitnetz-Gebiet kommen sollte, dann könnten rasch die benachbarten, ebenfalls unter Stress stehenden Netzgebiete wie Dominosteine fallen. „Ein Blackout bedeutet, dass wir für mehrere Tage ohne Strom sein werden. Dann fallen auch Kommunikation, Gasversorgung und Fernwärme aus“, hieß es auf der Tagung.

In Sachsen-Anhalt etwa macht der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien schon heute 79 % des Verbrauchs aus – im Jahresdurchschnitt. Die installierte Leistung von Wind und Sonne liegt mit mehr als 6000 MW weit über der maximalen Last von 3800 MW, wobei der Ausbau ungebremst weitergeht.

„Wir sind der übrigen Bundesrepublik schon um 20 Jahre voraus“, sagt Schweer. Im Jahr 2022 rechnet das Unternehmen bereits mit etwa 12 000 MW installierter Leistung im eigenen Netzgebiet.

Stromausfall würde die Versorgung „eine Woche plus x“ lahmlegen

Entsprechend wichtig werden fertige Einsatzpläne für den Fall, dass es trotz aller Sicherheitsmaßnahmen zu einem großflächigen Stromausfall kommt, wobei im Extremfall ein Blackout laut Schweer „eine Woche plus x“ die Versorgung lahmlegen würde.

„Wir haben als Verteilnetzbetreiber Einsatzpläne für das schrittweise Wiederhochfahren, der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz Transmission natürlich auch, aber es müssen klare Kompetenzen geregelt sein und sich alle auf diesen Fall einstellen, um die Schäden zu begrenzen“, sagt Schweer.

Für große Industriebetriebe könnte ein längerer Energieausfall fatale Folgen haben, wie ein Blick in die Glasindustrie von Sachsen-Anhalt zeigt. Bereits am Beginn der Produktkette, bei der Sodawerk Staßfurt GmbH und Co. KGS in Sachsen-Anhalt, gibt es durchaus Vorkehrungen. Hintergrund dafür ist der mehrstündige Stromausfall nach dem Wintersturm Kyrill 2007, den man hier erlebt hat. Den Verantwortlichen wurde damals klar, wie kritisch die Lage bei einem Energieausfall werden kann – dann könnte es in Zukunft schlimmer kommen, Pumpen könnten versagen, Leitungen würden durch die Kristallisierung verstopft.

Aus Kochsalz und Kalkstein gewinnt das Sodawerk Staßfurt jährlich rund 560 000 t Soda, rund die Hälfte des Aufwandes sind Energiekosten. Das Werk verfügt selbst über ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk. Dies ist jedoch aufgrund der niedrigen Börsenpreise für Strom nur zeitweilig in Betrieb. Den notwendigen Prozessdampf liefert eine auf dem Werksgelände stehende Müllverbrennungsanlage. Ein Inselbetrieb ist trotz des eigenen Kraftwerkes technisch derzeit ausgeschlossen. Es fehle die Schwarzstartfähigkeit. Auch verfüge das Werk nicht über die nötige Regelungstechnik für die stabile Lastabnahme.

Im Werk der Euroglas AG in Osterweddingen bei Magdeburg stehen neben einem Kurzzeitbatteriepuffer für etwa 35 min drei Notstromaggregate für den Fall der Fälle wie zur Abdeckung von Preisspitzen bereit. Sie leisten etwa 5 MW, der Diesel reicht für zwei Tage.

Bis auf 1600 °C wird bei Euroglas die Schmelzwanne des Flachglaswerkes mit Gasbrennern aufgeheizt, die pro Stunde rund 5000 m3 Erdgas benötigen. Eine solche Schmelzwanne wird von der ersten bis zur letzten Stunde ihres etwa 15-jährigen Lebenszyklus in Betrieb gehalten. Würde die Schmelze erstarren, wäre die 12 m x 76 m große Wanne verloren – es gibt keine Möglichkeit einen solchen Glasblock erneut zu schmelzen. Dass bei Euroglas die Erdgasversorgung als sicher gilt, ist hier angesichts der nahen Gasspeicher in den Salzstöcken naheliegend. Doch das stimmt nur, wenn in den Verdichterstationen der Gasnetzbetreiber Strom vorhanden hist.

In Gardeleben betreibt der indische Glaskonzern Hindusthan National Glass & Industries (HNG) ein Werk für die Produktion weißer Getränkeflaschen. Obwohl die Inder in ihrer Heimat in diesem Frühjahr mit einem rund zwei Tage andauernden Blackout zu kämpfen hatten, gibt es in dem modernen Glaswerk bislang überhaupt keine Notstromvariante.

Stromausfallgefahr: Energietechnologie-Experte sieht Notwendigkeit, mögliche Ausfallszenarien zu trainieren

„Bei einer Unterbrechung der Gasversorgung müssten wir auf Versorgung mit Flüssiggas umstellen“, räumt Vertriebschef Eric Heinemann ein, geht aber ansonsten davon aus, dass ein Stromausfall beherrschbar wäre.

Auf die Notwendigkeit, mögliche Ausfallszenarien heute bereits zu trainieren, weist hingegen Harald Schwarz, Leiter des Centrums für Energietechnologie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, hin. Denn auch wenn Strom heute nur rund 22 % des Gesamtenergieverbrauchs in Deutschland ausmacht, würden bei großräumigen Netzausfällen in einer Spanne von Minuten bis wenigen Stunden auch fast alle anderen Energiequellen, aber auch die Kommunikation und die Logistik ausfallen.

Ein Beitrag von:

  • Manfred Schulze

    Manfred Schulze ist freier Journalist für Fachzeitungen Energie, Logistik, Technologie.

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