Heiztechnik 13.02.2004, 18:28 Uhr

Freizeitbad bekommt Wärme aus tiefen Erdschichten

VDI nachrichten, Weinheim, 13. 2. 04 -Die Geothermie ist längst dem Versuchsstadium entwachsen. Trotz mancher technologischer Herausforderung muss sie nicht teurer als konventionelle Heizenergie sein, zumal wenn die Finanzierung über ein Contracting-Modell gesichert ist. Das Beispiel eines Freizeitbades beweist das.

Geothermie ist gut fürs Image“, sagt Marcus Steinhart, Geschäftsführer des Miramar Freizeitzentrums in Weinheim, „und ist darüber hinaus für uns sehr wirtschaftlich.“ In Zusammenarbeit mit der Mannheimer MVV Energie wurde ein Projekt mit einem Volumen von ca. 2,6 Mio. € gestartet, bei dem der Contractor aus Mannheim die Geothermie-Anlage in Weinheim baut, betreibt und das Freizeitbad mit Wärme beliefert. Vor kurzem starteten die Bohrungen, im April beginnen die ersten Pumpversuche, und schon Ende dieses Jahres sollen die Badegäste in den Genuss geothermischer Energie kommen und sich in einem neuen Thermalbecken über das heiße Wasser freuen können.
Die MVV Energie sichert dem privaten Badbetreiber 20 Jahre lang feste Lieferkonditionen zu, als Ersatz für Erdgas, das das Miramar derzeit noch von den Weinheimer Stadtwerken bezieht. Der Lieferpreis besteht aus drei Teilen: einem fixen, auf 20 Jahren stabilen Arbeitspreis, der allerdings noch nicht vereinbart wurde. Hinzu kommt ein Grundpreis mit einer Preis-Gleitklausel für den laufenden Betrieb sowie ein Teil zur Refinanzierung des Darlehens. „Unterm Strich wird das Projekt für den Badbesitzer preislich in der selben Größenordnung liegen wie bisher“, meint Frank Nägele vom Bereich Energiedienstleistungen der MVV Energie. Das Hauptargument für die Geothermie ist die Unabhängigkeit von den starken Schwankungen des Öl- und Gaspreises.
Zwei Bohrungen werden auf 1050 m Tiefe abgeteuft. An der Bohrstelle haben sie 30 m Abstand, doch in 305 m Tiefe werden die Bohrungen soweit abgelenkt, dass sie auf ihrer Maximaltiefe einen Abstand von 500 m gewinnen. Damit wird erreicht, dass das auf- und absteigende Wasser sich nicht vermischen.
Durch artesischen Druck, so meint Dipl.-Geologe Martin Polte vom Ingenieurbüro PECI, wird das Wasser von selbst auf mindestens 100 m unterhalb der Erdoberfläche steigen. Eine Pumpe in 200 m Tiefe presst dann das rund 65 °C heiße Wasser nach oben in einen Wärmetauscher und führt das auf 30 °C abgekühlte Wasser über die zweite Bohrung wieder in die Tiefe. Die Wärmetauscher aus Titan, so hoffen die Experten bei der MVV Energie, werden den vermutlich aggressiven Tiefenwässern dauerhaft standhalten. Eine chemische Analyse des fossilen Wassers aus den 1000 m tiefen Schichten des Jungtertiär gibt es jedoch noch nicht. Insgesamt soll die geothermische Anlage eine thermische Leistung von 2,3 MW erreichen damit möchten die Mannheimer jedes Jahr 8000 MWh Energie gewinnen – das sind rund zwei Drittel der von Miramar derzeit benötigten Energie.
Der Standort Weinheim hat aus geologischen Gründen die besten Voraussetzungen für eine geothermische Nutzung. Statt der üblichen Temperaturzunahmen mit der Tiefe von 3 Grad pro 100 m steigt die Temperatur im östlichen Randbereich des Oberrheingrabens mit seiner tektonischen Störung doppelt so stark an. Der Aquifer in 1000 m Tiefe wird ständig aus diesen Störungen heraus mit Wärme versorgt, so dass die MVV Energie mit einem praktisch unerschöpflichen Wärmereservoir rechnet.
Auch an anderer Stelle der Oberrheinebene wird gegenwärtig die Erdwärme angezapft. In Bruchsal werden derzeit Anstrengungen unternommen, die alten, stillgelegten Bohrungen aus den 80er Jahren zu neuem Leben zu erwecken, um Strom und Wärme zu gewinnen. Und auf der anderen Rheinseite erschließt die Stadt Speyer einen Aquifer in 2500 m bis 3000 m Tiefe mit Temperaturen oberhalb 130 °C, um daraus ebenfalls Wärme und über Dampfturbinen sogar Strom zu erzeugen. Die Bohrarbeiten hierzu haben bereits eingesetzt. MARTIN BOECKH

 

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