Aufwand gering 01.02.2013, 11:51 Uhr

Kfz-Elektronik macht den Tacho-Betrug kinderleicht

Gerät anschließen, Fahrzeugtyp angeben, gewünschten Kilometerstand eingeben – fertig! In Zeiten elektronischer Kilometerzähler ist der Tacho-Betrug beim Gebrauchtwagenverkauf mit wenig Aufwand realisierbar.

Tachomanipulationen haben drastisch zugenommen. Der ADAC schätzt, dass jährlich die Tachos von zwei Millionen Fahrzeugen manipuliert werden.

Tachomanipulationen haben drastisch zugenommen. Der ADAC schätzt, dass jährlich die Tachos von zwei Millionen Fahrzeugen manipuliert werden.

Foto: Allianz

Arnulf Volkmar Thiemel, Technischer Berater im Bereich Fahrzeugtechnik beim ADAC in München, zeigte am praktischen Beispiel, warum Tacho-Betrug mittlerweile die Regel und nicht mehr die Ausnahme ist. Das elfte Silicon Saxony Symposium beschäftigte sich in Dresden mit dem Megatrend Sicherheit – und das Automobil gehört da offenbar zu den Sorgenkindern.

Für die Tachometermanipulation, erläutert Thiemel, genügen die Diagnoseschnittstelle, mit der jedes moderne Auto ausgestattet ist, und ein kleines Gerät, das man für 250 € frei erwerben kann. „Wir haben schon vor acht Jahren auf das Problem hingewiesen“, unterstreicht der ADAC-Fahrzeugexperte. Bis 2005 musste man den Tacho ausbauen, um den Kilometerstand zu verändern. Seitdem erleichtert die einheitliche Diagnosebuchse Kriminellen das Handwerk – und so werden aus Langstrecken-Fahrzeugen binnen Sekunden Garagenwagen.

Manipulationssoftware schon für 300 Euro aus China zu haben

„Tacho-Manipulation wird offen angeboten“, sagte Thiemel. „Die ,Dienstleister‘ kommen zu einem beliebigen Treffpunkt, das kann auch ein Parkplatz sein.“ War die Technik dafür zunächst ziemlich teuer, so sind mittlerweile laut Thiemel „China-Kopien derartiger Geräte für unter 300 € verfügbar“. Wenn ein Neuwagen auf den Markt kommt, dauere es zudem „maximal ein Dreivierteljahr“, bis Tacho-Täuscher auch dafür die passende Software vorliegen haben. Betroffen seien alle Marken. Durch die Programmiertechnik werden alle relevanten Steuergeräte manipuliert, berichtet Thiemel: „Das hinterlässt keinerlei Spuren auf technischem Wege sehen Sie das dem Auto nicht an.“

ADAC: 2 Mio. manipulierte Autos pro Jahr

Auf Basis der Ergebnisse polizeilicher Ermittlungen geht der ADAC davon aus, dass pro Jahr in Deutschland mittlerweile 2 Mio. Fahrzeuge manipuliert werden. „Wenn man annimmt, dass dadurch durchschnittlich eine Wertsteigerung von 3000 € erzielt wird, dann bedeutet dies einen Gesamtschaden von 6 Mrd. €“, rechnet der ADAC-Experte hoch.

Stellenangebote im Bereich Elektrotechnik, Elektronik

Elektrotechnik, Elektronik Jobs
Safran Data Systems GmbH-Firmenlogo
Embedded Software Engineer (m/w/d) Safran Data Systems GmbH
Bergisch Gladbach Zum Job 
naturenergie netze GmbH-Firmenlogo
Meister / Techniker - Steuerungstechnik (m/w/d) naturenergie netze GmbH
Rheinfelden, Donaueschingen Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in / Architekt*in / Bauleiter*in (m/w/d) für Großprojekte der Bereiche Infrastruktur (Freileitung, Kabeltiefbau, Bahn) THOST Projektmanagement GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
BG ETEM-Firmenlogo
Ingenieur/in (m/w/d) als Referent/in für die Branche Elektrotechnische Industrie BG ETEM
BG ETEM-Firmenlogo
Ingenieur/in (m/w/d) als Referent/in für die Branche Elektrohandwerk BG ETEM
Schleifring GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur FPGA / VHDL (m/w/d) Schleifring GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
MEWA Textil-Service SE & Co. Management OHG-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Elektrotechnik MEWA Textil-Service SE & Co. Management OHG
Wiesbaden Zum Job 
KÜBLER GmbH-Firmenlogo
Techniker / Ingenieur / Fachplaner / TGA (m/w/d) Heizungstechnik und Elektro KÜBLER GmbH
Ludwigshafen Zum Job 
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel-Firmenlogo
Ingenieur*in der Fachrichtung Versorgungstechnik / Maschinenbau oder Elektrotechnik Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
WPW JENA GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur Elektroplanung (m/w/d) WPW JENA GmbH
Jena, hybrides Arbeiten Zum Job 
Universität Duisburg-Essen-Firmenlogo
Wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in (w/m/d) im Zentrum für NanoIntegration Universität Duisburg-Essen
Duisburg Zum Job 
Stadt Norderstedt-Firmenlogo
Elektroingenieur*in (w/m/d) Stadt Norderstedt
Norderstedt Zum Job 
Stadtwerke Essen AG-Firmenlogo
Leiter Anlagen Versorgung/Elektrotechnik (gn) Stadtwerke Essen AG
Stadtwerke Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker/Meister (m/w/d) Elektrische Energietechnik Netzausbau Strom Stadtwerke Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
evd energieversorgung dormagen gmbh-Firmenlogo
Projektmanager Glasfaserausbau (m/w/d) evd energieversorgung dormagen gmbh
Dormagen Zum Job 
HAMBURG WASSER-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Leittechnik und Automatisierungstechnik HAMBURG WASSER
Hamburg Zum Job 
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektronik" THU Technische Hochschule Ulm
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Energietechnik - Umspannwerke/Hochspannungsfreileitung - Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung-Firmenlogo
Ingenieurin/Ingenieur (w/m/d) für die Koordination der Fachrichtung Elektrotechnik bzw. Nachrichtentechnik Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt-Firmenlogo
Dipl. Ing. (FH)/B. Eng. Elektrotechnik (w/m/d) Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
Frankfurt am Main-Riedberg Zum Job 

Die Opfer sind fast ausschließlich Gebrauchtwagenkäufer. Die Fahrzeughersteller, Versicherer und Leasinggeber hingegen „erkennen keinen Schaden“, sagte Thiemel.

Entsprechend gering sei die Neigung, für einen zeitgemäßen technischen Schutz zu sorgen, wie ihn der ADAC fordert: „Der Aufwand für die Manipulation muss so hoch sein, dass sie sich nicht mehr lohnt.“ Dazu müssen die bisherigen Sicherheitslücken geschlossen werden.

Automobilclub fordert stärkeren Schutz durch die Hersteller

Nachzudenken sei beispielsweise über Hardware Security Modules (HSM), wie sie eigentlich zum Schutz gegen das Chip-Tuning entwickelt worden sind. Es dürfe zudem keine versteckten Hintertüren in der Software der Steuergeräte geben. Solche „Backdoors“ würden z. B. genutzt, um Probefahrten im Werk zu vertuschen, indem der Tacho anschließend wieder auf null gestellt wird. Der Austausch eines defekten Tachometers müsse einschließlich der Laufleistung des Autos in den Kraftfahrzeugpapieren dokumentiert werden. Kilometerzähler sollten grundsätzlich bei Null beginnen zu zählen.

Der ADAC fordert darüber hinaus einen neutralen Nachweis der Wirksamkeit solcher Schutzmaßnahmen durch eine Zertifizierung, beispielsweise unter Mitwirkung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Dass dies funktioniert, zeige sich bei der Wegfahrsperre, so Thiemel. Dadurch habe sich Autodiebstahl deutlich verringert – von 100 000 auf 20 000 Fälle pro Jahr.

Dass eine technische Lösung mit geringem Aufwand möglich wäre, erläuterte Björn Steurich, Senior Marketing Manager Powertrain Systems bei der Infineon Technologies AG München. Er präsentierte auf dem Symposium Innovationen für Sicherheit im Bereich Automobil. Steurich schlug vor, zum Schutz vor Tacho-Betrug den Kilometerstand wie bisher im internen Flash des Mikrocontrollers zu speichern, ihn zusätzlich jedoch im Speicher des HSM zu hinterlegen – „am Ende jedes Fahrzyklus, fahrzeugindividuell verschlüsselt“.

Ein Beitrag von:

  • Anke Müller

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.