Alternative zu fossilen Rohstoffen 03.12.2021, 12:08 Uhr

Forscher will Industrie revolutionieren – Mithilfe von Bakterien

Ein Forschungsteam aus Wien stellt aus erneuerbaren Energien und Kohlenstoffdioxid Futter für eine Bakterienfamilie her, die es in Chemierohstoffe und Biosprit umwandeln. 

Stefan Pflügl vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften der Technischen Universität Wien. Foto: TU Wien

Stefan Pflügl vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften der Technischen Universität Wien.

Foto: TU Wien

Trotz aller Anstrengungen, auf Rohstoffe auszuweichen, die Umwelt und Klima weniger oder gar nicht belasten, ist die chemische Industrie noch immer weitgehend auf Erdöl und Erdgas angewiesen. Das will Stefan Pflügl vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und technische Biowissenschaften der Technischen Universität Wien ändern. Er hat einen neuen Weg gefunden, Kohlenstoffdioxid (CO2) für die Herstellung von Chemikalien nutzbar zu machen.

Bakterien produzieren Ameisensäure

Seine Helfer sind Acetogene, eine Gruppe von Bakterien, die Natriumformiat, das Natriumsalz der Ameisensäure, oder Ameisensäure selbst verstoffwechseln können. Dabei entsteht Essigsäure – eine mit einer Produktionsmenge von mehr als zehn Millionen Tonnen pro Jahr wichtige Basischemikalie unter anderem für die Kunststoffherstellung. Per Genmanipulation ist es möglich, diese Mikroorganismen „umzuerziehen“, sodass sie den Brennstoff Ethanol, der Benzin beigemischt werden kann – Produktname in Deutschland „E10“ – oder Milchsäure produzieren. Milchsäure lässt sich polymerisieren, sodass biologisch abbaubarer Kunststoff entsteht.

Stellenangebote im Bereich Chemieingenieurwesen

Chemieingenieurwesen Jobs
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Leitung Wasserlabor (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft - Amt Agrarwirtschaft, Bodenschutz und Altlasten-Firmenlogo
(Hydro-)Geologin oder Ingenieur (m/w/d) Altlasten Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft - Amt Agrarwirtschaft, Bodenschutz und Altlasten
Hamburg Zum Job 
Karlsruher Institut für Technologie-Firmenlogo
Akademische Mitarbeiterin / Akademischer Mitarbeiter (w/m/d) Bereich Qualifizierung von Strukturwerkstoffen der Fusion Karlsruher Institut für Technologie
Eggenstein-Leopoldshafen Zum Job 
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.-Firmenlogo
Ingenieur/in Luft- und Raumfahrttechnik, Raumfahrtsystemtechnik, Space Systems Engineering o. ä. (w/m/d) Space Systems Engineering Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Faßberg Zum Job 
Albert Handtmann Metallgusswerk GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Simulationsingenieur (m/w/d) Strukturmechanik Automotive Albert Handtmann Metallgusswerk GmbH & Co. KG
Biberach Zum Job 
ARVOS GmbH SCHMIDTSCHE SCHACK-Firmenlogo
Sales and Tendering Engineer (m/f/d) ARVOS GmbH SCHMIDTSCHE SCHACK
Düsseldorf Zum Job 
Synthos Schkopau GmbH-Firmenlogo
Investment Projekt Spezialist (m/w/d) Synthos Schkopau GmbH
Schkopau Zum Job 
Menlo Systems GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker (m/w/d) für die Produktion von Frequenzkämmen Menlo Systems GmbH
Planegg Zum Job 
SALT AND PEPPER Technology GmbH & Co. KG-Firmenlogo
System Engineer für Entwicklungsprojekte (all genders) SALT AND PEPPER Technology GmbH & Co. KG
Hamburg Zum Job 
SALT AND PEPPER Technology GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Testingenieur Software für Entwicklungsprojekte (all genders) SALT AND PEPPER Technology GmbH & Co. KG
Hamburg Zum Job 
SALT AND PEPPER Technology GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Hardware (all genders) SALT AND PEPPER Technology GmbH & Co. KG
Hamburg Zum Job 
Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) - CVD-Diamant-Technologie Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Rittal GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Maschinenbauingenieur / Prüfingenieur (m/w/d) Dynamik / Schwingungstechnik Rittal GmbH & Co. KG
Herborn Zum Job 
Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF-Firmenlogo
Wissenschaftler (m/w/d) - angewandte NV-Magnetometrie und Laserschwellen-Magnetometer Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF
Freiburg im Breisgau Zum Job 
atmosfair-Firmenlogo
Teamleiter Klimaschutz, "Effiziente Öfen" Afrika und Asien (d/m/w) atmosfair
atmosfair-Firmenlogo
Bereichsleiter Klimaschutzprojekte (d/m/w) atmosfair
atmosfair-Firmenlogo
Business Developer / Negativ-Emissionen / technische CO2-Speicherung (m/w/d) atmosfair
Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen-Firmenlogo
Ingenieur/-in / Naturwissenschaftler/-in (m/w/d) für den Einsatz im Arbeitsschutz / Umweltschutz / Verbraucherschutz Staatliche Gewerbeaufsicht Niedersachsen
verschiedene Standorte Zum Job 

Natrium-Ionen-Batterie: CATL mixt Zell-Chemie und löst weltweites Problem

Mit Ökostrom und Kohlenstoffdioxid

Ameisensäure und deren Natriumsalz lassen sich mit Ökostrom und CO2 herstellen, das direkt aus der Luft gewonnen wird. Das reduziert die Konzentration des Klimagases und hilft damit bei den Anstrengungen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Climeworks in Zürich produziert Anlagen, die CO2 aus der Luft filtern, bereits kommerziell.

Und an der Ingenieursschule der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Zürich und Winterthur ist ein Material entwickelt worden, das CO2 noch energieeffizienter aus der Luft angelt. Die Voraussetzungen in diesem Punkt sind also erfüllt, und an überschüssigem Wind- und Solarstrom besteht an vielen Tagen auch kein Mangel. Statt ganze Windparks zeitweise abzuschalten und Solarzellen vom Netz zu trennen könnte man auch Natriumformiat oder Ameisensäure herstellen. Pflügl nutzt für seine Laborversuche allerdings CO2 aus der Stahlflasche.

Die größten Chemieparks der Welt

Ziel ist der Kohlenstoffdioxid-Kreislauf

Um herauszufinden, wie genau sich Formiat durch das Acetobakterium woodii (kurz A. woodii) verwerten lässt, untersuchte ein Team um Pflügl, wie das Bakterium verschiedene Substrate – darunter auch Formiate – verstoffwechselt. Zudem schauten sich die Forschenden über ein metabolisches Modell an, wie sich A. woodii gentechnisch verändern lässt, um andere Substanzen als Essigsäure zu produzieren.

„Die Wirtschaft der Zukunft muss kohlenstoffneutral sein“, fordert Pflügl. Da Kohlenstoff jedoch ein wichtiger Bestandteil vieler Produkte ist – wie beispielsweise Kraftstoff oder Plastik – sollte das vorhandene CO2 recycelt und in den Kreislauf zurückgeführt werden. Damit verschwindet es zwar nicht aus der Atmosphäre, es kommt jedoch bei der Nutzung etwa des Treibstoffs nur so viel CO2 hinzu, wie zuvor der Luft entnommen worden ist.

Experte ist sicher: „Wasserstoffauto ist in 10 Jahren Normalität“

Wahre Überlebenskünstler

Formiate, das sind Verbindungen aus Kohlen-, Sauer- und Wasserstoff sowie einem Metall, könnten zum Grundbaustein der Bioökonomie werden, meint Pflügl. Formiate sind pulverförmig, sodass sie sich leicht transportieren lassen und flexibel für die Herstellung von Chemikalien und Treibstoffen verwendet werden können.

„Acetogene sind wahre Überlebenskünstler, die auch Substrate wie Kohlenstoff, CO2 und eben Formiate verstoffwechseln“, so Pflügl.

Mehr zum Thema

Bakterien in Batterien – Forscher machen erstaunliche Entdeckung

Selbst unter extremen Bedingungen gelingt es ihnen, aus einer Vielzahl von Nahrungsquellen genug Energie zum Überleben zu erzeugen. Mit seinem Team untersuchte er, wie die Bakterien auf unterschiedliche Substrate reagieren. Formiate und Ameisensäure „schmecken“ ihnen offensichtlich am besten. Zumindest ist die Ausbeute bei diesem Nahrungsangebot am höchsten.

Weitere Wertstoffe im Visier

Auf der Basis experimenteller Daten und unter Verwendung eines Modells entwickelten die Forschenden außerdem Strategien, wie sich A. woodii noch auf andere Weise gentechnisch manipulieren lässt, sodass sie auch andere Wertstoffe produzieren. Diese Tests stehen noch aus.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.