Gefährliche Stoffe 30.10.2023, 13:00 Uhr

Gesundheitsrisiko Asbest: Wie Sanierungen und Erdbeben die Gefahr steigern

In vor 1990 gebauten Gebäuden ist häufig noch jede Menge Asbest verbaut. Dieses kann durch Erdbeben oder Sanierungen freigesetzt werden und seine gesundheitsschädliche Wirkung entfalten. Diese unsichtbare Gefahr stellt eine akute Bedrohung für Bewohner und Arbeiter dar.

Asbest

Asbest-Gefahr in Wohngebäuden: Verborgene Gesundheitsrisiken durch Sanierungen und Naturkatastrophen.

Foto: PantherMedia / LianeM

Asbest-Welle auf dem Bau

Nach Angaben der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) verbergen sich in deutschen Wohngebäuden Millionen Tonnen gesundheitsschädlichen Asbests. Die Gewerkschaft warnte noch vor einigen Wochen davor, dass aufgrund der erwarteten verstärkten Sanierungsmaßnahmen in den kommenden Jahren insbesondere Bauarbeiter und Handwerker ernsthafte Gesundheitsrisiken drohen. „Wir stehen am Anfang von zwei Sanierungsjahrzehnten“, sagte IG-BAU-Bundesvorstand Carsten Burckhardt. „Wohnhäuser werden modernisiert, senioren- und familiengerecht umgebaut oder aufgestockt. Mit der Sanierungswelle droht deshalb jetzt eine Asbest-Welle auf dem Bau“, sagte er gegenüber der dpa.

Laut einer Untersuchung des Pestel-Instituts, die im Auftrag einer Gewerkschaft durchgeführt wurde, gibt es etwa 9,4 Millionen Wohngebäude in Deutschland, die zwischen 1950 und 1989 erbaut wurden. In diesem Zeitraum wurde verstärkt auf Asbest-Baustoffe zurückgegriffen, wie von der IG BAU berichtet wurde. „Es ist davon auszugehen, dass es in jedem Gebäude, das in diesen vier Jahrzehnten gebaut, modernisiert oder umgebaut wurde, Asbest gibt. Mal mehr, mal weniger“.

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Asbestfasern können durch Baustaub in die Atemwege und Lungen gelangen

Ältere Gebäude wurden als ein „Lager mit Millionen Tonnen Asbest“ identifiziert. Jedoch geht von diesem Asbest für die Bewohnerinnen und Bewohner in der Regel kein unmittelbares Gesundheitsrisiko aus. Das Problem tritt erst auf, wenn Renovierungs- oder Umbaumaßnahmen durchgeführt werden. In solchen Fällen können Asbestfasern durch Baustaub in die Atemwege und Lungen der Arbeiter gelangen.

Wie sieht es mit Asbest in Europa aus?

In der Europäischen Union stammen etwa 85 Prozent aller Gebäude aus der Zeit vor dem Jahr 2001. Erst ab 2005 wurde ein umfassendes EU-weites Verbot für die Herstellung und den Verkauf von Asbest und asbesthaltigen Produkten eingeführt. Vor diesem Zeitpunkt war Asbest weit verbreitet und wurde in einer Vielzahl von Bauprodukten innerhalb von Gebäuden eingesetzt.

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Wie Spektrum in Bezug auf eine Studie berichtet, wurde versucht, anhand von Daten des US Geological Survey die Menge des in der Europäischen Union verwendeten Asbests für den Zeitraum von 1920 bis 2012 zu ermitteln.

Die Zahlen zeigen, dass in der EU zwischen 1920 und 1970 rund 31,2 Millionen Tonnen Asbest verbraucht wurden, was knapp 48 Prozent des weltweit verwendeten Asbests entspricht. Zwischen 1971 und 2000 wurden in der EU gut 66,5 Millionen Tonnen Asbest verwendet, was 58 Prozent des weltweit verwendeten Asbests ausmacht. Selbst zwischen 2001 und 2012 wurden in der EU immer noch gut 7,8 Millionen Tonnen Asbest verbraucht, was 31 Prozent des weltweit verwendeten Asbests entspricht.

Asbestrisiko durch Erdbeben

Ein weiterer Aspekt, der neben Sanierungen und Umbauten in dieser Hinsicht kritisch ist, sind Konsequenzen nach möglichen Erdbeben.
Spektrum weist u.a. darauf hin, dass bei Naturkatastrophen wie Erdbeben erhebliche Mengen Asbestfasern in die Luft gelangen. Ein anschauliches Beispiel für dieses Risiko wurde während der direkten Luftmessungen nach dem Kobe-Erdbeben im Jahr 1995 beobachtet.

Die Messungen, die von der japanischen Umweltbehörde durchgeführt wurden, dokumentierten einen 1,5-fachen Anstieg der Asbestbelastung in der Luft. Es wird angenommen, dass vor dem Erdbeben in den betroffenen Gebäuden etwa 3.740 Tonnen Spritzasbest vorhanden waren, wovon ungefähr 26,4 Kilogramm durch das Erdbeben freigesetzt wurden. Es ist erforderlich, asbesthaltige Abfälle von den abfallfreien Trümmern zu separieren, insbesondere wenn eine mögliche Wiederverwendung der Trümmer als Recyclingbaustoff oder für ähnliche Zwecke in Betracht gezogen wird. Dies gestaltet sich bei Abbruchabfällen als keine einfache Aufgabe, da Asbest nicht ohne weiteres und ohne Labortests erkennbar ist, insbesondere wenn asbesthaltige und asbestfreie Baumaterialien miteinander vermischt sind.

Welche Regionen sind besonders gefährdet?

Des Weiteren kombinierte die Studie die geschätzte Menge an Asbest in Wohngebäuden mit dem seismischen Risiko im Wohngebäudebestand, um Regionen zu ermitteln, in denen durch die Auswirkungen von Naturkatastrophen wie Erdbeben eine erhöhte Asbestexposition möglich ist.

Es zeigte sich, dass Regionen in Südeuropa, insbesondere in Italien und Zypern, ein hohes seismisches Risiko aufweisen und gleichzeitig einen erheblichen Asbestverbrauch verzeichnen. Es wurden auch Regionen in Ländern wie Österreich, Bulgarien, Frankreich, Deutschland und Slowenien identifiziert, in denen das seismische Risiko und der Asbestverbrauch zwar geringer sind, aber dennoch signifikante Auswirkungen haben können. In Zentral- und Nordeuropa ist diese Kombination weniger problematisch. Einige Regionen in Rumänien, Griechenland, Spanien und Portugal haben ein hohes seismisches Risiko, das hohe Reparaturkosten verursachen kann, weisen jedoch im Vergleich zu Italien und Zypern geringere Asbestmengen auf. Die am wenigsten betroffenen Regionen befinden sich in Irland, den Niederlanden, Polen und Schweden.

Warum wird Asbest als gefährlich eingestuft?

Asbest wird als gefährlich eingestuft aufgrund seiner nachgewiesenen gesundheitlichen Risiken und negativen Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Hier sind einige der Gründe, warum Asbest als gefährlich betrachtet wird:

  • Krebserregend: Asbest ist ein bekanntes Karzinogen, was bedeutet, dass es Krebs verursachen kann. Die Exposition gegenüber Asbestfasern kann zu verschiedenen Arten von Krebs führen, darunter Lungenkrebs, Kehlkopfkrebs, Speiseröhrenkrebs und Mesotheliom (eine seltene Form von Krebs, die speziell durch Asbest verursacht wird).
  • Asbestose: Das Einatmen von Asbestfasern über längere Zeiträume kann Asbestose verursachen, eine chronische Lungenerkrankung, die durch Vernarbung und Verhärtung der Lungen gekennzeichnet ist. Dies führt zu Atembeschwerden und einer erheblichen Einschränkung der Lungenfunktion.
  • Lungenerkrankungen: Neben Asbestose kann Asbest auch andere Lungenerkrankungen wie Lungenfibrose verursachen, die zu einer Vernarbung der Lungen führt und die Atmung erschwert.
  • Langwierige Latenzzeit: Eine besondere Gefahr von Asbest besteht darin, dass die Symptome und Krankheiten oft erst Jahrzehnte nach der Exposition auftreten. Dies erschwert die Identifizierung von Asbest als Ursache und kann zu einer späten Diagnose führen.
  • Sekundärbelastung: Asbestfasern können sich leicht an Kleidung und anderen Gegenständen haften. Dies bedeutet, dass Menschen, die mit Asbest in Berührung kommen, die Fasern unbeabsichtigt an andere Orte tragen können, was zu einer sekundären Exposition führt.
  • Hohe Toxizität: Die mikroskopisch kleinen Asbestfasern sind äußerst stabil und können leicht in die Atemwege gelangen. Sie sind sehr giftig und schwer abbaubar, was ihre schädlichen Auswirkungen verstärkt.

Wie kann ich Asbest erkennen?

Die Identifizierung von Asbest in Materialien erfordert oft spezielle Tests und kann nicht visuell oder durch bloßes Betrachten erfolgen, da Asbestfasern mikroskopisch klein sind und nicht mit bloßem Auge erkennbar sind.

Asbest wurde häufig in Baumaterialien, Dämmstoffen und Produkten verwendet, die Wärme- und Feuerschutz bieten sollen. Dazu gehören Asbestzementplatten, Asbestdichtungen, Asbestdämmstoffe und Asbestfliesen. Wenn mit Materialien gearbeitet wird, die vor den 1980er Jahren hergestellt wurden oder wenn alte Gebäude renoviert werden, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, auf Asbest zu stoßen.

Bei Materialien, die als verdächtig gelten, kann auf Anzeichen wie graue, weiße oder bläuliche Fasern geachtet werden.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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