Paris Air Show zeigt es: Wingman-Drohnen im Vormarsch
Wingman-Drohnen unterstützen Kampfjets, fliegen autonom und verändern die Luftkriegsführung – auch in Europa. Was hinter dem System steckt.

Bereits 2024 hat Airbus seine Wingman-Drohne auf der FIA Airshow vorgestellt.
Foto: Airbus SAS 2024
Wingman-Drohnen sollen künftig an der Seite bemannter Kampfjets fliegen, Missionen übernehmen und Piloten schützen. In den USA läuft die Entwicklung unter dem Namen Collaborative Combat Aircraft (CCA). Unternehmen wie Anduril, Boeing und General Atomics stellen erste Prototypen vor. Auch Europa entwickelt eigene Lösungen – etwa von Airbus und Rheinmetall. Der Beitrag erklärt, was diese Drohnen können, welche Ziele sie verfolgen und warum sie strategisch so wichtig sind.
Inhaltsverzeichnis
- Unbemannte Flugpartner für eine neue Ära
- Das US-Programm CCA: Kampfflugzeuge bekommen Unterstützung
- „Mission wie ein Kampfjet“ – die Fury-Drohne von Anduril
- Boeing testet in Australien – mit Ghost Bat an der Seite
- Rheinmetall kooperiert mit Anduril – Wingman-Drohnen für Europa
- Airbus entwickelt Wingman für den Eurofighter
- Zahlreiche internationale Initiativen
- Strategischer Hintergrund: Taiwan, Ukraine und die NATO
Unbemannte Flugpartner für eine neue Ära
Sie sollen keine Gegner ausschalten, sondern Partner unterstützen. Sogenannte Wingman-Drohnen – auch bekannt als loyale Begleiter – gelten als wichtiger Bestandteil der Luftwaffe von morgen. Die unbemannten Fluggeräte fliegen autonom oder ferngesteuert an der Seite bemannter Jets. Sie übernehmen Aufgaben, die für Pilotinnen und Piloten gefährlich oder technisch herausfordernd sind: Aufklärung, elektronische Kriegsführung oder sogar Luft-Luft-Kämpfe.
Die Systeme stehen stellvertretend für einen Paradigmenwechsel im militärischen Flugwesen. Auf der Paris Air Show 2025 präsentierten gleich mehrere Unternehmen ihre Fortschritte. Die Spannweite reicht von Prototypen bis hin zu geplanten Serienfertigungen ab 2027.
Das US-Programm CCA: Kampfflugzeuge bekommen Unterstützung
In den USA wird die Entwicklung unter dem Titel Collaborative Combat Aircraft (CCA) vorangetrieben. Die Luftwaffe setzt dabei auf Drohnen, die mit der geplanten F-47 der sechsten Generation kooperieren sollen. Ziel ist es, bemannt-unbemannte Teams zu schaffen, die als Formation operieren.
Zwei Hersteller stehen dabei im Mittelpunkt: General Atomics mit dem Modell YFQ-42A und Anduril Industries mit der Drohne Fury. Beide Drohnen wurden so konzipiert, dass sie selbstständig fliegen, aber auch mit Kampfflugzeugen kommunizieren und taktisch agieren können. Laut der US-Luftwaffe liegt ihre Reichweite bei über 700 Seemeilen (ca. 1.300 km). Die Serienproduktion könnte ab 2026 beginnen, die Einsatzbereitschaft ist für 2029 geplant.
„Mission wie ein Kampfjet“ – die Fury-Drohne von Anduril
Besonderes Interesse gilt derzeit dem Modell Fury des kalifornischen Unternehmens Anduril Industries. Die Drohne ist etwa 17 Fuß (gut 5 Meter) lang und soll vielseitig einsetzbar sein – auch unabhängig vom bemannten Jet. Jason Levin, Vice President of Engineering bei Anduril, sagte gegenüber Reuters:
„Die Drohne ist sehr leistungsfähig. Wir können hier nicht auf Einzelheiten eingehen, aber sie erfüllt ihre Aufgabe wie ein Kampfflugzeug.“
Um die Serienfertigung vorzubereiten, errichtet Anduril eine Produktionsstätte im US-Bundesstaat Ohio. Das Projektvolumen liegt bei rund 2,5 Milliarden US-Dollar.
Boeing testet in Australien – mit Ghost Bat an der Seite
Auch Boeing beteiligt sich an der Entwicklung. In Zusammenarbeit mit der Royal Australian Air Force testete der Konzern die Drohne Ghost Bat. Zwei unbemannte Systeme flogen im Verbund mit einem bemannten E-7A Wedgetail-Überwachungsflugzeug. Die Steuerung erfolgte durch eine Person am Boden.
Der australische Verteidigungsminister Pat Conroy sieht großes Potenzial: „Ghost Bat hat das Potenzial, mit einem einzelnen Kampfjet ein Kampfteam zu bilden, mit fortschrittlichen Sensoren, die wie Hunderte Augen am Himmel sind.“
Was ist eine Wingman-Drohne?
Der Begriff Wingman-Drohne bezeichnet ein unbemanntes Luftfahrzeug, das zur Unterstützung eines bemannten Kampfjets eingesetzt wird. Die Drohne fliegt entweder autonom oder ferngesteuert in enger Abstimmung mit dem bemannten Flugzeug. Sie übernimmt dabei Aufgaben wie Aufklärung, elektronische Kriegsführung oder gezielte Angriffe. Ziel ist es, die Fähigkeiten des Kampfjets zu erweitern, die Pilotin oder den Piloten zu entlasten und die Überlebenswahrscheinlichkeit im Einsatz zu erhöhen. Wingman-Drohnen gelten als Schlüsseltechnologie für künftige Luftwaffensysteme.
Rheinmetall kooperiert mit Anduril – Wingman-Drohnen für Europa
Auch in Europa rückt das Thema Wingman-Drohnen stärker in den Fokus. Rheinmetall kündigte auf der Messe an, gemeinsam mit Anduril europäische Varianten der Fury und der Barracuda zu entwickeln. Letztere erinnert eher an einen Marschflugkörper. Die Drohnen sollen innerhalb europäischer Produktionsketten gefertigt werden – ein Schritt in Richtung digitaler und technologischer Souveränität.
Armin Papperger, CEO von Rheinmetall, betont: „Die Zusammenarbeit ermöglicht autonome Fähigkeiten, die schnell produziert, modular und an die sich wandelnden Nato-Anforderungen angepasst sind.“
Airbus entwickelt Wingman für den Eurofighter
Parallel dazu verfolgt auch Airbus Defence ein eigenes Programm. Auf der ILA 2024 präsentierte das Unternehmen einen 16 Meter langen Wingman-Prototypen, der sich in Größe und Leistungsprofil am Eurofighter orientiert. Die Drohne soll jedoch schon früher einsatzbereit sein als das europäische Future Combat Air System (FCAS), das ab 2040 flugfähig sein soll.
Michael Schöllhorn, CEO von Airbus Defence, erklärt: „Die deutsche Luftwaffe hat einen klaren Bedarf an einem unbemannten Flugzeug geäußert, das mit ihren bemannten Kampfflugzeugen fliegt und ihre Einsätze unterstützt.“
Trotz wachsender Autonomie soll die Kontrolle bei kritischen Entscheidungen wie dem Waffeneinsatz immer bei einem Menschen liegen. Dieses Prinzip – in der Militärtechnik als „Man in the Loop“ bekannt – gilt laut Bundeswehr weiterhin als unverzichtbar.
Zahlreiche internationale Initiativen
Neben den großen westlichen Rüstungsfirmen arbeiten auch Unternehmen aus der Türkei, Schweden und Spanien an ähnlichen Systemen. Der türkische Hersteller Baykar zeigte in Paris die Drohnen Akinci und TB3. Letztere kann auf Flugzeugträgern mit kurzer Startbahn eingesetzt werden.
Ein trilaterales Bündnis aus Dassault (Frankreich), Airbus (Deutschland) und Indra Sistemas (Spanien) verfolgt das Ziel, im Rahmen des FCAS autonome Drohnenflotten zu etablieren. Europa will aufholen – sowohl technologisch als auch strategisch.
Strategischer Hintergrund: Taiwan, Ukraine und die NATO
Die Entwicklung von Wingman-Drohnen ist kein Zufall. Sie spiegelt geopolitische Spannungen wider – etwa zwischen den USA und China im Indopazifik oder durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Insbesondere in Konflikten mit großer Fläche und vielen Gefahrenquellen gewinnen vernetzte, dezentrale Systeme an Bedeutung.
Darüber hinaus versprechen sich Streitkräfte niedrigere Kosten pro Fluggerät, mehr Flexibilität in der Aufklärung und geringeres Risiko für das fliegende Personal.
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