Software berechnet Geräuschlänge voraus 07.02.2013, 13:28 Uhr

Heimlichtuer: Neuer Roboter kann sich unbemerkt anschleichen

Jeder, der schon einmal Räuber und Gendarm gespielt hat, kennt den Trick. Man bewegt sich immer dann ein Stückchen vorwärts, wenn Umgebungsgeräusche die eigenen Schritte übertönen. Der Roboter, den australische Wissenschaftler entwickelt haben, verhält sich genauso. Er analysiert Geräuschquellen und nutzt sie, um sich näher an sein Ziel heranzuschleichen.

Sich geräuschlos an Tiere heranschleichen, kann der von Matthew Dunabin und Ashley Tews entwickelte vierrädrige Roboter.

Sich geräuschlos an Tiere heranschleichen, kann der von Matthew Dunabin und Ashley Tews entwickelte vierrädrige Roboter.

Foto: Berliner Zoo

Bisher haben Matthew Dunbabin und Ashley Tews ihrem vierrädrigen Roboter noch keinen Namen gegeben, aber das passt im Grunde gut zu seiner Funktion als Heimlichtuer. Die beiden Forscher arbeiten in Brisbane im Labor für Autonome Systeme, das zur australischen Wissenschaftsorganisation CSIRO gehört. Der jetzt im Magazin „NewScientist“ vorgestellte Roboter hat einiges an Technik an Bord.

Neben einem Laptop-Computer ist das ein Schallpegelmesser mit eingebautem Mikrofon. Mithilfe des Schallpegelmessers, der die Stärke eines Schallereignisses misst, erkennt der Roboter Geräusche, die als Ablenkungsquelle dienen könnten. Die Software bestimmt, wie lang dieses Geräusch voraussichtlich anhalten wird und berechnet daraus die Länge der Strecke, die sich das Fahrzeug unbemerkt vorwärts bewegen kann. Das Zwitschern eines Vogels dauert vielleicht nur eine Sekunde, während ein vorüberfahrendes Auto genügend Zeit bieten könnte, um das nächste Versteck anzusteuern.

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Anwendungsmöglichkeit in der Tierfotografie

Eine Kamera und ein Laserscanner befinden sich ebenfalls an Bord. Mit ihrer Hilfe erfasst der Roboter seine Umgebung und sucht nach geeigneten Routen, auf denen er sich unauffällig fortbewegen kann. Loses Gestein oder eine Höhle mit Echo etwa würde er zugunsten eines festen Untergrundes im offenen Gelände meiden. In Tests war der Roboter in der Lage, Geräusche von Gabelstaplern, Mobiltelefonen oder Vögeln zu erkennen und vorherzusagen, wie lange sie wahrscheinlich dauern werden. Auch den Krach, den er selbst verursacht, kann der Roboter identifizieren und schätzen, wie er bei unterschiedlichem Tempo und Richtungsänderungen variieren wird. Dabei berechnet er, wie sich das Geräusch, das von ihm selbst ausgeht, von einem bestimmten Ort, der bis zu 50 Meter entfernt liegen kann, anhört.

Eine hervorragende Einsatzmöglichkeit für den neuen Roboter wäre, glauben die Forscher, etwa in der Tierfotografie. In freier Wildbahn scheue Tiere zu fotografieren oder zu filmen ist eine langwierige und manchmal riskante Sache für den Menschen. Zukünftig könnte ein kleiner Roboter das Gebrüll des Tigers nutzen, um sich unbemerkt anzuschleichen. Bald schon, so die australischen Forscher, wollen sie ihren Roboter ebenfalls mit einem Blickerfassungssystem ausstatten.

 

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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