Gehalt 06.09.2013, 00:00 Uhr

Ingenieure können sich mit Innovationen eine Prämie verdienen

Eine Prämie ist ein schönes Plus fürs Gehaltskonto. Selbst Ingenieure, die im Bereich der Entwicklung arbeiten, können sie verdienen. Das hängt aber von dem Bereich ab, für den sie Verbesserungsvorschläge machen, und von ihrer genauen Position im Unternehmen.

Neue Ideen zeigen nicht nur Engagement, sondern führen oft auch zu Prämien!

Neue Ideen zeigen nicht nur Engagement, sondern führen oft auch zu Prämien!

Foto: panthermedia.net/stevanovicigor

Schafe statt Mähmaschinen: Diese Idee kam vor einigen Jahren zwei Mitarbeitern eines Bergbauunternehmens. Sie beobachteten, wie das auf alten Kohlehalden wachsende Gras regelmäßig durch teure Mäharbeiten kurz gehalten wurde. Ihr Vorschlag, diese Tätigkeit zukünftig von Schafen verrichten zu lassen, spart dem Montanunternehmen nun jährlich 50.000 Euro. Die Ingenieure selbst freuten sich über die Umsetzung ihrer Idee und erhielten jeweils 5.000 Euro Prämie. Erst mal zu weniger Freude führte hingegen ein Verbesserungsvorschlag eines mit der Abwicklung von Devisengeschäften betrauten Arbeitnehmers einer Bank.

Der Mitarbeiter hatte von sich aus ein Softwareprogramm zur Verbesserung der Devisenhandelsgeschäfte entwickelt, welches der Bank jährliche Einsparungen von 1,8 Mio. Euro brachte. Und die Bank bedankte sich dafür: mit einer Prämie von 500 Euro. Dies war dem Mitarbeiter dann doch deutlich zu wenig und er ging vor Gericht. Er vertrat die Ansicht, dass eine Prämie von 30 Prozent der jährlichen Einsparung doch viel angemessener wäre. Und die Richter gaben ihm Recht. So musste ihm sein Arbeitgeber schließlich rund 550.000 Euro überweisen.

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Welcher Ingenieur hat Anspruch auf eine Prämie?

Mit Ideen kann jeder Mitarbeiter somit viel Geld machen, wenn er denn weiß, auf was es zu achten gilt bei der Erarbeitung und Einreichung von Vorschlägen. Nun gibt es nicht „das Ideenmanagement“, wie es beispielsweise bestimmte klar definierte ISO-Normen gibt. Es existieren sehr verschiedene Ausgestaltungsformen in den Unternehmen. Oft regeln Betriebsvereinbarungen die Voraussetzungen und Details der Umsetzung. In fast allen Unternehmen gilt allerdings: Prämierungsfähige Verbesserungsvorschläge kommen von Personen, welche gemäß Stellenbeschreibung nicht mit der Generierung von Innovationen beauftragt sind. Ingenieure aus der Entwicklungsabteilung dürfen also nicht auf eine Prämie hoffen.

So zahlen die meisten Unternehmen F&E-Mitarbeitern keine Prämie für die Einreichung neuer Ideen. Patent- beziehungsweise gebrauchsmusterfähige Erfindungen von Arbeitnehmern fallen ebenfalls nicht unter das betriebliche Vorschlagswesen, da der Umgang damit im Gesetz über Arbeitnehmererfindungen geregelt ist. Doch auch F&E-Mitarbeiter können zu einer Prämie kommen. Wenn dem Ingenieur in der Motorenentwicklung eines Automobilherstellers beim Mittagessen die Idee kommt, wie in der Betriebskantine durch die Veränderung der Abläufe viel Geld gespart werden könnte, hat dies schließlich nichts mit seinem eigentlichen Auftrag zu tun, für Innovationen bei Autos zu sorgen.

Eine Prämie können Ingenieure in vielen Bereichen verdienen

Ein Verbesserungsvorschlag mit eventuellem Anspruch auf eine Prämie liegt somit vor, wenn dieser nicht in den Aufgabenbereich des Ingenieurs gemäß Stellenbeschreibung fällt. Manche Unternehmen schließen leitende Angestellte vom potenziellen Kreis der Prämienempfänger aus. In der Praxis hat sich dies nicht bewährt, denn die Abteilungsleiter sind wichtige Multiplikatoren, um die Mitarbeiter dazu anzuhalten, ständig auf der Suche nach kleinen und großen Verbesserungsmöglichkeiten zu sein. Dabei reicht die reine Idee allerdings nicht aus.

Oftmals wird von Ideengebern verlangt, dass ihr Vorschlag einerseits natürlich praktisch durchführbar sein muss, andererseits aber auch schon einen recht genauen Lösungsweg beinhaltet. Auch die Schilderung der Auswirkungen des Vorschlages empfiehlt sich. Dies erwartet aber nicht jedes Unternehmen, manche zahlen an Ingenieure auch eine kleine Prämie für das Einreichen reiner Mängelhinweise.

Ingenieure sollten interne Regelungen kennen, bevor sie auf eine Prämie bauen

Doch wie weit darf der Mitarbeiter mit seinen Ideen in die Unternehmenspolitik eingreifen? Auch hier ist es ratsam, sich vor Einreichung des Vorschlags beispielsweise beim Betriebsrat genau zu erkundigen, da es in der Praxis verschieden gehandhabt wird. Wer die Einführung eines komplett neuen Produktes und damit die Erweiterung der Geschäftstätigkeit des Unternehmens vorschlägt, dem zahlt mancher Chef dafür viele tausend Euro. Andere Firmen schließen Ideen, welche die Unternehmens- oder Personalpolitik betreffen bei der Gewährung einer Prämie an Ingenieure von vornherein aus.

Was ist nun konkret für eine Prämie für Ingenieure drin? Festzuhalten gilt: Sind alle Voraussetzungen erfüllt, hat der Ingenieur gemäß Rechtsprechung Anspruch auf eine Prämie. Wichtig ist, dass der Vorschlag auch umgesetzt wurde – was der Mitarbeiter allerdings nicht verlangen kann. Bei der zu erwartenden Zahlung ist zwischen Ideen mit beziehungsweise Ideen ohne berechenbaren Nutzen zu unterscheiden. Letztere betreffen zum Beispiel eine zu erwartende höhere Kundenzufriedenheit.

Wie sieht nun die Höhe einer Prämie für Ingenieure aus?

In der Praxis überwiegen Vorschläge ohne bezifferbare Einsparung oder bei denen die Errechnung der genauen Einsparung unverhältnismäßig wäre. Hier gibt es meist eine pauschale Prämie von einigen hundert Euro für den Ingenieur. Die Einstufung, ob der Vorschlag beispielsweise eine „einfache“, „mittlere“ oder „große“ Verbesserung darstellt, kann der für Vorschläge zuständige Beurteiler treffen und dann die Prämienhöhe in Abstimmung mit dem Betriebsrat festlegen – je nachdem, wie die Abläufe halt in dem jeweiligen Unternehmen festgelegt sind. Für die Prämierung von Verbesserungen sind mal die Geschäftsleitung, mal der Betriebsrat, mal speziell beauftragte Beurteiler, in anderen Fällen die Abteilungsleiter zuständig und verantwortlich.

Für die materielle Vergütung von Vorschlägen mir kalkulierbaren Einsparungen erhält der Einreicher in der Regel 20 bis 30 Prozent der durch seine Idee im ersten Jahr erzielten Einsparungen. Bei der oftmals recht komplizierten Berechnung der Einsparung ist allerdings zu bedenken: In der Praxis hat der Großteil der Vorschläge einen Nutzen von weniger als 2.000 Euro. Ein Kostenverantwortlicher aus der Abteilung, in der der Vorschlag umgesetzt werden soll, schätzt dann zum Beispiel gemeinsam mit einem Betriebsratsmitglied den wirtschaftlichen Nutzen oder die Bedeutung des Verbesserungsvorschlages. Die Prämie für den Ingenieur kann natürlich manchmal auch gering ausfallen, vielleicht nur 50 oder 100 Euro.

Bei der Prämie sollte es Ingenieuren nicht nur ums Geld gehen

Nicht vergessen sollten Mitarbeiter, dass die Einreichung von Verbesserungsideen auch Engagement zeigt, der Karriere dienen kann und es nicht zuletzt auch einfach befriedigend ist, wenn man manchen Handgriff, den man schon immer als überflüssig und etwas nervig angesehen hat, aufgrund eines selbst eingereichten Verbesserungsvorschlages zukünftig nicht mehr machen muss.

 
www.berndschuessler.de

Ein Beitrag von:

  • Bernd Schüßler

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