Interview 18.12.2019, 11:10 Uhr

Abu Dhabi gründet weltweit erste KI-Universität

Künstliche Intelligenz (KI) hat schon längst in den Alltag von Ingenieuren Einzug gehalten. Nicht umsonst gelten KI-Experten als begehrenswerte Berufsgruppe. Die Frage, ob und welche Skills Ingenieure diesbezüglich haben sollten, kommt immer wieder auf. In Abu Dhabi wurde nun die erste Universität weltweit gegründet, die ihr gesamtes Lehrangebot auf die künstliche Intelligenz ausrichtet. Wir haben dazu ein Interview mit Professor Sir Michael Brady geführt.

Zwei Köpfe, künstliche Intelligenz

Foto: Panthermedia.net / kentoh

Die Mohamed bin Zayed University of AI (MBZUAI) öffnet im September 2020 seine Pforten für Studierende. Die Eröffnung der Universität gehört zur Strategie, der Vereinigten Arabischen Emirate, zu denen auch Abu Dhabi gehört. Die Ölvorkommen seien nicht unendlich, neue Märkte seien gefragt. Warum also nicht die besten KI-Experten direkt vor Ort ausbilden? Zu den Zielbranchen, in denen künstliche Intelligenz Anwendung findet, gehören Erneuerbare Energien, Finanzdienstleistungen, Gesundheitslösungen sowie neue Werkstoffe. „Zu den Technologien, die in diesen Zielbranchen benötigt werden, gehört immer auch KI“, erklärt Sir Michael Brady, Professor für Onkologische Bildgebung an der University of Oxford. „Für die Umsetzung der langfristigen Strategie ist eine ausreichende Zahl von Fachkräften erforderlich. Zu deren Ausbildung haben die VAE am 16. Oktober die Mohamed bin Zayed University of AI (MBZUAI) gegründet.“ Brady wird auch an der KI-Universität als Dozent tätig sein. Bereits 2017 hat die Führung des Landes KI zur strategischen nationalen Priorität erklärt und einen klaren Fahrplan für eine KI-gesteuerte Zukunft angekündigt.

6 akademische Programme an der Mohamed bin Zayed University of AI

Die MBZUAI wird 6 akademische Programme für Absolventen anbieten, jeweils 3 auf MSc- und 3 auf Doktoratsstufe: Machine Learning, Computer Vision und Natural Language Processing. Während es Universitäten gibt, die Absolventen die Möglichkeit bieten künstliche Intelligenz zu erforschen, wird die MBZUAI weit darüber hinausgehen, so die Institution. Das Ziel sei es, die MBZUAI zu mehr als nur einer Universität zu machen – es soll ein neues Modell von Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der KI eingeführt werden.

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Zudem können Studierende der MBZUAI auf diese Angebote zurückgreifen:

  • Zugang zu einigen der weltweit fortschrittlichsten KI-Systeme durch die Partnerschaft mit dem Inception Institute of Artificial Intelligence
  • Modernste Einrichtungen und Ausrüstungen
  • Das Kuratorium setzt sich aus Mitgliedern zusammen, die bei der internationalen KI-Entwicklung führend sind
  • Industriepartnerschaften
  • Vollstipendium, das Zuschüsse, Krankenversicherung und Unterkunft beinhaltet
  • Unterstützung bei der Suche nach Praktika und Jobs

Darüber hinaus plant die MBZUAI, ein Schwerpunktzentrum für KI-Forschung zu werden und die KI-Gemeinschaft durch wirkungsvolle Konferenzen, Seminare und Workshops zusammenbringen. Dazu sollen auch politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt einbezogen werden. Die Dozenten der MBZUAI kommen aus verschiedenen internationalen Einrichtungen und haben dort ihr Wissen erworben und ihre Erfahrung in den relevanten Bereichen bewiesen – so wie Sir Michael Brady.

Interview mit Professor Sir Michael Brady

Sir Michael Brady war von 1980 bis 1985 stellvertretender Direktor des AI-Labors am MIT. Die Professur für Informationstechnik an der Universität Oxford, bekleidete er von 1985 bis 2010. Nach seiner Pensionierung wurde er emeritiert, und zwar in der Abteilung für Onkologie der Universität Oxford. Er ist Autor von über 500 Artikeln und 50 Patenten in den Bereichen Computer Vision, Robotik, medizinische Bildanalyse und künstliche Intelligenz. Brady erhielt die IET-Medaille der Royal Academy of Engineering Whittle Faraday-Preis und den Henry-Dale-Preis. Sir Michael hat erfolgreiche Spin-out-Unternehmen gegründet, vor allem in der medizinischen Bildanalyse.
Sir Michael Brady

Professor Sir Michael Brady.

Foto: MBZUAI

ingenieur.de: Glauben Sie, dass die Nachfrage nach KI-Ingenieuren stetig steigen wird und was bedeutet das für den Arbeitsmarkt?

Sir Michael Brady: KI ist eine wichtige, grundlegende Entwicklung in der Wissenschaft mit Wurzeln in den Bereichen Informatik, Statistik, Mathematik und Logik. Schon allein aus diesem Grund werden Hintergrund und Nachfrage nach KI-Ingenieuren stetig zunehmen. Außerdem werden durch die Kernkompetenzen von KI viele Berufe unterstützt, auch solche, die erst jetzt entstehen.

Die KI-Entwicklung ist in jüngster Zeit vor allem aufgrund von Fortschritten im Bereich des maschinellen Lernens (ML) stark angestiegen. Dies hängt nicht nur von theoretischen Entwicklungen ab, sondern auch von der vereinfachten Möglichkeit große Datensätze über das Internet zu sammeln. Unterstützend wirkt dabei auch die massive Zunahme der Rechenleistung sowie des Cloud-Computings. Auch hier wird es viele Anwendungen geben – vom Gesundheitswesen über Finanzdienstleistungen bis hin zu Verbraucheranwendungen, bei denen große Datenmengen und ML eine Schlüsselrolle spielen werden.

Sie haben kurz nach der Eröffnung tausende Bewerbungen erhalten. Aus welchen Ländern kommen die angehenden Studenten? Und welche Themen sind am gefragtesten?

Seit der Gründung im Oktober 2019 stößt die MBZUAI auf großes Interesse: Mehr als 7.000 potenzielle Studierende haben das Bewerbungsverfahren begonnen, wobei sich rund die Hälfte der Bewerber bereits in der letzten Phase des Bewerbungsprozesses befindet. Bislang wurden fast 1.000 Bewerbungen von Doktoranden aus über 100 Ländern eingereicht, darunter die VAE, Saudi-Arabien, China, Indien, Malaysia und andere.

Da wir momentan unsere Bekanntheit weiter ausbauen, rechnen wir mit zunehmendem Wettbewerb um die begrenzten Plätze aus den obengenannten Ländern sowie aus Europa, Nordamerika und anderen Ländern. Zunächst konzentrieren wir uns auf Kurse zu ML, Bildanalyse und natürlicher Sprache, aber der Lehrplan wird sich weiterentwickeln, sobald wir mehr Dozenten und Studenten gewinnen.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Ingenieur- und KI-Unterrichts in Deutschland?

Er ist (natürlich) erstklassig. Deutschland war schon immer stark in den Ingenieurwissenschaften, einschließlich Mathematik und Informatik. Deshalb war es für Deutschland nur selbstverständlich weltweit führende Zentren zu entwickeln – von den Universitäten bis hin zur Max-Planck-Gesellschaft.

Welche Gründe gibt es für angehende Ingenieure und KI-Experten nach Abu Dhabi und an die neue Universität zu kommen?

Ein wichtiger Grund ist, dass die VAE die Spitzenforschung in der KI unterstützen, nicht zuletzt durch das IIAI (Inception Institute of Artificial Intelligence) unter der Leitung von Professor Ling Shao. Daraus resultieren Dissertationen, die auf vielen der führenden Konferenzen vorgestellt werden. Die Studenten wollen mit den Besten in Verbindung gebracht werden.

Ein zweiter Grund sind die Bedingungen, unter denen die Studierenden ihre Ausbildung und Forschung durchführen. Die Einrichtungen sind neu und die finanzielle Unterstützung ist großzügig.

Ein dritter Grund ist, dass die VAE einen großen strategischen Plan ins Leben gerufen haben. Während die Wirtschaft derzeit noch vom Öl dominiert wird und dies auch noch einige Zeit so bleiben wird, setzen die VAE auf eine Reihe von weiteren Wirtschaftszweigen, die sie ausbauen wollen, um weltweit an Bedeutung zu gewinnen. Dazu gehören Finanzdienstleistungen, Erneuerbare Energien oder das Gesundheitswesen. Eine Reihe von Technologien gelten als Grundlage für diese Wirtschaftssektoren, darunter auch die KI. So entsteht die natürlich Notwendigkeit Menschen auszubilden, die die Führung in den Basistechnologien übernehmen und die Weltklasse-Kompetenz in den strategischen Sektoren ermöglichen. Dies ist eine vorausschauende Strategie, die viele Menschen, darunter auch ich, verfolgen und auch weiterhin verfolgen werden. Abgesehen davon handelt es sich dabei um eine Strategie, die die Vielfalt fördert, da Frauen in den VAE bereits einen hohen Anteil an Schlüsselpositionen einnehmen und auch junge Frauen an KI und den strategischen Wirtschaftssektoren interessiert sind.

Abschließend: Wie sehen Sie die Zukunft der Arbeit mit KI-Unterstützung?

Grundsätzlich werden sich alle, aber insbesondere die Jugendlichen, schnell an die Unterstützung durch die KI-Systeme anpassen und diese dann auch fordern. Natürlich sehen wir bereits erste Schritte in diese Richtung, wie zum Beispiel die umfassende Akzeptanz von Sprachverständnis-Schnittstellen zu Alexa und zu Word, Gesichtserkennung für den Zugang zu sicheren Räumen, Chatbots und Empfehlungen für Routen, um ans Ziel zu gelangen. Im Gesundheitswesen sehen wir bereits Entscheidungsunterstützungssysteme wie die Transpara von ScreenPoint Medical, die gezeigt haben, wie die Leistung fast aller Radiologen beim Erkennen von Brustkrebs verbessert wird.

Wir alle werden uns schnell mit Entscheidungsunterstützungs- und Argumentations-/Beratungssystemen vertraut machen und uns zunehmend auf sie verlassen. Bald werden wir uns fragen, wie ein Leben ohne sie möglich war – so wie meine Enkelkinder sich kaum eine Welt ohne Internet und Mobiltelefone vorstellen können.

Dieses Interview wurde schriftlich geführt.

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Ein Beitrag von:

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs.

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