Studium 10.02.2012, 12:00 Uhr

Anteil der Studienabbrecher bleibt hoch

Noch liegt die jüngste Studie über die Abbrecherquoten an deutschen Hochschulen unter Verschluss. Wenn Bundesbildungsministerin Annette Schavan die Veröffentlichung frei gibt, wird sich zeigen, ob die Förder- und Motivationsmaßnahmen der Hochschulen gegriffen haben. Die Vorzeichen sind trist

2008 war es amtlich: Viele Ingenieurstudenten halten nicht bis zum Ende durch. Jeder dritte Studierende, der sich zwischen 2000 und 2004 an einer Fachhochschule für Maschinenbau oder Elektrotechnik eingeschrieben hatte, gab das Studium frühzeitig auf. An den Unis warf sogar jeder zweite Ingenieur- und Naturwissenschaftler vorzeitig das Handtuch.

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Abbrecherquote bleibt weiterhin hoch

Abbrecherquote bleibt weiterhin hoch

Mit diesen Zahlen hatte die bundeseigene Hochschul-Informations-Systeme GmbH (HIS) vor vier Jahren zahlreiche Studenten-Bindungsmaßnahmen an den Hochschulen in Gang gebracht. Ob sich der Studentenschwund in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern verringert hat, wird man in Kürze erfahren.

Quote der Studienabbrecher an Fachhochschulen sinkt

„So viel kann man sagen: Bei den Fachhochschulen geht die Abbrecherquote zurück“, verrät Volker Brennecke, Koordinator der Bildungspolitik im VDI. Der Grund: Sie seien schon länger im Bologna-System als die Universitäten und hätten viele positive Maßnahmen eingeleitet. „Viele Unis auch“, fährt Brennecke fort, „aber dort haben die Maßnahmen noch nicht so gegriffen.“

Unter dem Strich sei das eine gute Nachricht, meint Brennecke. Dabei studieren an den Fachhochschulen erheblich mehr angehende Ingenieure (2009: rund 222 000) als an einer Universität (2009: rund 162 000).

Auch Studienleiter Ulrich Heublein deutet „disparate Entwicklungen“ an Fachhochschulen und Universitäten an. „Wir haben den Eindruck“, formuliert er vorsichtig, „dass es besonders die Fachhochschulen sind, die in ingenieurwissenschaftlichen und informationstechnischen Studiengängen Maßnahmen ergriffen haben, um die Zahl der Studienabbrecher zu begrenzen.“

Tatsächlich haben viele Fachhochschulen und Universitäten bei der Zulassung und in der Lehre nachgerüstet. Zu den eingeleiteten Maßnahmen gehören treffsichere Auswahlverfahren, Orientierungsprüfungen in den ersten Semestern, mehr Praxiselemente schon zu Beginn des Studiums sowie zusätzliche Hilfs-, Brücken- und Ganzjahreskurse in Chemie, Physik und Mathematik, mit denen die angehenden Ingenieure ihr Schulwissen festigen und ausbauen können.

Jürgen Becker, Prorektor am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), glaubt deshalb, „dass sich die Schwundraten in den letzten ein, zwei Jahren deutlich reduziert haben. Wo man früher das Gefühl hatte, der Jahrgang hat sich um die Hälfte vermindert, da sind es heute nur noch 20 % bis 30 %.“

Studienabbrecher beginnen ein Studium oftmals mit falschen Vorstellungen

Vor allem die Mathematik stellt die Studierenden vor Schwierigkeiten. Aber nicht nur die. „Die HIS-Studie von 2008 hat gezeigt, dass es ein ganzes Bündel von Problemen gibt, das so viele Studierende vorzeitig aufhören lässt“, sagt Jürgen Brennecke und beklagt vor allem die Unkenntnis der Abiturienten über die Inhalte eines Ingenieurstudiums. „Die Studieninformationen in den gymnasialen Oberstufen sind defizitär. Der Unterschied zwischen dem, was sich die jungen Leute vom Ingenieurstudium vorstellen und dem, was darin tatsächlich passiert, ist groß. Die wissen gar nicht, was auf sie zukommt.“

HIS-Studienleiter Ulrich Heublein teilt diese Ansicht. „Es gibt drei Hauptgruppen von Problemen. Zum einen gehen viele junge Menschen mit falschen oder unzutreffenden Erwartungen in ein technisches Studium. Viele Studierende haben keine Vorstellung davon, was man in diesem Beruf macht.“ Das Berufsbild verliere an Schärfe, was auch daran liege, „dass in der Jugend seltener technisch orientierte Tätigkeiten ausgeübt werden. Die Jungs bauen keine Seifenkisten mehr oder konstruieren Radios, sondern sitzen vor der Playstation oder dem PC.“

Das zweite Problem umfasse Leistungsprobleme in Grundlagenfächern. Obendrauf käme die schwierige Studienfinanzierung. „Das betrifft vor allem Studierende an Fachhochschulen“, sagt Heublein. „Viele kommen aus einkommensschwachen Haushalten, sie sind in der Regel älter, haben oft schon gearbeitet und sollen jetzt mit dem BAföG-Höchstsatz auskommen.“

Ein anspruchsvolles Studium wie der Maschinenbau oder die Elektrotechnik ließe sich aber schwerlich mit einer Nebenbeschäftigung vereinbaren, die mehr als zehn Stunden in der Woche in Anspruch nähme.

Unklare Berufsbilder, ungenügendes Schulwissen, unsichere Finanzlage – das scheinen die Knackpunkte zu sein. Auf allen drei Baustellen habe sich allerdings vieles getan, lobt Heublein. „Bei der Darstellung des Studienangebotes sind wir auf einem guten Weg. Aber es ist bei weitem nicht so, dass sich die jungen Leute rechtzeitig solche Fragen stellen wie: Passt das zu mir? Kann und will ich das ein Leben lang machen? Welche Anforderungen kommen auf mich zu? Welche beruflichen Möglichkeiten habe ich?“

Angehende Studenten brauchen mehr Führung

Das Angebot an Informationen erreiche längst nicht jeden – leider, weil das Informationsverhalten der jungen Leute nicht so entwickelt sei, wie sich Heublein das wünschen würde. „Man setzt sich nicht damit auseinander, wer man ist und was man will, welche Tätigkeiten man ausüben will und über welche Fähigkeiten man verfügt“, klagt er.

Er macht die Medienflut sowie die unsystematische Mediennutzung durch junge Menschen dafür verantwortlich. „Sie wissen sicher, was zum Beruf eines Arztes und eines Lehrers gehört, die haben sie ja erlebt. Aber schon das Wissen über den Beruf eines Juristen ist oft von Fernsehserien bestimmt. Wie die Medien offensichtlich überhaupt die Wahrnehmung der Berufe stark prägen: Manager- und Medienberufe sind hipp, alle anderen werden als unattraktiv oder kompliziert dargestellt. Der Ingenieur steht nicht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.“

Heublein plädiert daher für mehr Führung bei der Berufsentscheidung. „Wir brauchen mehr Selbstreflektion und Verbindlichkeit“, schlägt er vor. „Warum nicht in der siebten oder achten Klasse einen Aufsatz schreiben lassen: Was mache ich in 20 Jahren?“

Maßnahmen, die bereits in der Schule ansetzen, müssen aber spätestens dann scheitern, wenn sie auf Ingenieurprofessoren stoßen, die sich hoher Durchfallquoten bei Klausuren und anderen Tests rühmen. Und von denen soll es immer noch einige geben.

Ein Beitrag von:

  • Christine Demmer

    Christine Demmer hat als Wirtschaftsjournalistin für überregionale Tageszeitungen und Magazine gearbeitet. Sie ist Managementcoach und Kommunikationsberaterin sowie Autorin von Sachbüchern zum Thema Karriere.

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