Karriere in Nachbergbau und Rohstoffgewinnung 24.01.2020, 10:17 Uhr

Deutscher Bergbau bietet Perspektiven für Ingenieure

Seit die letzte Zeche Ende 2018 geschlossen hat, scheint der Bergbau in Deutschland der Vergangenheit anzugehören. Doch das ist falsch. Noch immer kann man sich zum Bergbauingenieur ausbilden lassen ­– mit guten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.

Das ist Nachbergbau-Forschung: An der THGA werden Industriewerkstoffe auf Ihre Beständigkeit untersucht. Dies ist etwa bei der Sicherung ehemaliger Anlagen und Fördergerüste entscheidend.

Die Forschung wird benötigt, um Anlagen und Fördergerüste zu sichern.

Foto: THGA

Wer heute an Bergbau denkt, der hat Bilder aus Afrika, Südamerika oder Australien im Kopf. Deutschland dagegen, mit seinen einst stolzen Bergbauregionen, hat dabei kaum ein angehender Ingenieur auf dem Schirm. Anders ist das im Ruhrgebiet. Die nördlichen Gebiete Nordrhein-Westfalens haben eine lange Tradition im Bergbau. Schon im Mittelalter wurden hier Schächte vorangetrieben, um Steinkohle abzubauen. Erst in südlichen Revieren, dann immer weiter gen Norden.

Die zurückgelassenen Schächte rufen sich heute hin und wieder deutschlandweit ins Gedächtnis. Etwa als der Bahnhof Essen 2013 mehrere Tage vom Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn abgeschnitten werden musste, weil unter den Schienen Hohlräume entdeckt wurden. Mittels Probebohrungen ermittelten die zuständigen Ingenieure und Techniker im Auftrag der Deutschen Bahn, ob der 16 Meter unter Tage liegende Stollen einsturzgefährdet sei. Eine klassische Aufgabe des Nachbergbaus.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Stadt Stuttgart-Firmenlogo
Projektleiter*in Architektur für öffentliche Bauten (m/w/d) Stadt Stuttgart
Stuttgart Zum Job 
Campana & Schott-Firmenlogo
Consultant Projektmanagement (w/m/d) für Infrastrukturprojekte Campana & Schott
Frankfurt, Berlin, Hamburg, Köln, München, Stuttgart Zum Job 
Campana & Schott-Firmenlogo
Technologiebegeisterte Absolventen (w/m/d) für den Einstieg im Consulting Campana & Schott
Frankfurt, Berlin, Hamburg, Köln, München, Stuttgart Zum Job 
Holzer Firmengruppe-Firmenlogo
System Ingenieur (m/w/d) Holzer Firmengruppe
Rutesheim, Weissach Zum Job 
Technische Universität Graz-Firmenlogo
Universitätsprofessur für High-Performance Large-Engine Systems (m/w/d) Technische Universität Graz
Graz (Österreich) Zum Job 
Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW-Firmenlogo
Research Associate Polymer Chemistry (m/f/d) Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW
Windisch (Schweiz) Zum Job 
Delphin Technology AG-Firmenlogo
Technical Sales Manager (m/w/d) Delphin Technology AG
Bergisch Gladbach Zum Job 
WESGO Ceramics GmbH-Firmenlogo
Lean Manager (m/w/d) WESGO Ceramics GmbH
Erlangen Zum Job 
BAUER GasTec GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) für Wasserstoffverdichter BAUER GasTec GmbH
München Zum Job 
TIG Automation GmbH-Firmenlogo
Betriebswirt / Wirtschaftsingenieur (m/w/d) Unternehmensabläufe & Strategie TIG Automation GmbH
Hamburg Zum Job 
Koehler Paper SE-Firmenlogo
Ingenieur Prozesstechnologie (m/w/d) Koehler Paper SE
SFS Group Germany GmbH-Firmenlogo
Techniker / Anwendungstechniker im Innendienst (m/w/d) SFS Group Germany GmbH
Oberursel Zum Job 
Allbau Managementgesellschaft mbH-Firmenlogo
Bauprojektleitung (m/w/d) "Technische Projekte" Allbau Managementgesellschaft mbH
VEM motors GmbH-Firmenlogo
Konstrukteur (m/w/d) VEM motors GmbH
Wernigerode Zum Job 
Berliner Wasserbetriebe-Firmenlogo
Vorstandsreferent:in (w/m/d) Berliner Wasserbetriebe
Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH-Firmenlogo
Projektleiter Haustechnik (w/m/d) Fachingenieur Heizung / Lüftung / Sanitär (w/m/d) Schwerpunkt Trinkwasserhygiene Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH
Leipzig Zum Job 
Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH-Firmenlogo
Projektleiter Haustechnik (w/m/d) Fachingenieur Heizung/Lüftung/Sanitär Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH
Leipzig Zum Job 
BG ETEM-Firmenlogo
Dozenten/-innen (m/w/d) BG ETEM
Bad Münstereifel Zum Job 
Nikola Iveco Europe GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Bordnetzentwicklung und -freigabe Batterie- und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge Nikola Iveco Europe GmbH
HOFFMANN Maschinen- und Apparatebau GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik Filtration (m/w/d) HOFFMANN Maschinen- und Apparatebau GmbH
Lengede, Salzgitter, Braunschweig Zum Job 

Deutschland geht im Nachbergbau voran

Der Nachbergbau ist der jüngste Zweig einer uralten Industrie. Denn mit dem Schließen der Zechen wurde zwar das Ende des Abbaus von Steinkohle in Deutschland besiegelt, jedoch wirken die bis dahin entstandenen Schäden im Untergrund bis heute nach und müssen von den einstigen Bergbautreibenden überwacht, dokumentiert und behoben werden. Statt Schlägel und Eisen werden für die Ewigkeitsaufgaben des Nachbergbaus modernste Technologien eingesetzt.

Ewigkeitsaufgabe auch deshalb, weil die Erde es auch nach Jahrzehnten nicht vermag, die menschlich geschaffenen Hohlräume zu schließen. Zumindest auf den ersten 100 Metern unter der Grasnarbe bleiben die durch den Bergbau entstandenen Hohlräume erhalten. Erst ab 100 Metern Tiefe sorgt der Druck dafür, dass Schächte über die Zeit geschlossen werden. Das geschieht übrigens von unten nach oben. Der Druck wird um den Hohlraum herumgeleitet und drückt dann den Boden des Hohlraums langsam nach oben bis sich der Schacht schließt.

„In den letzten Jahren ist erstmals ein ganzheitliches Konzept für den Nachbergbau entstanden, das die Herausforderungen unter Tage, das Flächenrecycling, die Materialforschung sowie den Strukturwandel einbezieht“, sagt Jürgen Kretschmann, Präsident der Technische Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum und bis vor wenigen Tagen Präsident der internationalen Society of Mining Professors (SOMP). Für die Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker im Nachbergbau heißt das:

  • Sie spüren Hohlräume unter Tage auf,
  • beobachten Bodenbewegungen und Vegetationszustände von Pflanzen,
  • sorgen dafür, dass das Grubenwasser abgepumpt wird
  • und die Grubengase unter Verschluss bleiben,
  • dass freigegebene Zechenflächen neu genutzt werden können und
  • der Bergbau das von ihm in Beschlag genommene Land so Stück für Stück zurückgibt an die Kommunen.

„Dafür könnten wir viel mehr Studierende gebrauchen“, sagt Kretschmann. Den von der THGA angebotenen Masterstudiengang Geoingenieurwesen und Nachbergbau gehen jedes Jahr gerade einmal 30 Studierende an. Die meisten von ihnen berufsbegleitend. „Der Arbeitsmarkt könnte doppelt so viele brauchen, der Bedarf ist da.“ Der Nachbergbau schafft Perspektiven in einer Branche, deren klassisches Geschäft im Zuge der deutschen Energiewende abgewickelt wurde.

Der klassische Bergbauingenieur wird weiter gebraucht

Doch auch der klassische Bergbauingenieur wird weiter gebraucht. Einer müsse schließlich wissen, was Windschacht, Erbstollen und Wasserlösestollen sind und mit dem Wissen eines Bergmanns die Fragen des Nachbergbaus begleiten, ist Tobias Rudolph, Stiftungsprofessor am Forschungszentrum Nachbergbau an der THGA überzeugt. So dürften die klassischen Bergbauingenieure „auch in 30 Jahren noch“ unersetzlicher Teil eines integrierten Teams sein, zu dem auch Lagerstättentechniker, Geologen, Hydrogeologen, Fernerkundler, Geografen und IT-Techniker gehören. Letztere unterstützen ihre Kollegen vor allem dabei, die immer größeren Mengen an Daten aus dem Monitoring zu sortieren, zu verwalten und damit das Wissen verfügbar zu halten.

In seiner Stiftungsprofessur, gefördert durch die RAG-Stiftung, befasst sich gibt Prof. Dr. Tobias Rudolph insbesondere mit dem Thema Geomonitoring

Stiftungsprofessor Tobias Rudolph

Foto: THGA

Neben dem Nachbergbau werden Bergbauingenieure noch immer im klassischen Feld der Rohstoffgewinnung in Deutschland gebraucht. Immerhin gibt es in Deutschland neben Braun- und Steinkohle beachtliche Vorkommen mineralischer Rohstoffe wie Sande, Kiese und Salze. Wie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ermittelte, wurden allein 2017 rund 609 Millionen Tonnen nichterneuerbare Rohstoffe in Deutschland gewonnen. Knapp ein Drittel machten Energierohstoffe aus:

  • 171,3 Millionen Tonnen Braunkohle
  • 3,7 Millionen Tonnen Steinkohle
  • 2,2 Millionen Tonnen Erdöl
  • 7,9 Millionen Kubikmeter  Erdgas und Erdölgas
  • 482.000 Tonnen Ölschiefer
  • 4,3 Millionen Kubikmeter Torf
  • 34 Tonnen Uran

Die THGA bietet Bergbauinteressierten Studienanfängern den Bachelorstudiengang Rohstoffingenieur mit darauf aufbauendem Masterstudiengang Master Mineral Resource Engineering an. Der Master kümmert sich neben klassischen Bergbauaufgaben um rechtliche, soziale sowie umweltliche Aspekte des Bergbaus. Seine bilinguale Ausrichtung soll die Absolventen auf ein internationales Arbeitsumfeld vorbereiten. Denn im Gegensatz zum Nachbergbau, der nirgendwo so weit fortgeschritten ist wie in Deutschland, arbeiten viele Rohstoffingenieure auch außerhalb Deutschlands.

Lesen Sie auch:
Was macht man als Wirtschaftsingenieur?
Schnittstelle: Ingenieurwesen und Wirtschaft

Was macht man als Wirtschaftsingenieur?

Engineering im Anlagenbau

„Wir müssen anerkennen, dass der Bergbau von hoch entwickelten und erfahrenen Ländern wie Deutschland oder Australien abgewandert ist hin zu unerfahreneren Ländern in Südamerika, Südasien und Afrika“, konstatiert David Laurence, Associate Professor an der School of Minerals and Energy Resources Engineering der University of New South Wales, Australien, am Rande der SOMP-Jahrestagung. Seine vietnamesische Kollegin Nga Ngyuen, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Mining Management an der University of Mining and Geology in Hanoi, nickt zustimmend. Vietnam ist reich an Rohstoffen, fördert neben Kohle vor allem Eisen- und Metallerze, so die deutsche Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing GTAI. Entsprechend interessant.

Das Land hat großes Interesse daran, von den Erkenntnissen, aber auch den Fehlern, die im deutschen Bergbau gemacht wurden, zu profitieren. Und Deutschland wiederum möchte zum „Motor des Nachbergbaus weltweit“ werden, wie Kretschmann es formuliert. „Immerhin wissen auch aktive Bergbauregionen in China und den USA, dass der Peak vorbei ist.“ Und auch in Vietnam schließen Handel und herstellende Industrie zur Wirtschaftskraft des Bergbaus auf. Immer mehr Kohleminen schließen und das Land beginnt, die Hinterlassenschaften aus über 100 Jahren fremdbestimmter Bergbauaktivitäten aufzuräumen. Sozial- und Umweltaspekte fordern damit früher als in Deutschland ihre Rechte im Reigen der Bergbauindustrien ein.

2018 hat Prof. Dr. Jürgen Kretschmann die SOMP-Präsidentschaft übernommen. Der Hochschulpräsident aus Bochum leitet damit die weltweit führende Fachgesellschaft der Bergbauwissenschaften.

THGA- und ehemaliger SOMP-Präsident Jürgen Kretschmann.

Foto: THGA

Die noch junge Disziplin der Nachbergbaus könnte es so zum Exportschlager schaffen, sind sich Rudolph und Kretschmann einig. „Ein so dezidiertes Forschungszentrum für Nachbergbau gibt es nur hier in Deutschland“, betont Rudolph. Die Schäden aber, die der Bergbau weltweit hinterlässt und die in den kommenden Jahrzehnten aufgearbeitet werden müssen, sorgen für reichlich Arbeit für Bergbau- und Rohstoffingenieure, Geologen, Lagerstättentechniker und IT-Experten. Ob der Berg an Arbeit für die Ewigkeit reicht, darf man anzweifeln, ein, zwei Generationen aber wird der Bergbau in Deutschland sicher noch beschäftigen.

Ein Beitrag von:

  • Lisa Diez-Holz

    Die Autorin war von 2017 bis Ende 2019 Content Managerin für das TechnikKarriere-News-Portal des VDI Verlags. Zuvor schrieb sie als Redakteurin für die VDI nachrichten.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.