Gestresst und unzufrieden im Job – Was steckt dahinter?
Nur knapp die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland gibt auf der Arbeit ihr Bestes. Viele Menschen fühlen sich dauerhaft gestresst – und das spiegelt sich auch in ihrem Arbeitsalltag wider.

Studie zeigt: Deutsche Angestellte häufig unmotiviert.
Foto: PantherMedia / Martin Novak
Viele Arbeitnehmende in Deutschland sind unzufrieden und gestresst. Das zeigt eine Umfrage des Beratungsunternehmens Gallup, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Nur 45 Prozent blicken optimistisch und zufrieden in die Zukunft – das ist genauso wenig wie im Vorjahr.
Deutschland im Zufriedenheits-Tief: Nur Platz 21 in Europa
- Deutschland landet bei der Lebenszufriedenheit nur auf Platz 21 von 38 Ländern.
- In Finnland sind 81 % der Menschen mit ihrem Leben zufrieden.
- Island folgt mit 77 %, genau wie Dänemark (77 %).
- Auch Schweden und die Niederlande schneiden besser ab – jeweils 69 % Zufriedenheit.
- Deutschland hinkt im Vergleich deutlich hinterher.
„Politische und wirtschaftliche Entwicklungen sowie steigende Lebenshaltungskosten schlagen auf die Stimmung“, zitiert die dpa den Gallup-Experten Marco Nink . „In der derzeitigen Lage scheint Resignation statt Aufbruchstimmung zu herrschen.“
Zum Jobwechsel bereit
In Deutschland ist das Stressniveau im europäischen Vergleich weiterhin hoch – das Land liegt auf Platz 14. Etwa vier von zehn Beschäftigten gaben an, sich am Tag der Befragung gestresst gefühlt zu haben. Deutlich entspannter geht es in Dänemark zu, wo nur 21 % der Befragten von Stress berichteten.
Auch die emotionale Bindung von Mitarbeitenden zu ihrem Unternehmen ist in Europa besonders schwach ausgeprägt. Nur 13 % fühlen sich ihrem Arbeitgeber wirklich verbunden – weltweit ist das der niedrigste Wert. Zum Vergleich: Der globale Durchschnitt liegt bei 21 %. In Deutschland liegt die emotionale Mitarbeiterbindung mit 9 % noch darunter und ist damit genauso niedrig wie in Österreich (9 %) und der Schweiz (8 %).
Diese geringe Bindung zeigt Folgen: In Deutschland denken viele Beschäftigte über einen Jobwechsel nach – laut der Umfrage wünschen sich 39 % einen anderen Arbeitsplatz.
Motivationsniveau sinkt
Viele Menschen in Deutschland fühlen sich bei der Arbeit unmotiviert, wie eine Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zeigt. Nur 48 % der Beschäftigten in Deutschland geben an, sich im Job voll einzusetzen. Damit liegt das Motivationsniveau in Deutschland unter dem weltweiten Durchschnitt von 54 %. An der Umfrage, die im August durchgeführt wurde, beteiligten sich 17.350 Menschen weltweit, darunter 1000 aus Deutschland.
Noch weniger motiviert als die Deutschen sind laut Umfrage Beschäftigte in Frankreich (37 %), den Niederlanden (36 %) und Japan (19 %). Deutlich motivierter zeigen sich dagegen Angestellte in Indien (67 %), China (59 %) und in den USA (57 %).
„Babyboomer“ sind am meisten motiviert
Laut der Umfrage sind ältere Beschäftigte am motiviertesten: 63 % der Babyboomer geben an, bei ihrem Arbeitgeber ihr Bestes zu geben. Bei der jüngeren Generation Z liegt dieser Wert nur bei 43 %. Ihren Arbeitgeber weiterempfehlen würden in Deutschland nur 44 % der Befragten – ein Wert unter dem weltweiten Durchschnitt.
„Wenn nun die Menschen in Ländern wie Indien und China – unter teils deutlich schlechteren Bedingungen – ihrer Arbeit mit mehr Motivation nachgehen als Angestellte hierzulande, sollte das uns als Gesellschaft, aber vor allem den Arbeitgebern zu denken geben“, zitiert die dpa Worte des EY-Partners Nelson Taapken. Es sei verständlich, dass man nicht jeden Tag gleich motiviert ist. Problematisch wird es jedoch, wenn fehlende Motivation zum Dauerzustand wird. Aus Sicht der Führungskräfte hat das immer Gründe.
Gründe für fehlende Motivation
Taapken erklärte, es gebe immer Gründe, warum Mitarbeitende eine solche Einstellung entwickelten. Für einige Faktoren gebe es zwar kein allgemeingültiges Lösungskonzept, doch die meisten Ursachen, wie schlechte Führung, eine schwache Unternehmenskultur, fehlende Kommunikation oder übermäßigen Arbeitsstress, könnten Unternehmen angehen. (mit dpa)
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