Heiko Mell 02.01.2016, 11:20 Uhr

Schaden häufige Wechsel des Arbeitgebers?

Frage 1: Ich musste leider schon häufiger den Arbeitgeber wechseln. Zwei Mal bekam ich nur einen Dreimonatsvertrag, dann wurde ich in der Probezeit gekündigt, dann kam …, dann folgte …, daraufhin ….

Frage 2: Ich weiß leider nicht mehr, was ich machen soll. Meine Bewerbungsunterlagen habe ich komplett auf den neuesten Stand bringen lassen und auch Bewerbungstrainings absolviert. Trotz meines Willens, schnell wieder in Arbeit zu kommen, erhalte ich immer wieder Absagen.

Ich habe solche Absagen hinterfragt (woran hat es gelegen?) und mir wurde gesagt, ich wäre überqualifiziert und man möchte mich nicht in eine Position stecken, in der ich längerfristig nicht glücklich würde. Meine persönliche Meinung ist, dass es an den viel zu häufigen Stellenwechseln gelegen hat.

Wenn ich einmal versuche, mich in einen Personaler hineinzuversetzen, dann würde ich mich bei so vielen Stellenwechseln sofort fragen, ob es dafür vielleicht nachvollziehbare Gründe gab. Oder ist der Bewerber vielleicht nicht teamfähig? Vielleicht können Sie mir da helfen.

Antwort:

Antwort 1: Wir wollen die Leser nicht langweilen: Nach meiner Überschlagsrechnung waren es etwa acht Beschäftigungsverhältnisse in fünf Jahren. Zur Klarstellung: Sie sollten jetzt höchstens im zweiten Beschäftigungsverhältnis stehen und dort weitere zwei Jahre bleiben (oder sogar noch im ersten sein).

Antwort 2: Nein, auch Sie als Personalfachmann würden nicht mehr nach den Gründen für so viele Wechsel fragen, die interessieren bei dieser Häufung nicht mehr und man würde Ihre Erklärungen ohnehin nicht glauben. Oder anders: Diese extrem vielen kurzen Dienstzeiten haben in den Augen des Bewerbungsempfängers nur eine denkbare Ursache: Ihre Persönlichkeit. Keine Begründung, die Sie anbieten, wird ihn davon abbringen. Was da im Detail vorliegt, oder bei Ihnen schiefgelaufen ist, interessiert ihn bei diesem Gesamtbild nicht; er fühlt sich nicht für Ihre Psyche zuständig, ihm geht es nur um das Wohl seiner Firma. Und genau von der, das ist sein Job, muss er Bewerber mit Ihrem Lebenslauf fernhalten. Denn Sie werden, der Schluss ist erlaubt, es „wieder tun“. Sie werden entweder selbst bald wieder „die Klamotten hinwerfen“ oder wieder Anlass zur arbeitgeberseitigen Entlassung geben (befürchtet er – muss er befürchten). Also lässt er im Interesse seines Arbeitgebers die Finger von Ihnen. Dagegen können Sie jetzt nichts mehr machen. Mit Bewerbungstechnik hat das alles nichts zu tun, auch Weiterbildung hilft nicht. Ihr Lebenslauf in seiner jetzigen Form gilt als endgültig ruiniert – gemessen an dem Standard, auf dem Sie bisher tätig waren. Die Erklärungen mit Ihrer Überqualifizierung sind reine Notlügen, um Sie am Telefon loszuwerden. Fakt ist: Ihre grundsätzliche Eignung für ein geordnetes Berufsleben steht in Zweifel, dagegen müssen Sie etwas tun. Wir wissen sonst nichts über Sie, kennen auch Ihre Ausbildungs-/Studienqualifikation nicht. Aber dass man Ihnen am Beginn des Berufsweges zwei auf drei Monate befristete Verträge anbot, deutet nicht gerade auf einen „berauschenden“ Abschluss hin. Ich sehe nur eine realistische Chance für Sie: Ihr Problem ist nicht irgendeine fachliche Qualifikation, sondern es ist der dringende Verdacht aller Bewerbungsempfänger, Sie würden niemals mehrere Jahre lang einen Job (irgendeinen) durchhalten, ohne alles hinzuwerfen oder gefeuert zu werden. Räumen Sie zunächst diesen Verdacht aus! Ihr „Marktwert“ auf dem Arbeitsmarkt ist ohnehin erst einmal ruiniert, da können Sie nichts mehr verderben. Also bemühen Sie sich um einen einfachen, vermutlich deutlich unter Ihrer Ausbildungsqualifikation angesiedelten Job: packen Sie Kisten (symbolisch), stellen Sie sich in der Produktion in Schichtarbeit ans Band, verwalten Sie Zeichnungen oder was auch immer. Halten Sie das drei Jahre lang (mindestens) um jeden Preis durch, arbeiten Sie zur Freude Ihrer Vorgesetzten (wichtig!). Dann haben Sie gezeigt, dass Sie sich doch ins Arbeitsleben einordnen können, dann können Sie langsam wieder um anspruchsvollere Jobs kämpfen, die Sie jeweils wieder mindestens fünf, besser noch mehr Jahre lang durchhalten müssen, wiederum zur Freude Ihrer Vorgesetzten. Es ist übrigens gar nicht so einfach, einen Job zu ergattern, für den Sie dann formal wirklich überqualifiziert wären (vorausgesetzt, es gibt bei Ihnen ein abgeschlossenes Studium). Aber wenn Sie es konsequent versuchen, gelingt es irgendwann. Wenden Sie sich vorrangig an mittelständische Firmen in der Provinz und sagen Sie dort ruhig die Wahrheit, z. B.: „Ich bin als Ingenieur gescheitert und muss, um wieder Fuß zu fassen im Arbeitsleben, erst einmal meine Fähigkeit beweisen, mich überhaupt erfolgreich in den Arbeitsalltag integrieren zu können und dabei gut beurteilt zu werden. Genau das will ich jetzt mindestens drei Jahre lang konsequent durchziehen. Um jeden Preis.“ Das wird nicht jeden überzeugen, aber den einen oder anderen schon. Und dann haben Sie eine Chance, gegen Ihr derzeit größtes Handicap anzukämpfen. Machen Sie etwas daraus!

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Kurzantwort:

Wenn jemand acht Arbeitsverhältnisse in fünf Jahren „verschlissen“ hat, ist der Marktwert vollständig ruiniert. Hier hilft nur noch unkonventionelles Vorgehen mit hoher Kompromissbereitschaft.

Frage-Nr.: 2767
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 31
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2015-07-30

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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