Heiko Mell 01.01.2016, 08:40 Uhr

Wie fordere ich auf dem besten Weg ein Zwischenzeugnis an?

Frage: Ich arbeite seit gut einem Jahr bei meinem ersten Arbeitgeber, der …, im Bereich … Ich überlege mir, meine jetzige Stelle zu kündigen und zu einer anderen Firma zu wechseln, die erste Bewerbung wurde schon verschickt. Der Wechsel ist sowohl mit persönlichen als auch beruflichen Gründen erklärbar. Im Bewerbungsschreiben habe ich meinem potenziellen neuen Arbeitgeber geschrieben, dass ich das Arbeitszeugnis nachreichen werde. Dies war auch in einem vorab geführten Telefonat so abgesprochen.
Nun habe ich bei meinem direkten Vorgesetzten bereits öfter dieses Thema angesprochen, jedoch bisher ohne Erfolg. Er hat meine Anfrage wohl auch eher als Beurteilungsgespräch interpretiert. Da zu dieser Zeit die allgemeine Stimmung bei meinem derzeitigen Arbeitgeber als nicht gut beschrieben werden kann und die Mitarbeitermotivation auf einem Tiefpunkt angelangt ist (auch bei mir), sehe ich es eher als Problem an, zum jetzigen Zeitpunkt ein Zwischenzeugnis anzufordern.
Wie kann ich meine Situation dem zukünftigen Arbeitgeber erklären? Wie absolviere ich erfolgreich diesen Balanceakt, ohne den jetzigen Arbeitgeber schlecht zu machen?

Antwort:

Sie haben jemandem etwas versprochen, das Sie damals weder hatten noch mit irgendwelcher Sicherheit erwarten konnten. Lernen Sie fürs Leben: Das tut man nicht! Es wird aus Ihrer Schilderung noch nicht einmal deutlich, ob der potenzielle neue Arbeitgeber überhaupt ein Zwischenzeugnis verlangt hat (kann er nicht), ob er es überhaupt haben wollte oder ob Sie in einer Art vorauseilenden Gehorsams dieses Dokument offeriert haben.Am besten machen Sie jetzt genau das, was sachlich richtig ist und keinerlei komplizierte taktische Überlegung erfordert: Sie geben zu, dass Sie sich geirrt und vorschnell etwas zugesagt haben, das Sie jetzt nicht bekommen können. Schreiben Sie etwa folgenden Brief:

„Meine Bewerbung vom … um die Position …Sehr geehrter Herr …,in meiner Bewerbung und auch schon in dem vorausgegangenen Telefonat hatte ich angeboten, ein Zwischenzeugnis meines derzeitigen Arbeitgebers nachzureichen. Ich war davon ausgegangen, dass solche Dokumente auf Anforderung problemlos ausgestellt werden. Leider habe ich mich dabei geirrt. Mein Vorgesetzter hat auf vorsichtige Andeutungen nicht reagiert, Kollegen rieten mir auf Befragen von einer förmlichen Anforderung ab – diese würde erfahrungsgemäß als Zeichen einer Kündigungsabsicht gewertet. Das jedoch möchte ich in meiner Situation, mein Arbeitsverhältnis ist ungekündigt, nicht riskieren. Ich kann also derzeit leider kein Zwischenzeugnis vorlegen und bitte um Ihr Verständnis.“

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
smartTec-Firmenlogo
Service- und Applikationstechniker im Innendienst (m/w/d) smartTec
smartTec-Firmenlogo
Area Sales Manager (m/w/d) smartTec
Rodgau, deutschlandweit Zum Job 
smartTec-Firmenlogo
Elektroniker / Mechatroniker (für Informations-, System- und Automatisierungstechnik) (m/w/d) smartTec
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Sicherheitsingenieur*in, Arbeitsschutzmanagementbeauftragte*r (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur*in Elektrotechnik (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
VDI Technologiezentrum GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in im Themenbereich Ressourceneffizienz / Circular Economy VDI Technologiezentrum GmbH
APL Automobil-Prüftechnik Landau GmbH-Firmenlogo
Versuchsingenieur (m/w/d) Öl- und Partikelemissionsuntersuchungen APL Automobil-Prüftechnik Landau GmbH
APL Automobil-Prüftechnik Landau GmbH-Firmenlogo
Entwicklungs- / Testingenieure (m/w/d) APL Automobil-Prüftechnik Landau GmbH
Wolfsburg Zum Job 
Veolia Industries - Global Solutions S.A.S. (V.I.G.S.)-Firmenlogo
Senior-Ingenieur (m/w/d) Energiemanagement Veolia Industries - Global Solutions S.A.S. (V.I.G.S.)
Freiburg im Breisgau Zum Job 
APL Automobil-Prüftechnik Landau GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Applikation (m/w/d) für den Bereich batterie-elektrische Fahrzeuge (BEV) APL Automobil-Prüftechnik Landau GmbH
Bietigheim-Bissingen Zum Job 
ASIS GmbH-Firmenlogo
Projektleitung (m/w/d) Automatisierungstechnik ASIS GmbH
Landshut Zum Job 
BayWa r.e.-Firmenlogo
Senior Ingenieur Photovoltaik (m|w|d) BayWa r.e.
München Zum Job 
BayWa r.e.-Firmenlogo
Planer Photovoltaik (m/w/d) BayWa r.e.
München Zum Job 
BayWa r.e.-Firmenlogo
Technischer Consultant - Erneuerbare Energien (Wind) (m/w/d) BayWa r.e.
München Zum Job 
Accenture GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Elektromobilität (all genders) Accenture GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
Accenture GmbH-Firmenlogo
Entwickler Digitalisierung / Digital Twin (all genders) Accenture GmbH
Augsburg, München Zum Job 
Accenture GmbH-Firmenlogo
Design Automation Engineer (all genders) Accenture GmbH
München Zum Job 
Basell Polyolefine GmbH-Firmenlogo
Maschinenbauingenieur als Teamleiter LDPE / Hochdruck Maschinentechnik (m/w/d) Basell Polyolefine GmbH
Wesseling in der Nähe von Köln Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Geologe bzw. Geowissenschaftler (w/m/d) Schwerpunkt Ingenieurgeologie / Hydrogeologie Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 

Übrigens gibt es keinen Grund, in dem Zusammenhang Ihren heutigen Arbeitgeber schlecht zu machen. Keine Zwischenzeugnisse herausrücken zu wollen, ist normal im Sinne von üblich, nicht jedoch „schlecht“. Aber spätestens im Vorstellungsgespräch brauchen Sie eine „gute Erklärung“ für den Wechselwunsch. Die „persönlichen“ Gründe sollte es besser gar nicht geben und bei den „beruflichen“ hoffe ich, dass Ihnen solche einfallen, die den neuen Arbeitgeber überzeugen, ohne den alten – oder Sie(!) – ins schiefe Licht zu rücken.

Bei der Gelegenheit: Ich rate Ihnen derzeit vom gesamten Wechsel-Vorhaben ab! Ein Jahr Dienstzeit ist viel zu kurz, das kann Ihren Lebenslauf noch für viele Jahre belasten.Vor allem aber: Sie sind noch viel zu wenig erfahren, um die Situation rund um Ihren heutigen Arbeitsplatz schon abgewogen beurteilen zu können. Sie wissen noch nicht, welches Maß an Mitarbeitermotivation normal ist, wann die zumutbare Untergrenze erreicht ist und ob man überhaupt rufen darf: „Man motiviere mich.“

Sie sind noch so jung, was sollte Ihnen, der Sie gerade die erste Einarbeitungsphase überstanden haben, denn überhaupt passieren? Verantwortung, Gestaltungsspielraum, Macht, Einfluss, die Sie verlieren könnten, haben Sie noch gar nicht. Also lehnen Sie sich zurück, beobachten Sie, lernen Sie. Vielleicht sind dies, wenn überhaupt, die ersten richtigen Schwierigkeiten Ihres Lebens. Dann gleich wegzulaufen, ist keine Lösung. Die Gefahr: Man gewöhnt sich an das Weglaufen.

Die beste Mitarbeitermotivation übrigens bekommt man nicht vom Arbeitgeber auf dem Tablett serviert – die hat man in sich. Es gibt solche Leute. Sie erzielen Top-Angebote auf dem in- und externen Markt.

Kurzantwort:

Man geht nicht nach einem Jahr Berufspraxis ohne wirklich zwingenden Grund. Und man streicht am besten das Wort „Zwischenzeugnis“ ganz aus dem Gedächtnis. Was es nicht gibt, macht auch keine Probleme.

Frage-Nr.: 1550
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 50
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2000-12-15

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.