Bewerbertipps 02.05.2014, 00:00 Uhr

Falscher Ehrgeiz ist ungesund

Ehrgeiz ist wichtig. Zuviel oder falscher Ehrgeiz und Perfektionismus können jedoch krank machen. Es ist gut, wenn wir unser Bestes geben. Es ist schlecht, wenn wir überall der Beste sein wollen. Wie bei so vielem führt der gesunde Weg durch die Mitte.

Gesunder Ehrgeiz ist ein Gewinn für das komplette Team.

Gesunder Ehrgeiz ist ein Gewinn für das komplette Team.

Foto: panthermedia.net/pressmaster

Sophia hat viel Ehrgeiz. Sie besucht ein Sportinternat und steht kurz vor dem Abitur. Seit Kurzem bewohnt sie mit ihrem ersten Freund eine eigene Wohnung. Sie ist eines der Mädchen, die man nur bewundern kann. In der Leichtathletik liegt sie landesweit an der Spitze, in fast allen Fächern erzielt sie zwischen 13 und 15 Punkten. Sie führt einen perfekten Haushalt und sie kocht nicht einfach ein Essen, sie zelebriert es. Außerdem legt sie sich ins Zeug, für ihren Freund alles zu sein, wovon ein Mann träumt. Sie weiß jetzt schon genau, dass sie Naturwissenschaften studieren möchte, um „die Menschheit nach vorne zu bringen“.

Sie versteht nicht, wie ein Mensch so wenig Ehrgeiz haben und „Geschichte“ studieren kann, das sei doch die Vergangenheit und es gehe doch um die Gestaltung der Zukunft, um Fortschritt. Alles in Sophias Leben ist perfekt, aber ihre Mutter macht sich Sorgen, denn die Tochter kränkelt seit einem Jahr. Grippale Infekte, Nasennebenhöhlenentzündungen und Stirnhöhlenvereiterungen sind an der Tagesordnung. Auch psychisch ist Sophia angeschlagen. Sie kann sich über ihre Erfolge nicht mehr freuen, auf ihre Leistungen nicht mehr stolz sein, so gut die Ergebnisse auch sind, der jungen Frau sind sie nicht gut genug. Keine Frage, Sophia ist sehr ehrgeizig.

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Ehrgeiz geht auf Ehre und Gier zurück

Schaut man sich das Wort „Ehrgeiz“ etymologisch an, geht es auf Ehre und Gier zurück. Seit dem 18. Jahrhundert wird unterschieden zwischen dem „falschen“ und dem „gesunden“ Ehrgeiz. Bei ersterem handelt es sich laut Wikipedia darum, permanent auf der Suche nach Anerkennung zu sein, beim „gesunden“ Ehrgeiz hingegen sei das Interesse an der Sache größer als der Wunsch bzw. die Gier nach Anerkennung. Luther, der sich eingehend mit dem Phänomen „Ehrgeiz“ befasst hat, hält es für „die größte Sünde“ überhaupt, ein „subtiles Gift“ und eine „Seuche“, denn wenn der Mensch die eigene Ehre suche, handele er nicht zum Wohl seines Nächsten. Er geht so weit zu sagen, Ehrgeiz sei die zentrale Ursache allen Unglücks und Unfriedens auf Erden.

Spreche ich dagegen mit Eltern, die sich um die berufliche Zukunft ihrer Kinder sorgen, höre ich oft die Sätze: „Er/Sie hat einfach nicht genug Ehrgeiz. Er/Sie könnte so viel bessere Ergebnisse erzielen, gibt sich aber mit Mittelmaß zufrieden“. Auch erwachsene Menschen begründen ihr Verharren in bestimmten unbefriedigenden Situationen oft mit fehlendem Ehrgeiz. Ein zweischneidiges Schwert also – auf der einen Seite werden große Lebensziele oft nur erreicht, wenn man über eine gute Portion Ehrgeiz verfügt, andererseits kann übersteigerter Ehrgeiz uns das Leben schwer und auf Dauer sogar krank machen.

Innovation braucht Ehrgeiz

Eine Studie der British-Columbia-Universität in Vancouver ergab, dass Menschen, die mit sehr viel Ehrgeiz an ihren Zielen festhielten, eine deutlich höhere Konzentration des Proteins CRP aufwiesen als weniger ambitionierte Probanden. CRP ist ein Entzündungsmarker, der als Risikoindikator für die Verkalkung von Blutgefäßen gilt. Allerdings wird in der Studie auch ein Vorteil des Phänomens „Ehrgeiz“ beschrieben, nämlich, dass ehrgeizige Menschen den verfehlten Zielen nicht lange nachtrauerten, sondern sich gleich wieder mit Elan neuen Aufgaben widmeten.

Ehrgeiz ist wichtig – für die Entwicklung der Menschheit, für Fortschritt und Innovation, für den Einzelnen, sein Vorankommen, sein Gefühl Verantwortung zu tragen und damit für sein Selbstbewusstsein. Es ist gut, wenn wir unser Bestes geben. Es ist schlecht, wenn wir überall der Beste sein wollen. Ehrgeiz ist meist mit ebenso großem Perfektionismus verbunden, der seine Wurzeln – wie so vieles – in der Kindheit hat, wenn wir uns zum Beispiel Liebe und Zuneigung durch Leistung „erkaufen“ mussten. Wahrscheinlich ist es mit dem Perfektionismus wie mit einer Droge: Es kommt auf den Anwendungsbereich und die Dosierung an, ob sie gut oder schädlich ist. Wie bei so vielem führt der gesunde Weg durch die Mitte.

Ungesunder Ehrgeiz muss kanalisiert werden

Was aber ist zu tun, wenn man sich bewusst ist, dass ungesunder Ehrgeiz – und damit verbundener Perfektionismus – ein Teil des eigenen Charakters ist, den man nicht einfach wie eine schlecht sitzende Hose abstreifen kann? Ein Weg ist es sicher, den Perfektionismus zu lenken und eine klare Entscheidung darüber zu treffen, in welchem Lebensbereich man ihn ausleben möchte.

Am Beispiel Sophias könnte sie ihren gesamten Ehrgeiz in ihre sportlichen Aktivitäten legen, dafür aber bei den Schulnoten auch mit einem „gut“ anstelle eines „sehr gut“ zufrieden sein oder darauf verzichten, überhaupt zu kochen, wenn es ihr nicht genügt, eine einfache Mahlzeit anstelle eines aufwendigen Menüs zuzubereiten. Die Frage ist doch ansonsten: Wie mag sich der Mann an ihrer Seite neben einer so perfekten Frau fühlen? Hat er überhaupt die Chance, in irgendeinem Bereich besser zu sein oder besetzt sie alle messbaren Felder eines gemeinsamen Lebens? Übersteigerter Ehrgeiz ist für die Menschen in unserem Umfeld eine hohe Belastung und führt sogar manchmal zur Einsamkeit.

Trotz Ehrgeiz müssen es nicht immer 100 Prozent sein

Der italienische Forscher Vilfredo Pareto hat herausgefunden, dass 80 Prozent des Vermögens im Besitz von 20 Prozent der Bevölkerung sind. Aus dieser Erkenntnis leitete er die so genannte 80/20-Regel ab und weitete sie auf alle möglichen Lebensbereiche ab. So würden zum Beispiel in Projekten 80 Prozent der anfallenden Arbeiten in 20 Prozent der zur Verfügung stehenden Zeit bewältigt. Für die verbleibenden 20 Prozent der Aufgaben müssten wiederum meist 80 Prozent der Zeit investiert werden. Einem Mensch mit viel Ehrgeiz wird gerne geraten, nicht überall 100 Prozent geben zu wollen, denn in vielen Bereichen sei auch ein 80-Prozent-Ergebnis ein gutes Ergebnis.

Wenn ich zum Beispiel diesen Artikel schreibe, gelingt das, da mir das Thema gerade am Herzen liegt, in relativ kurzer Zeit. Wenn ich einen perfekt formulierten Artikel abliefern möchte, der völlig fehlerlos und grammatikalisch einwandfrei ist, wenn ich nach Alternativformulierungen, Synonymen, noch treffenderen Wörtern suche, ist der Zeitaufwand dafür deutlich größer als das eigentliche Schreiben. Ich gebe zu, ich investiere diese Zeit.

Kreativität als Gegenpol zu übertriebenem Ehrgeiz

Wenn ich allerdings heute Abend etwas essen möchte, werde ich nicht stundenlang Kochbücher wälzen, ein Gericht mit Zutaten heraussuchen, die ich nur in ausgesuchten Geschäften erhalte und das mich vom Einkauf bis zur Fertigstellung drei Stunden kostet, sondern ich werde bei Chefkoch.de „Hühnchen“ eingeben und sicher ein Gericht wählen, das in zehn Minuten fertiggestellt ist. Ich gestatte mir meinen Ehrgeiz, aber nicht in allen Bereichen. Ich treffe eine Entscheidung darüber, wo ich mit gutem Gewissen auf ein 100-Prozent- Ergebnis verzichten kann. Überall 100 Prozent zu geben, bedeutet auch, dass man sich den Raum zur Improvisation und zu spontanem, kreativem Handeln nimmt.

Spontaneität und Kreativität als Gegenpole zu übertriebenem Ehrgeiz und Perfektionsstreben lassen sich übrigens üben, und über mehr Improvisation verringert sich automatisch der Anteil des Ehrgeizes, so dass sich ganz langsam mehr Ausgewogenheit einstellt. Am einfachsten geht das Üben bei Alltäglichem: Ziehen Sie Ihr Hemd doch einmal ungebügelt an, tragen Sie zur Abwechslung mal zwei verschiedene Socken, lassen Sie morgens einfach mal eine S-Bahn an sich vorbeifahren und steigen Sie bewusst nicht ein, nehmen Sie sich die Freiheit, einmal fünf Minuten zu spät zu einer Verabredung zu kommen, statt wie gewohnt überpünktlich zu sein, wischen Sie die Krümel nach dem Frühstück nicht vom Tisch ab.

Mit anderen Worten: Tricksen Sie Ihren Ehrgeiz aus und freuen Sie sich an dem Gefühl, gerade etwas getan zu haben, das nicht perfekt, in ihren Augen nicht optimal ist. Sie schaffen sich damit viel mehr persönliche Freiheit und Entscheidungskompetenz: Ich kann perfekt sein, wenn und wo ich will, aber ich muss es nicht oder nicht überall sein. Für die Perfektion gibt es Roboter, für gute Leistungen Menschen.

Ein Beitrag von:

  • Renate Eickenberg

    Renate Eickenberg ist Coach, Beraterin sowie Autorin. Sie prüft für Ingenieure und Ingenieurinnen Bewerbungsunterlagen und gibt in Ihren Artikeln Karrieretipps.

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