Lichtdusche hebt Laune 29.03.2017, 12:45 Uhr

Licht im Fahrerhaus sorgt für bessere Stimmung bei Lkw-Fahrern

Der Job am Steuer eines Trucks ist stupide. Anstrengend. Und oft ist es ziemlich dunkel in der Fahrerkabine. Hat das Auswirkung auf das Wohlbefinden des Fahrers? Ja, hat es. Und mit künstlichem Licht kann man die Laune des Truckers stark verbessern, haben Tests von Daimler im hohen Norden ergeben.

Künstliches Tageslicht in der Fahrerkabine kann Fahrten bei Winterdunkelheit angenehm machen. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich die Fahrer in einer beleuchteten Fahrerkabine deutlich besser fühlen.

Künstliches Tageslicht in der Fahrerkabine kann Fahrten bei Winterdunkelheit angenehm machen. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich die Fahrer in einer beleuchteten Fahrerkabine deutlich besser fühlen.

Foto: Daimler

Winternacht am Polarkreis: Hier wird es einfach gar nicht hell. Die Dunkelheit scheint undurchdringlich, sie trübt nicht nur die Stimmung, sondern mindert auch die Leistungsfähigkeit – so jedenfalls die Annahme eines Forschungsteams von Daimler, das im vergangenen Winter acht Testfahrer für zwei Wochen auf Reise durch die Nacht schickte.

Jeweils eine Woche lang waren sie in einem normalen Truck unterwegs, die anderen in der „Top Fit“-Version, deren Fahrerkabine mit Tageslichtlampen ausgestattet war. Die Kernfrage: Ist dieses Licht „biologisch wirksam“, steigert es also das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit?

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Ernst-Abbe-Hochschule Jena-Firmenlogo
Stiftungsprofessur Ressourceneffiziente Produkt- und Prozessentwicklung Bes. Gr.: W 2 Ernst-Abbe-Hochschule Jena
RWTH Aachen University-Firmenlogo
Full Professor (W2, Tenure Track W3) in Process Metallurgy in a Circular Economy Faculty of Georesources and Materials Engineering RWTH Aachen University
Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB)-Firmenlogo
Projektleiter/in "Altlasten und Kampfmittel" (w/m/d) Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB)
Minebea Intec GmbH-Firmenlogo
Automations- / Inbetriebnahmeingenieur (m/w/d) Minebea Intec GmbH
Hamburg Zum Job 
Hensoldt Sensors GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur*in Sekundärradar / IFF (m/w/d) Hensoldt Sensors GmbH
München/Taufkirchen Zum Job 
HENSOLDT Sensors GmbH-Firmenlogo
Head of N&G Radar Planning & Cables (w/m/d) HENSOLDT Sensors GmbH
HENSOLDT Sensors GmbH-Firmenlogo
Junior Systemingenieur*in Produktentwicklung (w/m/d) HENSOLDT Sensors GmbH
HENSOLDT Optronics GmbH-Firmenlogo
SAP Consultant EWM / Logistics / TM (w/m/d) HENSOLDT Optronics GmbH
Oberkochen, Ulm Zum Job 
HENSOLDT AG-Firmenlogo
Corporate Finance und Treasury Risk Manager*in (w/m/d) HENSOLDT AG
Ulm, München/Taufkirchen Zum Job 
HENSOLDT Sensors GmbH-Firmenlogo
Governmental Business Development Manager Naval Solutions Germany (w/m/d) HENSOLDT Sensors GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 

Die vorläufige Antwort überrascht nicht wirklich: Ja, tut es. In Befragungen zeigten sich die Testfahrer laut Daimler durchweg begeistert und gaben an, dass sie sich mit dem Licht viel besser fühlten, und zwar unabhängig von der Tageszeit, zu der sie fuhren. Hinzu kam die unerwartete Erkenntnis, dass sie den Raum um sich herum als viel angenehmer wahrnahmen – so, als wäre er virtuell vergrößert.

Typische Arbeitswochen simuliert

Das Forschungsteam um Projektleiter Siegfried Rothe simulierte im finnischen Rovaniemi zwei typische Arbeitswochen eines Truckers. Sie gingen davon aus, dass einem Fahrer im gewöhnlichen Fahrzeug nicht nur auf nächtlicher Tour das Tageslicht fehlt, sondern auch tagsüber, weil die Kabine so konstruiert ist, dass sie das meiste Licht abhält. Schon erste Versuche mit Ingenieuren aus der Testabteilung hatten gezeigt, dass die Wirkung des Lichtes enorm zu sein scheint – jedenfalls die subjektiv empfundene.

Das Befinden der Fahrer wurde während der Fahrt laufend mit Sensoren überwacht – mit und ohne Licht.

Das Befinden der Fahrer wurde während der Fahrt laufend mit Sensoren überwacht – mit und ohne Licht.

Quelle: Daimler

Für Unternehmen entscheidend werden aber die objektiven Ergebnisse sein. Die ganze Logistikbranche steckt ja ohnehin in einem gewaltigen Umbruch. Bosch zum Beispiel stellt sich die Steuerung eines Trucks ja bereits als eine Art Touchpad vor, und wie lange Lkw-Fahrer überhaupt noch etwas zu tun haben auf ihrem Sessel, das wird die weitere Entwicklung von autonomen Lastern zeigen, die vielleicht irgendwann auch unter Oberleitungen wie bei Straßenbahnen vorwärtskommen.

Licht als Dusche oder Liege

Noch aber steht der Fahrer im Mittelpunkt. Und um wirklich objektive Ergebnisse über sein Befinden zu bekommen, hat das Daimler-Team in der Polarnacht so ziemlich alles aufgeboten, was die medizinische Diagnostik hergibt: Hirnströme wurden per EEG, die Herzaktivität mittels EKG und die Bewegung der Augen mithilfe der weniger bekannten Elektrookulografie (EOG) aufgezeichnet. In Speichelproben wurde außerdem die Konzentration des Schlafhormons Melatonin gemessen. Und um die mentalen Faktoren objektivieren zu können, durchliefen die Fahrer noch Reaktions- und andere Tests am Computer.

Künstliches Tageslicht in der Fahrerkabine hat offenbar großen Einfluss auf das Wohlbefinden des Fahrers.

Künstliches Tageslicht in der Fahrerkabine hat offenbar großen Einfluss auf das Wohlbefinden des Fahrers.

Quelle: Daimler

Dabei schalteten die Forscher nicht einfach nur das Licht an oder aus, sondern boten die Lichtdosis in drei Varianten an: Als Dauerlicht während der Fahrt, als intensive Lichtdusche vor und nach der Fahrt oder als Lichtliege während der Pausen.  In den Nachtstunden schliefen die Fahrer so wie sonst auch: Hinter dem Sitz, Gardine zu.

Beim Sprit sparen hilft es auf jeden Fall

Um all die objektiven Ergebnisse zu analysieren, werden Rothe und seine Kollegen noch Monate brauchen. „Erst dann können wir eine Empfehlung abgeben, ob die Ergebnisse der Testreihe sinnvollerweise in eine veränderte Konzeption der Kabinenbeleuchtung münden sollten“, sagt der Projektleiter. Es sieht aber ganz danach aus. Denn eines stehe schon jetzt fest: „Die Trucker fahren unter dem Lichteinfluss wirtschaftlicher.“ Wer sich wohl fühlt, drückt eben sanfter auf Gas und Bremse. 

Ein Beitrag von:

  • Werner Grosch

    Werner Grosch ist Journalist und schreibt vor allem über Technik. Seine Fachgebiete sind unter anderem Elektromobilität, Energie, Robotik und Raumfahrt.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.