Schadstoffe in Textilien 30.11.2012, 19:56 Uhr

Greenpeace-Studie entlarvt giftige Garne

Textilien großer Modemarken enthalten Schadstoffe, wie eine aktuelle Untersuchung von Greenpeace zeigt. Der Umweltverband fordert die Marken auf, bei der Herstellung ihrer Textilien auch etwa in Asien auf EU-Standards im Umwelt- und Arbeitsschutz zu setzen.

In gut zwei Dritteln aller Stoffe wurden Nonylphenolethoxylate (NPE) nachgewiesen.

In gut zwei Dritteln aller Stoffe wurden Nonylphenolethoxylate (NPE) nachgewiesen.

Foto: TÜV Rheinland

Weltweit demonstrierte Greenpeace vor Filialen der Modekette Zara etwa in Bangkok, Istanbul, Mexiko City und Peking. In 22 deutschen Städten sprühten Aktivisten den Schriftzug Detox (Entgiften) auf Schaufenster der Modekette. „Wir fordern das Unternehmen auf, schadstofffreie Kleider anzubieten“, erklärte Umweltaktivistin Christiane Huxdorff, als sie half, vor der Hamburger Filiale ein 84 m² großes Transparent zu hängen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
PFW Aerospace GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker im Bereich Produkt- und Verfahrenssicherung (w/m/d) PFW Aerospace GmbH
SCHUNK SE & Co. KG-Firmenlogo
Praktikant / Werkstudent - KI und Sprachmodelle (m/w/d) SCHUNK SE & Co. KG
Lauffen am Neckar Zum Job 
SCHUNK SE & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter - Softwareentwicklung Tools (m/w/d) SCHUNK SE & Co. KG
Lauffen am Neckar Zum Job 
Stadt Neckarsulm-Firmenlogo
Landschaftsplaner/-ökologe / Umweltplaner (m/w/d) Stadt Neckarsulm
Neckarsulm Zum Job 
Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg-Firmenlogo
Ingenieur für Gebäudetechnik (w/m/d) Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg
Stuttgart Zum Job 
Pentair Südmo GmbH-Firmenlogo
Leiter Qualitätsmanagement (m/w/d) Pentair Südmo GmbH
Riesbürg Zum Job 
SCHUNK SE & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter - Technologiemanagement (m/w/d) SCHUNK SE & Co. KG
Lauffen am Neckar Zum Job 
Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH-Firmenlogo
Ingenieur:in im Bereich Elektrotechnik (d/m/w) Stadtwerke Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH
Frankfurt am Main Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) in der Terminplanung von Projekten (Oracle Primavera) für Industrieprojekte THOST Projektmanagement GmbH
Freiburg im Breisgau, Karlsruhe, Mannheim, München, Stuttgart Zum Job 
Albert Handtmann Maschinenfabrik GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Vakuumfüller Albert Handtmann Maschinenfabrik GmbH & Co. KG
Biberach Zum Job 
Berliner Wasserbetriebe-Firmenlogo
Umweltingenieur:in Genehmigungen (w/m/d) Berliner Wasserbetriebe
Berliner Wasserbetriebe-Firmenlogo
Ingenieur:in Gebäudeausrüstung (w/m/d) Berliner Wasserbetriebe
INEOS Phenol GmbH-Firmenlogo
Abteilungsleiter/in (d/m/w) des Bereichs EMSR an den Standorten Gladbeck / Marl INEOS Phenol GmbH
Gladbeck Zum Job 
Flughafen Nürnberg GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Versorgungstechnik (Bachelor / Master) im Bereich Haustechnik Flughafen Nürnberg GmbH
Nürnberg Zum Job 
wks Technik GmbH-Firmenlogo
Ingenieur für Bauplanung (w/m/d) wks Technik GmbH
Dresden Zum Job 
GWH Wohnungsgesellschaft mbH Hessen-Firmenlogo
Architekt (m/w/d) als Planungskoordinator in der Gebäudemodernisierung GWH Wohnungsgesellschaft mbH Hessen
Frankfurt am Main Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Cost Engineer /-Controller*in (m/w/d) THOST Projektmanagement GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Bauingenieur Straßenplanung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Diakoneo KdöR-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) als Projektleiter (m/w/d) Technische Gebäudeausrüstung Diakoneo KdöR
Neuendettelsau Zum Job 
Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR-Firmenlogo
Bauingenieur*in (Diplom/Bachelor/Master) Fachrichtung Straßenbau/Tiefbau oder ein vergleichbares technisch-ingenieurwissenschaftliches Studium Wirtschaftsbetrieb Hagen AöR

Es geht um Schutz der Gesundheit und der Umwelt. „Marken wie Zara missbrauchen bei der Textilherstellung Flüsse als private Abwasserkanäle“, sagt Huxdorff. Und die weltweit eingesetzten Schadstoffe seien auch im menschlichen Blut nachweisbar. Der Umweltverband kritisiert vor allem die Fertigung schnelllebiger Massenware, die kaum getragen und schnell weggeworfen wird.

Greenpeace lässt stichprobenartig 141 Kleidungsstücke aus 29 Ländern untersuchen

Insgesamt ließ Greenpeace stichprobenartig 141 Kleidungsstücke aus 29 Ländern durch das eigene Labor im britischen Exeter auf Schadstoffe testen. Zu den Artikeln für Herren, Damen und Kinder zählten Jeans und Hosen, T-Shirts, Kleider und Unterwäsche von 17 Modehäusern wie Armani, Benetton, C&A, Levi“s, Tommy Hilfiger und Zara.

In fast zwei Dritteln aller Textilien konnte das Labor Nonylphenolethoxylate (NPE) nachweisen. Das sind Tenside, mit denen sich Waschprozesse im Rahmen der textilen Fertigung hervorragend durchführen lassen. In der EU dürfen sie seit 2005 nicht mehr zur Textilbearbeitung eingesetzt werden, da dessen Abbauprodukt Nonylphenol fischgiftig ist. Das höchstbelastete Kleidungsstück war ein T-Shirt von C&A aus Mexiko.

Bei krebserregenden Aminen, Abbauprodukten von Azofarbstoffen, sah es besser aus. Hier wurde das Labor nur bei zwei Jeans der Modemarke Zara, die aus Pakistan stammen, fündig. Ein besonderes Augenmerk legte Greenpeace auf 31 Kleidungsstücke – T-Shirts, Unterwäsche, ein Regenmantel –, die bedruckt waren. In jedem dieser Aufdrucke, die aus einem Polymer, Weichmachern und Farbstoffen bestehen, fand das Labor hormonell wirksame Phthalate. Der Aufdruck eines T-Shirts von Tommy Hilfinger aus Bangladesh bestand zu mehr als einem Drittel aus solchen Weichmachern.

Reaktion auf Greenpeace-Studie: C&A nimmt beanstandete T-Shirts vom Markt

Erste Marken haben reagiert. C&A kündigte an, das beanstandete T-Shirt vom Markt zu nehmen. Die spanische Inditex-Gruppe, zu der Zara gehört, behauptet, sehr umweltfreundlich zu produzieren, und betont, eigene Analysen würden derartige Schadstofffunde nicht zeigen.

Greenpeace aber verteidigt die Untersuchungen. Hier steht Aussage gegen Aussage. „Letztlich werden Verbraucher eine Modemarke wie Zara beim Wort nehmen und selber entscheiden, ob sie den Ankündigungen trauen“, sagt Huxdorff. Greenpeace werde am Ball bleiben. Die aktuelle Analyse ist Teil der langjährigen Kampagne Detox, mit der der Verband Modehäuser immer wieder mit der Realität konfrontieren will – mit dem Ziel, gefährliche Substanzen aus der Produktion zu verbannen.

Greenpeace kritisiert Doppelstandards für Textilhersteller

Greenpeace prangert Doppelstandards an. Während Textilhersteller in der EU vielerlei Richtlinien beachten müssen, fehlen etwa in China gesetzliche Standards hinsichtlich Produktionsverfahren in Bezug auf Chemikalien, insbesondere aber auch im Hinblick auf ihre Verwendung. Und dort, wo es derartige Regeln gibt, werden diese häufig weder beachtet noch kontrolliert. So können Hersteller mit guten Willen wie Adidas, Nike oder H&M zwar ihre direkten Lieferanten kontrollieren, diese wiederum haben aber kaum Zugriff auf oft tausende Lieferanten von Chemikalien. „Kein Schuh- und Textilhersteller kann seine Lieferkette in weiten Teilen Asiens vollständig kontrollieren“, sagt auch Alex Föller, Geschäftsführer des Verbands der Textilhilfsmittelhersteller Tegewa mit Sitz in Frankfurt am Main.

Was tun? Die Produktionsbedingungen etwa in Bangladesh oder China lassen sich nicht innerhalb weniger Jahre auf das Niveau Westeuropas überführen. Die EU muss daher eigene Wege gehen, um sicherzustellen, dass für importierte Kleider die gleichen Bedingungen gelten wie für in der EU hergestellte Ware.

Eine einfache Lösung gebe es aber nicht, so Föller. Eine Beschränkung des Gehalts an NPE in importierten Textilien durch die Chemikalienverordnung Reach wäre zwar eine denkbare Option, die Einhaltung aber schwer zu kontrollieren. Hilfreich wäre auch die Zusage aller Brands, ihre Lieferketten zu veranlassen, Textilien künftig ohne Verwendung von NPEs produzieren zu lassen.

Doch auch eine solche Zusage müsste bei den Zulieferern immer wieder kontrolliert werden. Dabei gehe es nicht wirklich um Geld, so Föller. „Durch den Einsatz einer ,grüneren‘ Chemie würden sich etwa Sportschuhe nur um 1 € bis 2 € verteuern – wenn überhaupt.“ Und keine Frage: Von einer strengen Regelung für NPEs in importierten Textilien könnten europäische Hersteller von Ersatzstoffen profitieren.

Auch der Verbraucher könne etwas tun, ergänzt Huxdorff. Ein neuer Greenpeace-Ratgeber hilft beim Kauf giftfreier Mode. Die Broschüre zeigt, wie manche Label den Einsatz schädlicher Stoffe vermeiden.

Umweltbewusste Verbraucher sollten am ehesten zu Kleidung greifen, die das Zeichen des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft (IVN Best) oder des Global Organic Textile Standard (GOTS) trägt. Bei so gekennzeichneter Kleidung hätten deren Hersteller zugesagt, die gesamte textile Kette vom Anbau der Baumwolle bis zum weitgehend rückstandsfreien Produkt zu kontrollieren. Der Einsatz giftiger Chemikalien wie NPE und Weichmacher ist diesen Labeln verboten.

Anm. der Redaktion: Als Reaktion auf die Detox-Kampagne von Greenpeace kündigte die spanische Modekette Zara am 29.November nach Drucklegung der Printausgabe an, bis zum Jahr 2020 alle gesundheits- und umweltschädlichen Chemikalien aus ihrer Produktion verbannen zu wollen.

Ein Beitrag von:

  • Ralph H. Ahrens

    Chefredakteur des UmweltMagazins der VDI Fachmediengruppe. Der promovierte Chemiker arbeitete u.a. beim Freiburger Regionalradio. Er absolvierte eine Weiterbildung zum „Fachjournalisten für Umweltfragen“ und arbeitete bis 2019 freiberuflich für dieverse Printmedien, u.a. VDI nachrichten. Seine Themenschwerpunkte sind Chemikalien-, Industrie- und Klimapolitik auf deutscher, EU- und internationaler Ebene.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.