Arbeitsalltag 20.11.2023, 14:01 Uhr

Ängste und Phobien im beruflichen Alltag

Die Studie beleuchtet umfassend die Prävalenz von Ängsten und Phobien am Arbeitsplatz, zeigt deren vielfältige Ursachen und verdeutlicht die signifikanten Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Leistung von Mitarbeitenden.

Ängste und Phobien im beruflichen Alltag

Von der Sonntags-Angst zur täglichen Belastung – wie Ängste und Phobien am Arbeitsplatz das Leben beeinflussen.

Foto: PantherMedia / Peopleimages

Viele von uns haben bereits die Sonntags-Angst erlebt – dieses Gefühl, das aufkommt, bevor man nach dem Wochenende wieder zur Arbeit geht. Aber was ist, wenn dieser unangenehme Zustand länger anhält und sich in eine Angst oder Phobie verwandelt, die die Person jeden Tag begleitet? Selbst am Wochenende bleibt oft ein mulmiges Gefühl, da man weiß, dass die neue Arbeitswoche bald wieder beginnt…

Bei Zety wurde Licht auf Ängste und Phobien am Arbeitsplatz geworfen. Dazu wurden mehr als 1000 Personen nach ihren Erfahrungen mit verschiedenen Ängsten im Büro befragt. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der umfassenden Studie „Ängste und Phobien am Arbeitsplatz“ dargestellt.

Welche Ursachen haben Ängste am Arbeitsplatz?

Ängste am Arbeitsplatz können vielfältige Ursachen haben und somit – erhebliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Leistung der Mitarbeitenden. Häufige Sorgen können mit Unsicherheiten bezüglich der Arbeitsplatzsicherheit, dem Mangel an Anerkennung oder der Angst vor beruflichem Versagen zusammenhängen. Eine negative Arbeitsatmosphäre, Mobbing oder unklare Kommunikation können ebenfalls Ängste verstärken. Die Auswirkungen von Arbeitsplatzängsten reichen von Stress und Schlafstörungen bis hin zu langfristigen psychischen Belastungen.
Gut, wenn man selber den Mut findet und kündigt, um sich aus dieser Teufelsmühle zu retten. Schlecht, wenn man die andauernde Situation immer weiter verschleppt und man dadurch krank wird.

Unter genauer Betrachtung wurden verschiedene Aspekte im Rahmen einer Untersuchung zu Ängsten und Phobien am Arbeitsplatz analysiert. In der Studie wurde es genau angeschaut, wie Ängste und Phobien am Arbeitsplatz erlebt werden. Dabei ging es um den eigenen Gemütszustand während solcher Diskussionen, die Auswirkungen auf die Arbeit und die berufliche Laufbahn, die Bereitschaft, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, sowie die soziale Wahrnehmung von Ängsten und Phobien.

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Zentrale Ergebnisse der Studie

Die zentralen Ergebnisse der Studie zeigen, dass 87 % der Befragten unter arbeitsbezogenen Ängsten leiden. Zusätzlich räumten 81 % ein, dass ihre Ängste und Phobien ihre Arbeit in vielfältiger Weise negativ beeinflusst haben. Auffallend ist, dass 25 % bisher keine Unterstützung gesucht haben, um ihre Ängste zu überwinden. Des Weiteren berichteten 74 % von Diskriminierung aufgrund ihrer Angst oder Phobie, während 80 % davon überzeugt sind, dass Ängste und Phobien Anlass zur Scham geben.

Mitarbeiter in Unternehmen mit mehr als 501 Mitarbeitern zeigen die höchste Beständigkeit gegenüber Ängsten, da 32 % von ihnen keinerlei Ängste erleben, im Vergleich zu nur 15 % in Kleinstunternehmen (1-10 Mitarbeiter) und 10 % in großen Unternehmen (201-500 Mitarbeiter).

Jüngere Mitarbeitende haben weniger Angst

Die geringste Häufigkeit von Ängsten und Phobien wurde bei Mitarbeitern im Alter von 25 Jahren oder jünger festgestellt, wobei 18 % angaben, dass ihre Arbeitsleistung nicht von Ängsten beeinträchtigt wird. Im Vergleich dazu gaben nur 12 % der Arbeitnehmer ab 41 Jahren an, keine Ängste zu haben.

Zusätzlich gaben fast 8 von 10 Befragten (76 %) an, Phobien zu erleben, die sich auch auf ihr Berufsleben auswirken. In großen Unternehmen (mehr als 501 Beschäftigte) sind 47 % der Befragten phobiefrei, im Gegensatz zu nur 22 % in kleineren Unternehmen.

Die Altersgruppe mit dem höchsten Prozentsatz an Menschen ohne Phobien ist mit 28 % 41 Jahre alt oder älter. Hingegen geben nur 18 % der 26- bis 40-Jährigen und 22 % der 25-Jährigen oder jünger an, keine Phobien zu haben. Menschen mit mehr Berufserfahrung sind widerstandsfähiger, wobei 32 % derjenigen mit 6 oder mehr Jahren Berufserfahrung keine Phobien haben.

Die Häufigkeit von Phobien in der Bevölkerung liegt tatsächlich niedriger als 76 %. Diese Zahl wird von den Probanden selbst angegeben, und ihre Ängste entsprechen möglicherweise nicht der offiziellen klinischen Definition von Phobien.

Probleme bei Entscheidungen treffen

Um die Herausforderungen besser zu verstehen, haben die Forschenden die Teilnehmer der Umfrage gebeten, ihre spezifischen arbeitsbezogenen Sorgen mitzuteilen. Die am häufigsten genannten Probleme sind:

  • Entscheidungen treffen
  • Verantwortung übernehmen
  • in der Öffentlichkeit sprechen
  • Gefeuert werden
  • einen Fehler machen
  • von Kollegen oder dem Chef nicht gemocht werden
  • nicht in der Lage sein, die Arbeitslast zu bewältigen.

Einige Befragte gaben auch an, Angst vor ihrem Chef oder Vorgesetzten zu haben, vor Herausforderungen bei der Arbeit, Arbeitsdruck, Überstunden, vor einer Auszeit oder sogar vor Erfolg.

So schafft man toxisches Umfeld

Arbeitsbezogene Ängste beeinträchtigen die Leistung direkt, das ist klar. Was oft übersehen wird, sind die verschiedenen Ängste und Phobien, die trotz nur indirektem Bezug zur Arbeit große Auswirkungen haben können. Für manche wird das Arbeitsumfeld zu einem ständigen Kampf, sei es in öffentlichen Räumen, bei Telefonaten, durch Störungen oder Unordnung. Die Befragten nannten auch Höhenangst, unfreundliche Menschen, Lärm, Angst vor COVID und Krankheiten als Herausforderungen, die berufliche Aufgaben und Karriere beeinträchtigen können.

„Diese Ergebnisse machen die harte Realität deutlich, mit der viele Arbeitnehmer am Arbeitsplatz konfrontiert sind. Diskriminierung aufgrund von Ängsten und Phobien kann ein toxisches Umfeld schaffen, in dem sich der Einzelne nicht unterstützt und ausgegrenzt fühlt“, heißt es in der Studie.

Was kann man gegen Arbeitsphobie tun?

Als Arbeitnehmer kann man aktiv dazu beitragen, Arbeitsplatzängsten entgegenzuwirken. Zunächst ist es hilfreich, die eigenen Ängste zu erkennen und offen darüber zu kommunizieren. Ein offenes Gespräch mit Vorgesetzten oder Kollegen kann dazu beitragen, Verständnis und Unterstützung im Team zu fördern. Die Teilnahme an Schulungen oder Workshops, die auf die Stärkung von beruflichen Fähigkeiten abzielen, kann das Selbstvertrauen steigern. Selbstmanagement-Techniken, wie die effiziente Organisation der Arbeit und das Setzen realistischer Ziele, sind ebenfalls wirksame Ansätze. Zudem ist es wichtig, aktiv an der Gestaltung des eigenen Arbeitsplatzes mitzuwirken, indem man mögliche Anpassungen oder Unterstützungsmittel mit dem Arbeitgeber bespricht. Pausen zur Stressreduktion, regelmäßige Entspannungstechniken und die Pflege sozialer Netzwerke können dazu beitragen, die Belastung am Arbeitsplatz zu verringern. Letztendlich sollte die Priorität auf der Selbstfürsorge liegen, einschließlich ausreichendem Schlaf, gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung, um die Gesamtwiderstandsfähigkeit gegenüber stressigen Situationen zu stärken.

Darüber hinaus gibt es einige Strategien, dieser Situation gerecht zu werden.

  1. Selbstreflexion: Identifizieren Sie die genauen Ursachen Ihrer Ängste am Arbeitsplatz. Selbstreflexion kann helfen, spezifische Trigger zu erkennen.
  2. Kommunikation: Sprechen Sie offen mit Vorgesetzten, Kollegen oder HR-Verantwortlichen über Ihre Ängste. Ein unterstützendes Arbeitsumfeld kann einen großen Unterschied machen.
  3. Berufliche Hilfe: Suchen Sie professionelle Unterstützung von Psychologen, Therapeuten oder Beratern. Diese Fachleute können Ihnen helfen, Ihre Ängste zu verstehen und damit umzugehen.
  4. Entspannungstechniken: Erlernen Sie Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung, um Stress abzubauen und Ihre Ängste zu kontrollieren.
  5. Selbstmanagement: Organisieren Sie Ihre Arbeit effizient, setzen Sie klare Ziele und erstellen Sie realistische To-Do-Listen, um das Gefühl der Überforderung zu reduzieren.
  6. Unterstützenden Arbeitsplatz schaffen: Besprechen Sie mögliche Anpassungen oder Hilfsmittel mit Ihrem Arbeitgeber, um Ihren Arbeitsplatz angenehmer zu gestalten.
  7. Training: Erwägen Sie, an Schulungen oder Workshops teilzunehmen, um Ihre Fähigkeiten und Ihr Selbstvertrauen am Arbeitsplatz zu stärken.
  8. Pausen einplanen: Nehmen Sie sich regelmäßige Pausen, um Stress abzubauen und sich zu erholen. Auch kurze Spaziergänge können hilfreich sein.
  9. Netzwerken: Bauen Sie unterstützende Beziehungen zu Kollegen auf. Der Austausch von Erfahrungen kann helfen, das Gefühl der Isolation zu verringern.
  10. Selbstfürsorge: Achten Sie auf Ihre allgemeine Gesundheit. Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung können dazu beitragen, Ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress zu stärken.

Auch eine Kündigung kann in bestimmten Situationen eine Lösung sein, sollte jedoch wohlüberlegt und gut durchdacht sein. Bevor man diesen Schritt in Erwägung zieht, ist es ratsam, alternative Maßnahmen zu prüfen, um mit Arbeitsplatzängsten umzugehen.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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