Multitasking im Büro: Weniger Leistung, mehr Fehler
Obwohl das Multitasking, das simultane Erledigen verschiedener Arbeiten, in vielen Büros zum Alltag gehört, ist der Nutzen zweifelhaft. Eine neue Studie kommt nun zu einem ernüchternden Ergebnis: Multitasking beeinträchtigt nicht nur die Ausführung der einzelnen Aufgaben, sondern beeinträchtigt auch die Fehlererkennung und -verarbeitung.

Multitasking: Nach einer neuen Studie beeinträchtigt das simultane Erledigen verschiedener Arbeiten nicht nur die Ausführung der einzelnen Aufgaben, sondern beeinträchtigt auch die Fehlererkennung und -verarbeitung.
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Multitasking ist ein wesentliches Merkmal der modernen, immer schneller werdenden Arbeitswelt. Vor allem Büroangestellte können davon ein Lied singen, wenn sie zwischen E-Mails, Telefonaten und Kollegengesprächen auf Zuruf hin und her wechseln, oder gleich alles auf einmal erledigen. Die Arbeitsprozesse haben sich derart verdichtet, dass Beschäftigte dazu neigen mehrere Anwendungen zu nutzen und mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Zur Frage, ob das simultane Arbeiten erstrebenswert ist und welche Auswirkungen es auf die Arbeitsabläufe und deren Qualität hat, gibt es bereits zahlreiche Studien. Deren Ergebnisse sind jedoch ernüchternd.
Multitasker sind von der Effektivität ihrer Leistung überzeugt
Je höher die kognitive Beanspruchung der gleichzeitig auszuführenden Tätigkeiten, umso mehr Zeit- und Ressourcenverluste, Qualitätseinbußen und physiologische wie psychische Fehlbeanspruchungen wurden beobachtet. Die Art der Informationsverarbeitung und die Aufmerksamkeitskontrolle ändern sich offenbar beim Multitasking. Multitasker sind zwar von der Effektivität ihrer Leistungen überzeugt, tatsächlich aber haben sie größere Schwierigkeiten zwischen den Aufgaben hin und her zu wechseln und Informationen, die für die Aufgabe nicht relevant sind, auszublenden. Das menschliche Gehirn scheint nicht in der Lage zu sein, auf mehrere Dinge mit gleicher Aufmerksamkeit reagieren zu können.
Multitasking am modernen Bildschirmarbeitsplatz
In ihrer Diplomarbeit an der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat Xenia Weißbecker-Klaus sich nun insbesondere der Frage gewidmet, wie Multitasking sich am modernen Bildschirmarbeitsplatz auswirkt und welche Auswirkungen es auf die Fehlerverarbeitung hat. Um dabei eventuelle altersabhängige Effekte zu erkennen, untersuchte die Diplomandin eine Gruppe von 20- bis 35-Jährigen und eine Gruppe von 50- bis 60-jährigen Personen. Die Probanden bearbeiteten zeitgleich eine visuell-manuelle Computeraufgabe und eine auditiv-sprachliche Entscheidungsaufgabe. Mit einem speziellen Verfahren wurden Parameter hirnelektrischer Aktivität ausgewertet. Unter anderem wurden Verhaltensdaten wie Reaktionszeiten, Fehlerraten und fehlerbedingter Reaktionsverzögerung beurteilt.
Fehlererkennung und Fehlerbehebung wird beeinträchtigt
Dabei fand Weißbecker-Klaus, dass unter Multitasking nicht nur die Arbeitsprozesse leiden, sondern auch die bewusste Fehlererkennung beeinträchtigt wird, ebenso wie die Verhaltenskontrolle nach fehlerhaften Arbeitsschritten. Offenbar, das bestätigen auch frühere Untersuchungen, neigen Menschen bei zeitlich kurz nacheinander eingehenden Informationen spontan dazu, beide Aufgaben möglichst parallel zu verarbeiten. Die Empfehlungen der Wissenschaftlerin sind eindeutig: „Wie die aktuelle Untersuchung zeigt, kann jedoch diese vor dem Hintergrund häufiger Arbeitsunterbrechungen und Informationsüberflutung subjektiv effizienter erlebte Tendenz mit weitreichenden Konsequenzen verbunden sein. Vor allem dann, wenn beide Aufgaben kontrollierte Verarbeitung erfordern, muss beim Multitasking von einem potenziellen Risiko ausgegangen werden, dass ein Teil der Fehler nicht erkannt und nicht behoben wird. Unter bestehendem Zeitdruck wird es folglich nicht adäquat gelingen, das Fehlverhalten an aktuell vorherrschende Bedingungen anzupassen und aus Fehlern zu lernen. So ist bei kontrolliert ablaufenden, bewusste Verarbeitung und Aufmerksamkeit fordernden Tätigkeiten mit weitreichenden Fehlerkonsequenzen unbedingt vom sogenannten Multitasking abzuraten.“
Bei den älteren Probanden fand Weißbecker-Klaus im Vergleich mit der jüngeren Gruppe nur minimale Unterschiede. Altersdifferenzen seien vor allem auf der Verhaltensebene festzustellen. Die älteren Probanden zeigten längere Reaktionszeiten bei einer geringeren Fehlerrate und waren nach gemachten Fehlern weniger anpassungsfähig.
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