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Expressbrückenbausystem 15.03.2023, 08:14 Uhr

50 statt 228 Tage vom Abbruch bis zum Brückenneubau

Das Kamener Kreuz ist eines der am stärksten befahrenen Autobahnkreuze Deutschlands. Zwei Brücken, die den heutigen Verkehrsmengen nicht mehr gewachsen waren, wurden nahe dem Autobahnkreuz im Expressverfahren neu gebaut.

Das fertige Bauwerk über die Hammer Straße aus Richtung Kamen gesehen (in Blickrichtung Kamener Kreuz). Foto: Echterhoff

Das fertige Bauwerk über die Hammer Straße aus Richtung Kamen gesehen (in Blickrichtung Kamener Kreuz).

Foto: Echterhoff

2022 mussten zwischen dem Kamener Kreuz der Bundesautobahn (BAB) A1/A2 und der Anschlussstelle Kamen/Bergkamen zwei Brücken in Kamen neu gebaut werden – die Brücke Hammer Straße über die A2 und die A2-Brücke über die Münsterstraße. Die Gebr. Echterhoff GmbH & Co. KG, Westerkappeln, konnte mithilfe ihres Expressbrückenbausystems die zwei Baumaßnahmen nach eigenen Angaben in Rekordzeit umsetzen.

Express-Bauweise verkürzt die Bauzeit

Der Verkehr sollte auf der A2 während der Bauarbeiten möglichst ungehindert weiterfließen. Deshalb wurde hier auf ein noch relativ neues und doch schon bewährt schnelles Verfahren gesetzt: Die Echterhoff Expressbrücken wurden innerhalb weniger Wochen direkt neben der A2 aus angelieferten Fertigteilen zusammengesetzt.

Die Montage der Stabbogenbrücke beginnt.

Foto: Echterhoff

Ende Oktober 2022 wurde dann der neue Brückenüberbau für die Hammer Straße über die BAB A2 montiert. Für die Verkehrsteilnehmer bedeutete die schnelle Bauweise eine sehr deutliche Reduzierung von Verkehrsbeschränkungen: Anstelle der vorgesehenen 228 Tage wurde der Autobahnverkehr für den Abbruch der Bestandsbrücke, den Neubau der Widerlager in Expressbrücken-Bauweise und die Montage des Brückenüberbaus nicht einmal 50 Tage beeinflusst.

Im Vordergrund sind die Widerlager für den Überbau zu sehen.

Foto: Echterhoff

Beeindruckendes Spektakel: Der Brückeneinhub an der Hammer Straße

Die Stützweite der neuen Stabbogenbrücke beträgt 63 Meter. Der 1.725 Tonnen schwere Brückenüberbau wurde in nur drei Stunden aus der Seitenlage über die A2 eingefahren und unter den Blicken zahlreicher interessierter Zuschauerinnen und Zuschauer in Endlage abgesetzt.

Der Überbau auf dem Weg in Richtung Widerlager im Bereich der Hammer Straße.

Foto: Echterhoff

Die finalen Arbeiten zur Wiedereröffnung der Hammer Straße erfolgten direkt im Anschluss, sodass die Verkehrsfreigabe noch vor Weihnachten vollzogen wurde und die Inbetriebnahme der Hammer Straße sogar fünf Tage vor dem ursprünglich geplanten Bauende erfolgte.

Einfahren des 63 Meter langen Überbaus.

Foto: Echterhoff

Erstmals im Einsatz: Hochfester Beton

Ähnlich schnell wurde auch 1,2 Kilometer weiter westlich die Brücke im Bereich Münsterstraße erneuert. Im Gegensatz zur Hammer Straße führt diese Straße in Kamen unter der Autobahn hindurch. Der Ersatzneubau der zwei Brückenteilbauwerke wurde als Pilotprojekt in Expressbauweise erfolgreich umgesetzt.

Pilotprojekt Münsterstraße: Das Aufstellen der Fertigteile aufstellen und die Betonage.

Foto: Echterhoff

Der Pilotcharakter bestand in der Verwendung von Spannbetonfertigteilbindern in einer für den Brückenbau erstmalig zur Anwendung kommenden Betongüte C80/95. Dieser sogenannte hochfeste Beton macht die Brücke länger haltbar. Sie ist robuster und weniger anfällig für Umwelteinflüsse oder mechanische Abnutzung. Die Herstellung der Brückenträger erfolgte im Fertigteilwerk in einem Spannbett mit direktem Verbund.

Das Auflegen der Brückenlängsträger im zweiten Bauabschnitt.

Foto: Echterhoff

In Fahrtrichtung Dortmund wurde der Brückenüberbau vorab in seitlicher Nebenlage einschließlich Abdichtung und Hybridkappen komplett vorgefertigt. Deshalb wurde der gesamte Verkehr auf der A2 zunächst auf das eine Teilbauwerk gelegt. Nur 9 Wochen nach Beginn der verkehrsbeeinträchtigenden Arbeiten wurde der Verkehr vom südlichen Bestandsbauwerk in einer Verkehrsführung von 5+0 auf das neue Brückenbauwerk des ersten Bauabschnittes verlegt.

Das Einfahren des Brückenüberbaus.

Foto: Echterhoff

Anstelle der sonst üblichen 24 Monate Bauzeit ließ sich mit dem Expressbrückenbausystem die Baumaßnahme in nur 6 Monaten ausführen, was die Eingriffe in den Verkehr deutlich reduziert.

Theo Reddemann, Technischer Geschäftsführer von Echterhoff und das Team.

Foto: Echterhoff

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Von Echterhoff / Karlhorst Klotz