Zum E-Paper
Integrierte Projektabwicklung (IPA) 17.07.2023, 10:28 Uhr

Komplexe Bauvorhaben erfordern einen Kulturwandel

Die 5. IPA-Konferenz Berlin stellte die Integrierte Projektabwicklung als zukunftsorientiertes Projektabwicklungsmodell für die Bauwirtschaft in den Fokus und informierte unter anderem über die Praxiserfahrungen aus den ersten IPA-Großprojekten in Deutschland.

In vier Breakout-Session wurden bei der 5. IPA Konferenz in Berlin zahlreiche Aspekte zum Thema Integrierte Projektabwicklung mit Mehrparteienverträgen vertieft. Foto: GLCI

In vier Breakout-Session wurden bei der 5. IPA Konferenz in Berlin zahlreiche Aspekte zum Thema Integrierte Projektabwicklung mit Mehrparteienverträgen vertieft.

Foto: GLCI

Am 5. Juli 2023 trafen sich Vertreter der Bau- und Immobilienwirtschaft auf Einladung des Kompetenzzentrums für Integrierte Projektabwicklung (IPA Zentrum) zur 5. IPA-Konferenz in Berlin. Sie stand unter dem Motto „Integrierte Projektabwicklung – Systemwechsel und Kulturwandel für die Realisierung komplexer Bauvorhaben. Informativ, abwechslungsreich und zukunftsweisend!“

Integrierte Projektabwicklung rückt das Gesamtprojekt in den Mittelpunkt

IPA ist ein Projektabwicklungsmodell (Integrierte Projektabwicklung) mit dem das Ziel verfolgt wird, komplexe Bauprojekte durch bessere Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten effizienter zu gestalten. Die gemeinsamen Ziele zum Wohl des Gesamtprojekts stehen im Mittelpunkt.

Professor Shervin Haghsheno, Vorstandsvorsitzender des German Lean Construction Institutes (GLCI) und einer der Herausgeber der Fachzeitschrift Bauingenieur, moderierte die Veranstaltung.

„IPA ist gekommen, um zu bleiben“

In einem Kurzvortrag präsentierte er eine Übersicht über die aktuellen IPA-Projekte in Deutschland und zeigte auf, wie sich IPA im deutschsprachigen Raum entwickelt, welche Projekte sich in welchen Phasen befinden und wie hoch die Projektvolumina sind. „IPA ist gekommen, um zu bleiben“, konstatierte er. „Alle Beteiligten sind nun gefordert, die laufenden Projekte sorgfältig und zielgerichtet zu unterstützen.“

Professor Shervin Haghsheno, Vorstandsvorsitzender des German Lean Construction Institutes GLCI e.V.

Foto: GLCI

Weniger Konflikte unter den beteiligten Partnern

Mit Dr. Katja Hüske war ein weiteres Vorstandsmitglied des GLCI unter den hochkarätigen Referenten. Als Leiterin Grundsätze Infrastrukturplanung und -projekte (I.NIG) der DB Netz AG berichtete Hüske über den aktuellen Stand, Erfahrungen und Perspektiven der Deutschen Bahn im Hinblick auf IPA-Projekte.

Wenn es komplex und herausfordernd wird, sei es für die Deutsche Bahn sinnvoll, gemeinsam im Team nach vorne zu gehen, sagte sie. „Unsere Ziele sind: innovative Lösungen finden, dort einen ‚Best for Project‘-Ansatz ermöglichen und in der Summe weniger Konflikte unter den beteiligten Partnern“.

Referenten und Moderatoren der 5. IPA Konferenz mit über 400 Teilnehmern in Berlin.

Foto: GLCI

Wertschöpfung und kontinuierliche Verbesserung von Prozessen im Fokus

Markus Lentzler, Sprecher des Leitungsteams des IPA Zentrum, freute sich über die positive Resonanz, die wachsende Bedeutung der Konferenz sowie die starken Signale an die über 400 Teilnehmer aus der gesamten Wertschöpfungskette des Planens und Bauens. Für ihn erfordert die erfolgreiche Umsetzung komplexer Bauprojekte auf Basis der IPA-Prinzipien einen Kulturwandel.

Markus Lentzler, Sprecher des IPA Zentrums, bei der Begrüßung der mehr als 400 Teilnehmer und seinem Bericht zu den aktuellen Aktivitäten des IPA Zentrums.

Foto: GLCI

Erheblich höhere Zufriedenheit der Beteiligten in IPA-Projekten

Cordula Getz aus dem Referat BII6 des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) erläuterte in ihrem Vortrag die Entwicklungen zum IPA-Modell aus Perspektive des BMWSB: „Wir beobachten, dass die Zufriedenheit der Beteiligten in IPA-Projekten erheblich höher ist. Das macht uns Mut für die Zukunft.“ Sie schloss ihren Vortrag mit der Aussage: „Gute Kooperation ist gewünscht, gewollt und möglich.“

Professor Haghsheno ergänzte aus Sicht des GLCI: „Die Ideale und Prinzipien des Lean Managements im Bauwesen sind grundlegende Bausteine für alle Projektabwicklungsmodelle, die nach mehr Kollaboration, Kundennutzen, Effizienz und Ressourcenschonung streben. Der bedarfsgerechte Nutzen des Kunden und die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen stehen im Fokus der Lean-Management-Philosophie und sind somit auch wichtige Bausteine der Integrierten Projektabwicklung mit Mehrparteienverträgen.“

Besonders die Berichte über aktuelle IPA-Projekte und die Erfahrungen der Beteiligten sorgten für eine intensive Diskussion mit den Konferenzteilnehmern.

Foto: GLCI

Die acht IPA-Charakteristika umsetzen

„Wer IPA konsequent entlang der vom IPA Zentrum definierten acht Charakteristika umsetzt, landet zwangsläufig tief im Methoden- und Werkzeugkasten des Lean Construction“, ergänzte Thomas Bär, der Geschäftsführer des GLCI.

„Andersherum werden Organisationen, die sich auf eine Lean Journey begeben, eher früher als später auf das Thema Projektabwicklungsmodelle stoßen. IPA packt die Probleme in der Planung und Ausführung großer komplexer Projekte an der Wurzel und setzt starke Signale für die Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft.“

Empfehlung der Redaktion – das könnte Sie auch interessieren:

  1. Nichts mehr verpassen: Hier geht‘s zur Anmeldung für den Bauingenieur-Newsletter…
  2. Wichtige Abkürzungen aus der Baubranche
  3. Weitere Beiträge aus der Rubrik „Bauprozesse“
  4. Lean Construction: Wichtige Termine für die neue Kultur des Bauens
  5. Aktuelle und historische Übersicht: Die Herausgeber der Fachzeitschrift Bauingenieur
  6. Bauingenieur-Herausgeber: Prof. Shervin Haghsheno
Von GLCI / Karlhorst Klotz