Hohe Mauer umstritten 01.04.2015, 06:43 Uhr

Tsunami 2011 in Japan hat große Mengen klimaschädlicher Gase freigesetzt

Das Erdbeben und der darauf folgende Tsunami vor vier Jahren in Japan hat nicht nur die Atomkatastrophe von Fukushima ausgelöst und viele Menschen getötet und entwurzelt. Die Zerstörungen an den Gebäuden und der technischen Infrastruktur haben auch große Mengen klimaschädlicher Gasen in die Atmosphäre freigesetzt.

Sendai, rund 1000 Kilometer nördlich von Tokio, fotografiert aus einem Helikopter der US Navy am 12. März 2011: Durch den Tsunami am 11. März 2011 wurde die Hafenstadt stark zerstört, obwohl sie von einer sechs Meter hohen Mauer geschützt wurde. Im Hintergrund brennt eine Industrieanlage. Japanische Forscher haben jetzt herausgefunden, dass durch die Zerstörungen auch erhebliche Mengen klimaschädlicher Gase freigegesetzt wurden.

Sendai, rund 1000 Kilometer nördlich von Tokio, fotografiert aus einem Helikopter der US Navy am 12. März 2011: Durch den Tsunami am 11. März 2011 wurde die Hafenstadt stark zerstört, obwohl sie von einer sechs Meter hohen Mauer geschützt wurde. Im Hintergrund brennt eine Industrieanlage. Japanische Forscher haben jetzt herausgefunden, dass durch die Zerstörungen auch erhebliche Mengen klimaschädlicher Gase freigegesetzt wurden.

Foto: US Navy

Das Erdbeben und der anschließende Tsunami am 11. März 2011 sind bis heute eine der schlimmsten Katastrophen, die Japan jemals traf. Die Schreckensbilanz: Knapp 19.000 Menschen starben, 470.000 Menschen mussten ihre Häuser und Dörfer verlassen. 375.000 Gebäude wurden zerstört. Und da ist dann noch der gleich mehrfache Super-Gau im Atomkraftwerk Fukushima Daiishi, der bis heute nicht unter Kontrolle ist. Gleichzeitig will Japan die ersten Reaktoren wieder ans Netz bringen.

Große Mengen von Halogenverbindungen freigesetzt

Nun haben Forscher um Takuya Saito vom National Institute for Environmental Studies herausgefunden, dass gerade die massenhafte Zerstörung von Gebäuden für die Freisetzung großer Mengen von ozonzerstörenden und klimaschädlichen Halogenverbindungen gesorgt hat.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Fachexperte für die Straßenverwaltung (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Firmengruppe Max Bögl-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Elektrotechnik für Magnetbahnen Firmengruppe Max Bögl
Sengenthal bei Neumarkt in der Oberpfalz Zum Job 
Städtisches Klinikum Dresden-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Bau Städtisches Klinikum Dresden
Dresden Zum Job 
Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden-Firmenlogo
Professur (W2) Verfahren der Wasser-, Boden- und Luftreinhaltung Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden
Stadt Kehl-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) Geschäftsbereichsleitung Abwasser Stadt Kehl
Technische Universität Berlin-Firmenlogo
Bibliotheksreferendar*in (d/m/w) - Beamtin*Beamter auf Widerruf - Anwärterbezüge Eingangsamt BesGr. A13 Technische Universität Berlin
ANDRITZ Küsters GmbH-Firmenlogo
Inbetriebnahme-Ingenieur (m/w/d) ANDRITZ Küsters GmbH
Krefeld Zum Job 
P+R Betriebsgesellschaft mbH-Firmenlogo
Bauingenieur / Architekt P+R-Parkhäuser (w/m/d) P+R Betriebsgesellschaft mbH
Hamburg Zum Job 
WEMAG Netz GmbH-Firmenlogo
Prozessorganisator Grundzuständiger Messstellenbetrieb (m/w/d) WEMAG Netz GmbH
Schwerin Zum Job 
Menlo Systems GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker (m/w/d) für die Produktion von Frequenzkämmen Menlo Systems GmbH
Planegg Zum Job 
Aerologic GmbH-Firmenlogo
Engineer Aircraft Reliability & Maintenance Program (m/f/x) Aerologic GmbH
Leipzig/Halle Airport Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Consultant Digital Transformation (m/w/d) Schwerpunkte IT, Industrie und Engineering THOST Projektmanagement GmbH
Freiburg im Breisgau, Mannheim, München, Stuttgart Zum Job 
Kromberg & Schubert Automotive GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Ingenieur für Funktionale Sicherheit (m/w/d) Kromberg & Schubert Automotive GmbH & Co. KG
Abensberg bei Regensburg Zum Job 
Hamamatsu Photonics Deutschland GmbH-Firmenlogo
Vertriebsingenieur (m/w/d) Bereich Spektrometer und Mikroskopie Hamamatsu Photonics Deutschland GmbH
Herrsching am Ammersee Zum Job 
Brüninghoff GmbH & Co.KG-Firmenlogo
Ingenieurin (m/w/divers) als Führungskraft für Arbeitssicherheit / Gesundheitsschutz Brüninghoff GmbH & Co.KG
Quantum-Systems GmbH-Firmenlogo
Junior Recruiter (m/f/d) Quantum-Systems GmbH
Gilching Zum Job 
Rhein-Sieg Netz GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Strategische Netzplanung Rhein-Sieg Netz GmbH
Siegburg Zum Job 
Quantum-Systems GmbH-Firmenlogo
Manager (m/w/d) Export/Zoll & Auftragsabwicklung Quantum-Systems GmbH
Gilching Zum Job 
Quantum-Systems GmbH-Firmenlogo
.Net Software Developer (Munich or Kyiv) (f/m/d) Quantum-Systems GmbH
Gilching, Kiew (Ukraine) Zum Job 
EMKA Beschlagteile GmbH & Co KG-Firmenlogo
Produktmanager für elektronmechanische Produkte (m/w/d) EMKA Beschlagteile GmbH & Co KG
Wuppertal Zum Job 

„Die Emissionen von Halogenkohlenstoffen stiegen nach dem Erdbeben dramatisch an und die Jahreswerte von 2011 waren höher als in allen anderen Jahren“, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Geophysical Research Letters“.

Seit 1996 verbotene Verbindungen gefunden

Takuya Saito ist bei seiner Studie auf ziemlich alte Bekannte getroffen. So fand er den Chlorkohlenstoff CFC-11. Das ist eine seit 1996 verbotene ozonschädigende Verbindung, die vor allem aus alten Schaumstoffen und Isoliermaterialien freigesetzt wurde. Die durch das Erdbeben zerstörten Kühlschränke und Klimaanlagen setzten auch das in ihnen fließende ozonzerstörende Hydrochlorofluorkarbon HCFC-22 frei. Die Emission des CFC-11 stieg nach der Katastrophe um 73 Prozent an, die des HCFC-22 um 38 Prozent.

Es geht dabei nicht um Kleinigkeiten: In den Monaten nach dem Erdbeben und Tsunami wurden laut Saito 6.600 Tonnen Chlor-, Fluor und Bromverbindungen aus zerstörten Bauwerken, technischen Geräten und Industrieanlagen freigesetzt. Diese Tonnage an ozonzerstörenden und klimaschädlichen Halogenverbindungen haben die Forscher anhand von Messwerten und Modellen ermittelt.

Das zerstörte Takihana am 13. März 2011, zwei Tage nach dem Tsunami: Jetzt will Japan ein Viertel der japanischen Küste durch eine hohe Mauer schützen.

Das zerstörte Takihana am 13. März 2011, zwei Tage nach dem Tsunami: Jetzt will Japan ein Viertel der japanischen Küste durch eine hohe Mauer schützen.

Quelle: Dylan McCord/US Navy

Es ist ein völlig neuer Forschungsansatz, Erdbeben mit ihrer großen Zerstörungskraft für Gebäude und technische Infrastruktur in Zusammenhang mit der Emission von Treibhausgasen zu bringen. „Wir haben einen neuen Mechanismus der Halogenkohlenwasserstoff-Emissionen aus Erdbeben gefunden“, sagt Takuya Saito, Leitautor der Studie.

Japans Anteil am Klimawandel stieg um 36 Prozent

Die Gesamtemissionen der sechs am meisten freigesetzten Halogenverbindungen entsprechen in ihrer Treibhauswirkung der Freisetzung von 19,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre. Das entspricht der Menge von rund einem Zehntel der japanischen Fahrzeugemissionen im Jahr 2011.

Takuya Saito und seine Kollegen belassen es aber nicht bei der Ermittlung solcher Zahlen, sondern stellen diese in einen globalen Kontext. Danach erhöhen die nach der Katastrophe freigesetzten Halogenverbindungen den japanischen Anteil am Ozonverlust in der Stratosphäre um 38 Prozent und den Anteil am Klimawandel um 36 Prozent. Insgesamt jedoch, auch das betonen die Autoren, ist dieser Anteil mit vier Prozent doch eher gering.

Hoher Schutzwall aus Beton soll Küste schützen

Gegen die direkten und indirekten Verheerungen von Erdbeben und Tsunami plant Japan nun einen gigantischen Schutzwall. Entlang der Küste vor den besonders gefährdeten Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima soll eine 400 Kilometer lange und 10 bis 14 Meter hohe Betonmauer entstehen. Damit würde etwa ein Viertel der 1.700 Kilometer langen Küste geschützt. Das wird rund sechs Milliarden Euro kosten.

Dieses Projekt ist äußerst umstritten. So fürchten Biologen, dass die hohe Mauer das Meer vom Land trennen wird und eine für Tiere und Pflanzen unüberwindliche Barriere darstellt.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.