Zweifel an Dunkler Materie 05.07.2013, 16:23 Uhr

Milchstraße und Andromeda sind auf Kollisionskurs

Die Milchstraße und Andromeda sind die beiden größten Galaxien in der sogenannten lokalen Gruppe und nur rund 2,5 Millionen Lichtjahre voneinander entfernt. Sie sind beide umgeben von etwa 60 Zwerggalaxien. Europäische Forscher erklären diese eigenartige Anordnung mit einer Kollision der beiden großen Galaxien vor 10 Milliarden Jahren. Und: In vier Milliarden Jahren kracht es wieder.

Das bisher höchstaufgelöste ultraviolette Bild der Andromeda-Galaxie, aufgenommen von einem UV-Teleskop an Bord des Satelliten Swift.

Das bisher höchstaufgelöste ultraviolette Bild der Andromeda-Galaxie, aufgenommen von einem UV-Teleskop an Bord des Satelliten Swift.

Foto: NASA/Swift/Stefan Immler (GSFC) & Erin Grand (UMCP)

Der große Crash wird kommen: Unsere Milchstraße und ihr größerer Nachbar, die Andromeda-Galaxie, steuern unaufhaltsam mit rund 114 Kilometern pro Sekunde aufeinander zu. Tempo und Richtung dieser kosmischen Schnellzüge haben Wissenschaftlerteams mit verschiedenen Methoden bestimmt, etwa durch die Analyse von Spektrallinien oder von Quasaren. Ihr beängstigendes Resultat. „Schon“ in rund vier Milliarden Jahren werden die beiden Galaxien kollidieren. Es kommt noch schlimmer: Vor etwa 10 Milliarden Jahren sind die beiden Galaxien schon einmal zusammengestoßen.

Dieser Zusammenstoß vor 10 Milliarden Jahren und der Crash in ferner Zukunft ist für ein Astronomen-Team um Hongsheng Zhao von der britischen University of St. Andrews nun der Anlass, die gängige Theorie von der Existenz einer sogenannten Dunklen Materie im Universum anzuzweifeln. „Nur wenn kein Einfluss Dunkler Materie vorhanden ist, lässt sich darstellen, wie sich die Milchstraße und die Andromeda-Galaxie nahe kommen konnten, ohne dabei zu verschmelzen“, sagt Dr. Zhao. „Dunkle Materie wirkt wie Honig: In einer nahen Begegnung würde die Milchstraße und Andromeda förmlich zusammenkleben“, ergänzt Prof. Pavel Kroupa vom Argelander Institut für Astronomie der Universität Bonn. Stattdessen wanderten beide Galaxien nur sehr nahe aneinander vorbei und tauschten dabei Materie aus.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
MB Global Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG
Darmstadt Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH
Eisenach Zum Job 
IT-Consult Halle GmbH-Firmenlogo
Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Dorsch Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe
Wiesbaden Zum Job 
Clariant SE-Firmenlogo
Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE
Oberhausen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Big Dutchman International GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH
BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG
Großenhain Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
Hamburger Wasser-Firmenlogo
Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser
Hamburg Zum Job 
Möller Medical GmbH-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrifizierte Fahrzeugantriebssysteme" THU Technische Hochschule Ulm
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur - Fernwärme/Energietechnik (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 

Zwerggalaxien zeugen als „rauchende Pistolen“ vom Beinahe-Crash

Durch die Kollision beider Galaxien wurden Sterne und galaktische Gase zu langen Armen zwischen den beiden Galaxien ausgezogen. Diese langen Arme klumpten zusammen, es bildeten sich neue kleine Sternenansammlungen – die etwa 60 Zwerggalaxien, die heute unsere Milchstraße genauso umgeben, wie auch die Andromeda-Galaxie. In der Existenz dieser Zwerggalaxien in unmittelbarer Nachbarschaft von Milchstraße und Andromeda-Galaxie sehen die Forscher die „rauchenden Pistolen“, die vom Beinahe-Crash der beiden Sternensysteme zeugen. „Deren Anordnung in zwei riesige Scheiben, welche jeweils die Milchstraße und die Andromeda-Galaxie noch heute umgeben, lassen praktisch keine andere Erklärung zu“, erklärt Prof. Kroupa.

Forscher setzen auf die MOND-Hypothese

Die Forscher favorisieren nun die sogenannte modifizierte newtonsche Dynamik, abgekürzt MOND. Diese physikalische Hypothese hat der israelische Physiker Mordehai Milgrom 1983 aufgestellt. MOND soll das Rotationsverhalten von Galaxien durch Modifikationen der Bewegungsgleichungen der Materie im Gravitationsfeld erklären und kommt ohne die Dunkle Materie aus. Gemäß der MOND-Hypothese nimmt die Änderung nur bei sehr kleinen Beschleunigungen wie sie im astronomischen Maßstab auftreten, einen relevanten Einfluss auf die Bewegungen.

Der Vorteil der MOND-Hypothese liegt auf der Hand: Sie erklärt das Rotationsverhalten der Galaxien einfach durch eine Modifikation der gut bekannten Newtonschen Bewegungsgleichungen. Die andere Erklärung des Rotationsverhaltens basiert auf der allgemeinen Relativitätstheorie Albert Einsteins, braucht aber die sogenannte Dunkle Materie, um zu plausiblen Ergebnissen zu kommen. Die Dunkle Materie ist ein Postulat. Weder hat sie bisher jemand gesehen, noch hat sie bisher jemand messen können. Indirekt ist die Dunkle Materie durch ihre Gravitationswechselwirkung dennoch beobachtbar, zum Beispiel durch sogenannte Gravitationslinsen in der Astronomie. Nach derzeitigen Erkenntnissen macht dunkle Materie etwa 80 Prozent der Materie im Universum aus. Wenn es sie denn gibt.

Galileo Galilei erkannte, dass die Milchstraße ein Sternensystem ist

Den Namen Milchstraßensystem trägt unser Sternensystem nach der Milchstraße, die als freiäugige Innenansicht des Systems von der Erde aus wie ein quer über das Firmament gesetzter milchiger Pinselstrich erscheint. Heute ist dieser milchige Pinselstrich allerdings nur noch von ganz abgelegenen Orten auf der Erde überhaupt zu sehen. Die Lichtverschmutzung lässt eine direkte Beobachtung unserer Heimatgalaxie nicht mehr zu. Es ist des nachts zu hell. Dass dieses weißliche Band sich in Wirklichkeit aus ca. 100 bis 300 Milliarden von Sternen zusammensetzt, erkannte Galileo Gallilei im Jahre 1609, der die Erscheinung als Erster durch ein Fernrohr betrachtete.

Eine antike griechische Sage versucht, den Begriff der Milchstraße mythologisch zu erklären: Danach habe Zeus seinen Sohn Herakles, den ihm die sterbliche Frau Alkmene geschenkt hatte, an der Brust seiner göttlichen Frau Hera trinken lassen, als diese schlief. Herakles sollte auf diese Weise göttliche Kräfte erhalten. Aber er saugte so ungestüm, dass Hera erwachte und den ihr fremden Säugling zurückstieß. Und dabei wurde ein Strahl ihrer Milch über den ganzen Himmel verspritzt.

„Geschichte des Universums von Grund auf neu berechnen“

Die Forscher haben sich jetzt zum Ziel gesetzt, die ganz große Frage zu stellen und die Geschichte des Universums neu aufzurollen. Dafür entwickelt Fabian Lüghausen, ein Doktorand in Prof. Kroupas Arbeitsgruppe, ein neues aufwändiges Computerprogramm. Dieses Programm lässt die Vergangenheit und die Zukunft des Annäherungskurses von Milchstraße und Andromeda-Galaxie noch genauer berechnen und kommt völlig ohne Dunkle Materie aus.

Dieser Computercode werde weltweit eine einzigartige Möglichkeit geben, galaktische Astrophysik gänzlich neu und vor allem realistischer als es bisher möglich war zu erforschen, glauben die Forscher. „Sollten die Ergebnisse aus dem geplanten Computermodell unsere These stützen, dass zur Erklärung der Galaxien-Entstehung keine Dunkle Materie erforderlich ist, müsste die Geschichte des Universums von Grund auf neu berechnet werden“, erklärt der Bonner Professor Kroupa.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.