Energie 27.09.2002, 18:21 Uhr

Blindstrom treibt die Kosten hoch

Wer eine Fabrik betreibt, sollte bei den elektrischen Anlagen auch den Blindstrom im Blick haben. Eine Kompensation schont Geldbeutel und Umwelt.

Umweltschutz kann sich in barer Münze auszahlen. Durch Investitionen in die Blindleistungskompensation elektrischer Anlagen lässt sich die Stromrechnung einer Fabrik deutlich senken“, sagt Peter Knoll, Geschäftsführer von ABB Kondensatoren im sauerländischen Brilon. Blindleistungskompensatoren könnten sich im günstigen Falle bereits innerhalb eines Jahres amortisieren. Wenn sich beispielsweise die Rechnung eines Fabrik- oder Gewerbebetriebes für den vom Energieversorger bezogenen Blindstrom auf 10 000 $ im Jahr belaufe und eine typische Kompensationsanlage 8000 $ koste, fließe das ausgegebene Geld schnell zurück.
Auch bei Neubau oder Erweiterung einer Fabrik mit Motoren, Umrichtern, Leuchtstofflampen und anderen Blindstromverbrauchern können sich Gedanken über Kompensationsanlagen finanziell lohnen. Hier stehen die Planer vor der Alternative, solche Anlagen zu beschaffen und direkt in der Fabrik zu installieren oder darauf zu verzichten und teuren Blindstrom vom Energieversorger zu beziehen und dafür zu zahlen.
„Die Kompensation so nah wie möglich am Verbraucher ist die wirtschaftlichere Lösung“, sagt Knoll und bezieht sich auf eine Untersuchung des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Dessen Fachverband Starkstromkondensatoren zeigt anhand einer Musterrechnung auf, dass insgesamt weniger Strom durch das hauseigene Netz sowie die Netze der Stromversorger fließt und sich damit die Verluste und auch die Kosten für die bezogene Wirkenergie senken. Die ZVEI-Analyse befasst sich auch mit den Investitionskosten am Beispiel einer Firma, die ihre elektrischen Verbraucher von 500 kW auf 700 kW Leistung erweitern will. Wird beispielsweise auf eine Kompensationsanlage verzichtet, so muss das Stromnetz mit Transformator, Schaltanlagen, Kabeln und Verteileranlagen für einen höheren Stromfluss ausgelegt werden. Diese Investitionen für den Netzausbau würden sich auf 40 000 $ belaufen, während Anschaffung und Installation der Blindleistungskompensationsanlage nur mit 10 000 $ zu Buche schlage.
„Auch für die Umwelt ist die Technik nützlich. Blindleistungskompensation leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Klaus Greefe, der sich beim ZVEI intensiv mit diesen Fragen befasst. Denn Kompensation vor Ort bedeute weniger Stromfluss im Netz und damit geringere Verluste, Kraftwerke verbrauchen weniger Primärenergie, stoßen geringere Mengen Kohlendioxid aus. „Abhängig vom Energiemix lässt sich elektrische Energie in CO2-Emissionen umrechnen“, so Greefe. Für Deutschland mit seinen vielen fossilen Kraftwerken ergibt sich ein Wert von 0,57 kg Kohlendioxid je 1 kWh erzeugtem Strom, im EU-Durchschnitt beträgt er 0,4.
Nach den Berechnungen des ZVEI-Fachverbandes Starkstromkondensatoren senken die in Deutschland installierten Kompensationsanlagen bereits jetzt jedes Jahr die Verluste in elektrischen Netzen um 9 Mrd. kWh, womit 5 Mio. t CO2 vermieden werden. Die konsequente Blindleistungskompensation könne zusätzliche 4,3 Mrd. kWh Strom jährlich einsparen, was der Erzeugung von drei Kohlekraftwerken mittlerer Größe (300 MW) entspricht. Damit blieben der Umwelt Jahr für Jahr zusätzlich 2,4 Mio. t des Treibhausgases CO2 erspart.
„Eine höhere Sensibilität für den Umweltschutz“ stellt Peter Knoll fest. Dies würde das Geschäft mit Starkstromkondensatoren und Anlagen für die Blindleistungskompensation beleben und den Klimaschutz unterstützen. Die Branche ist überwiegend mittelständisch geprägt, teils gehören ihr Tochtergesellschaften größerer Konzerne an. Laut Knoll haben sich etwa zehn Unternehmen in Deutschland auf die Kompensation spezialisiert, für etwa 100 Firmen ist dies ein Teil des Geschäftes. Auch der Export sei „eine ganz erhebliche Größe“ für die Kondensatorenhersteller. M. GROTELÜSCHEN
www.zvei.org/kondensatoren

Blindleistung kompensieren
Viele elektrische Geräte wie Elektromotoren brauchen Wirk- und Blindleistung. Die erste liefert die Drehbewegung, die zweite baut das Magnetfeld auf und ab. Für die Blindleistung müssen Stromerzeuger und Netzbetreiber zusätzlichen Aufwand betreiben, den sie dem Verbraucher in Rechnung stellen. Mit einer Blindleistungskompensationsanlage, die üblicherweise aus Leistungskondensatoren, Schaltern und einer Regelung besteht, kann der Bezug von Blindenergie reduziert werden. Fachleute raten dazu, die Kompensationsanlage direkt beim Stromverbraucher in der Fabrik zu errichten. Dies spart Kosten für den Bezug der Blindenergie und senkt die Verluste im Stromnetz. mg

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Ein Beitrag von:

  • Manfred Grotelüschen

    Ressortleiter Elektronik/Energie bei VDI nachrichten. Seine Fachgebiete: Energiepolitik, Erneuerbare Energien, Energiewirtschaft.

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