Was Gründer*innen aus dem Ausland Deutschland bringen
Der Migrant Founders Monitor zeigt, wie Gründerinnen mit Migrationshintergrund das deutsche Startup-Ökosystem stärken – doch es gibt noch einiges zu tun, um Deutschland als Standort für internationale Talente noch attraktiver zu machen.

Frische Ideen und internationale Verbindungen: Was Gründer*innen aus dem Ausland für Deutschland leisten.
Foto: PantherMedia / gustavofrazao
Beim Thema Fachkräftemangel wird oft darüber gesprochen, Fachkräfte aus dem Ausland zu holen, um die Lücken auf dem Arbeitsmarkt zu füllen. Was dabei aber oft übersehen wird: Auch Gründerinnen können einen großen Beitrag leisten. Gründerinnen bringen nicht nur frische Ideen und Innovationen mit, sondern auch wertvolle Erfahrungen und Netzwerke. Besonders Gründerinnen aus dem Ausland können dabei helfen, die Wirtschaft anzukurbeln und neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Innovationskraft in Deutschland stärken
Der Migrant Founders Monitor der Friedrich-Naumann-Stiftung und des Startup-Verbands zeigt, dass Gründer*innen mit Migrationshintergrund die Innovationskraft in Deutschland stärken. Gleichzeitig wird klar, dass Deutschland wettbewerbsfähig bleiben muss – durch schnellere Einwanderungsprozesse, mehr Offenheit in der Gesellschaft und eine stärkere internationale Ausrichtung.
14 % der Startup-Gründerinnen in Deutschland kommen aus dem Ausland. Bei den Gründerinnen von Unicorns – Unternehmen mit einer Milliardenbewertung – sind es sogar 23 %. Das zeigt, wie wichtig Gründer*innen mit Migrationshintergrund für das deutsche Startup-Ökosystem sind: Sie bringen Innovation, gründen international ausgerichtete Unternehmen und tragen zum wirtschaftlichen Erfolg bei.
„Migration und Innovation gehören zusammen“
Startup-Ökosysteme profitieren von ihrer internationalen Anziehungskraft. Ein Beispiel dafür sind die USA, wo 44 % der Gründer*innen von Unicorn-Startups zugewandert sind. Das zeigt, wie attraktiv der Standort ist und wie gut Talente aus aller Welt integriert werden. Aktuelle geopolitische Veränderungen bieten die Chance, Deutschland als attraktiven Standort im globalen Wettbewerb zu stärken.
„Migration und Innovation gehören zusammen. Wenn wir im globalen Wettbewerb bestehen wollen, muss Deutschland für die talentiertesten Startup-Gründer*innen weltweit noch attraktiver werden. Dafür braucht es eine offene Gesellschaft und weniger Bürokratie“, erklärt Prof. Dr. Stefan Kolev, Mitglied des Kuratoriums der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. „Das Leben in Deutschland ist unglaublich attraktiv und wir müssen diese Anziehungskraft nutzen, um mehr internationale Gründerinnen und Gründer zu gewinnen.“
Was die Gründer*innen in Deutschland schätzen
Die Bewertung des Standorts Deutschland durch Startup-Gründerinnen zeigt klare Unterschiede. Positiv hervorgehoben werden Lebensqualität, Sicherheit und Stabilität – das finden 80 % der Gründerinnen top. Doch bei anderen Faktoren gibt es deutlich mehr Kritik: Nur 17 % sind mit den Bedingungen für die Einwanderung von Fachkräften zufrieden, und 34 % finden die sprachlichen Anforderungen problematisch. Besonders alarmierend ist, dass nur 55 % die gesellschaftliche Offenheit als gut bewerten – dabei ist genau das entscheidend für Integration und ein erfolgreiches Zusammenleben.
„Gründer*innen mit Einwanderungsgeschichte sind Treiber für Wachstum, Innovation und Internationalisierung. Die Zahlen zeigen klar: Wenn Deutschland für internationale Gründerinnen und Gründer attraktiv bleiben will, muss sich etwas ändern. Wir brauchen dringend bessere Rahmenbedingungen – schnellere Visa-Prozesse, mehrsprachige Angebote und ein internationales Mindset. Wenn wir zu sehr im eigenen Saft schmoren, verspielen wir unsere Chance“, wird Magdalena Oehl, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands in einer Pressemitteilung zitiert.
Hohe Qualifikation und unternehmerischen Fähigkeiten
Die Erfolge der Migrant Founders zeigen ihre hohe Qualifikation und ihre unternehmerischen Fähigkeiten: 91 % haben einen Hochschulabschluss, 56 % davon in MINT-Fächern. Im Vergleich zu anderen Gründerinnen in Deutschland sehen sie sich selbst häufiger als besonders resilient (57 % vs. 51 %) und risikobereit (44 % vs. 36 %) – zwei wichtige Eigenschaften für den Erfolg als Unternehmerin.
Migrant Founders bringen wertvolle internationale Netzwerke mit: 45 % von ihnen bewerten ihr Netzwerk positiv, im Vergleich zu 32 % der Gesamtgruppe der Startup-Gründerinnen. Bei den lokalen Kontakten in Deutschland sieht es jedoch anders aus: Nur 46 % sind zufrieden, während es bei allen Gründerinnen 57 % sind. Englischsprachige Events und gezielte Angebote – wie Netzwerkveranstaltungen, Beratung und Finanzierungsprogramme – sind wichtige Maßnahmen, um das deutsche Startup-Ökosystem offener und attraktiver zu gestalten.
Der Migrant Founders Monitor beleuchtet Gründerinnen mit Migrationshintergrund und zeigt ihre Stärken und Herausforderungen im deutschen Startup-Ökosystem. Der Report vergleicht die Attraktivität Deutschlands als Unternehmensstandort international und verbindet die Themen Migration, Innovation und Wachstum. Grundlage sind die Daten des Deutschen Startup Monitors (DSM), der mit 1.828 Teilnehmenden die größte Befragung in diesem Bereich ist. Insgesamt wurden 255 Gründerinnen mit Einwanderungsgeschichte erfasst.
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