Orientierungshilfe für Blinde 06.04.2018, 07:09 Uhr

Camassia macht die Umgebung hörbar

Für viele Blinde und Sehgeschädigte gehört der Langstock zum Alltag. Doch nun hilft ihnen eine App, ihre Umgebung schneller wahrzunehmen. „Camassia“ war ursprünglich für einen ganz anderen Anwender geplant, soll nun aber auch Menschen durch Töne Orientierung geben.

Zu sehen ist ein Park und eine Hand, die ein Smartphone mit geöffneter Camassia-App ins Bild hält.

Nach einem erste Mobilitäts- und Orientierungstraining kann die App Blinden und sehgeschädigten Menschen eine große Hilfe sein.

Foto: iXpoint Informationssysteme GmbH

Urheber von Camassia ist die iXpoint Informationssysteme GmbH, die seit 2007 kundenspezifische Anwendungen für mobile Endgeräte entwickelt. Im Falle dieser App fand die Entwicklung gemeinsam mit dem Studienzentrum für Sehgeschädigte vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) statt. Wobei die Technik eigentlich aus einer ganz anderen Ecke stammt. Sie wurde ursprünglich entwickelt, um Robotern zur Wegeerkennung zu dienen. Aufgrund des Erfolgs dieses Projekts dachten die Entwickler über weitere Einsatzmöglichkeiten nach. So kam es zur Umsetzung als App für sehbehinderte Menschen. Camassia ist quasi das Beiprodukt einer studentischen Forschungsgruppe und dient nun als Assistenz für Blinde. Die App funktioniert mithilfe der ohnehin integrierten Smartphonekameras.

Camassia nutzt Sensoren und Kamera des Smartphones

Mithilfe von Kamerabildern vertont die App Camassia Wegflächen, Hindernisse und Abzweigungen. Hierzu reichen die normalen Bewegungssensoren und Kameras von Smartphones aus. Ein Bilderkennungsalgorithmus setzt die aus der Kamera stammenden Farbinformationen in Steuerbefehle um. Pro Sekunde erfasst der Algorithmus 30 Einzelbilder. Erkennt die Anwendung freie Wege, vermittelt sie dies mit Tönen. Dieses Verfahren der Sonifikation übermittelt den Nutzern Richtungsinformationen sehr viel schneller als ein Langstock. Ein Beispiel: Nach links gehende freie Wege zeigt die App mittels hoher Töne an. Bei tiefen Tönen geht es nach rechts, die Richtung geradeaus kennzeichnet ein leise pulsierender Ton. Zum Standard gehören insgesamt 24 akustische Halbtöne in Stereoklang. Die Sonifikation lässt sich an die Bedürfnisse der Nutzer anpassen.

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Die Verwendung der App erfordert eine Voreinstellung. Bevor sich ein Weg anzeigen lässt, müssen die Benutzer ihn markieren. Sie stellen dafür zunächst die Wegfarbe ein und bestätigen dies anschließend via Button am iPhone oder über die Pausentaste am Kopfhörer. Die Voraussetzung für die Nutzung der App ist also ein vorangegangenes Mobilitäts- und Orientierungstraining. Erst dann nimmt die Kamera das Wegfeld als solches wahr. Die Justierung kann erneut notwendig werden, wenn sich eine starke Farbänderung des Weges oder geänderte Lichtverhältnisse ergeben. Neben den Tönen zeigt die App die Kamerabilder mit einer bestimmten Farbsättigung an. Diese Farbeinstellung soll dazu beitragen, die Wegerkennung zu verbessern. Hindernisse erkennt die Anwendung automatisch, ein dunkler Balken im Bildbereich signalisiert freie Wege.

Für den aktiven Gebrauch der App empfiehlt der Anbieter die Benutzung von Kopfhörern oder Knochenleitungskopfhörern. Nur so könne sichergestellt werden, dass keine Umgebungsgeräusche die in Stereo erzeugten Töne überlagern. Knochenleitungskopfhörer sind dabei wohl die bessere Wahl, da sie alle akustischen Signale aufgreifen. Camassia verfügt über eine deutsche sowie eine englische Sprachversion.

Nur als Ergänzung zu weiteren Hilfsmitteln einsetzbar

Die App ist eine Ergänzung zur selbstständigen Orientierung sehbehinderter Menschen. Sie ist aber nicht imstande, Langstock oder Blindenhunde zu ersetzen. Darauf weist der Anbieter hin. Die Funktion mittels Kamera und Tönen, einen Weg zu erkennen, soll besonders auf schwerer zu ertastenden Wegstücken eine Hilfestellung bieten. Außerdem ist die akustische Wegeleitung für den Menschen schneller erfassbar als die Orientierung mit dem Langstock. Camassia dient somit vor allem als Ergänzung, wenn die Tastmöglichkeiten mit dem Langstock eingeschränkt sind, beispielsweise bei schwerer zugänglichen oder unebenen Wegen.

Die App funktioniert bislang nur bei Apple und zugehörigen Betriebssystemen. Dies umfasst iPhone, iPad und iPod touch mit iOS 10.0 oder neuerer Version. Immerhin handelt es sich bei Camassia um das erste interaktive Assistenzsystem seiner Art. Bislang gibt es daher weder eine Lösung auf Android-Basis noch vergleichbare Angebote im Bereich Smartphoneanwendungen. Camassia benötigt weder ein besonderes Sensorsystem noch elektrische Karten und auch die Anschaffung der App ist recht günstig. Das gilt besonders in Relation zu anderen Hilfsmitteln, die nicht selten mit hohen Anschaffungskosten verbunden sind.

Weiterentwicklung der Camassia App möglich

Die Camassia App steht bereits als Download im App-Store bereit, befindet sich allerdings weiterhin in der Entwicklung. So fordert der Hersteller Kunden ausdrücklich zu Feedback auf und dazu, auch andere akustische Darstellungen auszuprobieren. Wenn die Erfahrungswerte der Benutzer eingegangen sind, soll die Anwendung noch weitere Module als Ergänzung erhalten. Dann werden sich die jungen Wissenschaftler sicher auch festlegen, ob eine Android-Version der App folgt.

Ein Beitrag von:

  • ingenieur.de

    Technik, Karriere, News, das sind die drei Dinge, die Ingenieure brauchen.

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