Warum 2025 kein normales Jahr für Gebrauchtwagen war
Der europäische Gebrauchtwagenmarkt blieb 2025 stabil. Warum diese Ruhe trügt und welche Trends Preise, E-Autos und Verbrenner prägen.
Der Gebrauchtwagenmarkt scheint ruhig. Doch Digitalisierung, E-Autos und Politik verändern Preise und Wertstabilität nachhaltig.
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Der europäische Gebrauchtwagenmarkt hat das Jahr 2025 überraschend solide abgeschlossen. Während viele Marktteilnehmer vor einem Jahr erhebliche Schwankungen befürchtet hatten, zeichnen Daten und Marktbeobachtungen ein anderes Bild: Angebot und Nachfrage haben sich auf einem stabilen Niveau eingependelt, und die Preisschwankungen der Vorjahre haben sich größtenteils beruhigt.
Dieser Gleichgewichtszustand ist jedoch kein Ausdruck einer Rückkehr zur „Normalität“, sondern das sichtbare Resultat eines tiefgreifenden strukturellen Wandels, der den Markt auch im Jahr 2026 prägen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Ein Blick zurück: der Gebrauchtwagenmarkt seit der Pandemie
- Der Gebrauchtwagenmarkt 2025 im Überblick: Stabilität mit Nuancen
- Struktureller Wandel: Digitalisierung, Antriebstechnik und Käuferverhalten
- Wertstabilität im Blick behalten
- Ausstattung und Pflege
- Warum der richtige Verkaufszeitpunkt zählt
- E-Autos versus Verbrenner: Der Gebrauchtwarenmarkt im Vergleich
- Ausblick auf 2026: Kontinuität und Wandel zugleich
Ein Blick zurück: der Gebrauchtwagenmarkt seit der Pandemie
Um die Situation von 2025 zu verstehen, ist ein Blick auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre nötig. Nach dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie stiegen die Preise für Gebrauchtwagen deutlich an. Lieferengpässe bei Neuwagen, eine globale Chipkrise und unterbrochene Lieferketten führten dazu, dass viele Käuferinnen und Käufer auf den Gebrauchtwagenmarkt ausweichen mussten.
Diese erhöhte Nachfrage in Kombination mit einem knappen Neuwagenangebot trieb die Preise deutlich nach oben. Dieses Phänomen wurde vor allem in den Jahren 2021 bis 2023 beobachtet. Parallel dazu dämpften steigende Zinsen und allgemeine wirtschaftliche Unsicherheiten das Kaufverhalten, während politische Maßnahmen zur Reduktion von CO₂-Emissionen die Nachfrage nach alternativen Antrieben beeinflussten. Diese Faktoren formten den Gebrauchtwagenmarkt nachhaltig.
Die Phase der extremen Preissteigerungen ist inzwischen vorbei. Das zeigen die Daten von 2025 deutlich.
Der Gebrauchtwagenmarkt 2025 im Überblick: Stabilität mit Nuancen
Die Jahresberichte zeigen für 2025, dass die Gesamtnachfrage nach Gebrauchtwagen in Europa robust geblieben ist. In vielen großen Märkten stiegen die Transaktionen im Vergleich zu 2024 weiter leicht an, auch wenn sie nicht mehr so dynamisch wuchsen wie in den Boomjahren der Pandemie. In Spanien und Italien beispielsweise konnten die Händler zu Jahresbeginn mehr Fahrzeuge verkaufen als im Vorjahr, auch wenn einzelne Monate leichte Rückgänge zeigten.
Trotz dieser allgemeinen Stabilität sind die Preisindizes nicht in allen Segmenten gleichgeblieben. Während klassische Benziner und kleinere Fahrzeuge tendenziell einen stabileren Preisverlauf aufwiesen, haben Fahrzeuge mit alternativen Antrieben mitunter eine höhere Volatilität gezeigt. Dieser differenzierte Trend entlang der Antriebsarten markiert einen der zentralen strukturellen Wandlungsprozesse im Markt.
Struktureller Wandel: Digitalisierung, Antriebstechnik und Käuferverhalten
Der Gebrauchtwagenmarkt von 2025 ist von mehreren Veränderungen geprägt, die über kurzfristige Preisbewegungen hinausgehen:
Digitalisierung und Plattformökonomie
Digitale Plattformen für Gebrauchtwagen haben weiter an Bedeutung gewonnen. Online-Marktplätze bieten heute transparente Preisvergleiche, historisierte Fahrzeugdaten und oft auch Händlerbewertungen. Diese Digitalisierung führt zu höherer Markttransparenz, aber auch zu geringerem Verhandlungsspielraum, weil Käufer Preise und Angebote unmittelbar vergleichen können.
Elektromobilität
Der Markt für gebrauchte Elektroautos hat 2025 ein neues Niveau erreicht. Stabile Preise, verbesserte Diagnosetools für den Akkuzustand und ein breiteres Angebot durch Leasingrückläufer haben die Attraktivität gebrauchter E-Autos erhöht. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage nach jüngeren gebrauchten E-Autos hinter den Erwartungen zurück, was Fachleute auf Unsicherheiten hinsichtlich Batteriealter, Reichweite und technologischem Fortschritt zurückführen.
Regulierung und politische Unsicherheit
Die Diskussion um die Abschwächung oder Verschiebung des angestrebten EU-Verbrennerverbots sorgt für zusätzliche Unsicherheit. Die EU-Kommission prüft eine Lockerung der bisherigen Pläne, wonach ab 2035 keine neuen Verbrenner mehr verkauft werden sollten. Eine solche Änderung hätte weitreichende Auswirkungen auf die langfristige Nachfrage nach Gebrauchtwagen mit fossilen Antrieben.
Käuferpräferenzen
Konsumenten zeigen weiterhin eine hohe Zahlungsbereitschaft für bestimmte gebrauchte Elektroautos, oft sogar mehr als für vergleichbare Verbrennermodelle – ein Indikator dafür, dass Elektromobilität im Bewusstsein der Käufer angekommen ist, selbst wenn sich diese noch nicht vollständig durchgesetzt hat.
Wertstabilität im Blick behalten
Wer heute einen Gebrauchtwagen kauft, möchte idealerweise später beim Wiederverkauf keinen hohen Verlust erleiden. Dabei helfen folgende Orientierungspunkte:
Modellwahl und Antriebsart
- Fahrzeuge von Marken mit etablierten Modellen und hoher Nachfrage behalten in der Regel besser ihren Wert (der beliebteste Gebrauchtwagen in Deutschland ist der VW Golf, ebenfalls beliebt sind Mercedes, BMW und Audi).
- Klassische Kraftstoffe (Benzin/Diesel) bleiben in vielen Märkten gefragt, da sie breitere Käufergruppen ansprechen.
- E-Autos zeigen differenzierte Entwicklungen: Moderne Akkus und beliebte Modelle können gute Wiederverkaufswerte erreichen, während ältere, weniger verbreitete E-Autos schneller an Wert verlieren können.
- Hybride (HEV, MHEV) etablieren sich als Mittelweg und gewinnen dank ihres umweltfreundlicheren Images und fehlenden Ladezwangs langsam Marktanteile
Ausstattung und Pflege
Eine lückenlose Wartung erhöht die Attraktivität beim späteren Verkauf. Assistenzsysteme und zeitgemäße Sicherheitsausstattung wirken sich oft positiv auf die Bewertung aus, während exotische Sonderausstattungen oder seltene Farbkombinationen nicht immer einen höheren Preis rechtfertigen.
Ein moderater Kilometerstand und ein gepflegtes Fahrzeug mit vollständiger Dokumentation verringern das Risiko eines Wertverlustes. Zusätzlich lohnt sich eine unabhängige Überprüfung, um spätere Mängel auszuschließen.
Online-Bewertungstools und Marktpreisvergleiche helfen dabei, einen realistischen Preis zu bestimmen. Plattformen für Gebrauchtwagen oder herstellerübergreifende Anzeigenportale können herangezogen werden, um regionale Preisunterschiede zu erkennen.
Warum der richtige Verkaufszeitpunkt zählt
Ein weiterer entscheidender Faktor für geringere Verluste am Gebrauchtwagenmarkt ist das Timing des Verkaufs. In der Regel gilt: Nach drei bis vier Jahren weist ein Fahrzeug das günstige Verhältnis zwischen Restwert und Käuferinteresse auf. Danach sinkt der Wert oft deutlich, besonders wenn größere Wartungsintervalle anstehen oder neue Modellgenerationen den Markt dominieren.
Auch saisonale Effekte spielen eine Rolle: Allradfahrzeuge und SUVs erzielen im Herbst und Winter tendenziell höhere Preise, während Cabrios und offene Modelle im Frühjahr und Sommer stärker nachgefragt werden.
Ist der Markt diffus oder unsicher, kann ein früher Verkauf vor größeren technologischen oder regulatorischen Änderungen sinnvoll sein – zum Beispiel bevor eine neue E-Auto-Generation erscheint oder Gesetzesänderungen die Nachfrage verschieben.
E-Autos versus Verbrenner: Der Gebrauchtwarenmarkt im Vergleich
Die Debatte um E-Autos und Verbrenner ist nicht nur ideologisch. Für Käufer und Verkäufer gilt:
E-Autos:
- Vorteile: Kein CO₂-Ausstoß im Betrieb, oft geringere Unterhaltskosten.
- Nachteile: Wertentwicklung stark abhängig vom Akkuzustand und technologischem Fortschritt. Viele ältere Modelle verlieren schneller an Wert, wenn neuere Batterien größere Reichweiten bieten.
Verbrenner:
- Vorteile: Gut etablierte Technik, breites Angebot und stabile Nachfrage insbesondere im Budgetsegment.
- Nachteile: Regulierung und Umweltzonen können die Attraktivität langfristig beeinträchtigen.
Ausblick auf 2026: Kontinuität und Wandel zugleich
Für 2026 wird erwartet, dass der Gebrauchtwagenmarkt in Europa seine stabile Grundstruktur beibehält, aber weiter von Trends geprägt bleibt. Digitalisierung, Antriebstechnik und politische Rahmenbedingungen werden die Richtung vorgeben.
Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass der Markt langfristig wieder zu einem moderaten Wachstum zurückkehren könnte, getragen von der steigenden Auswahl an Gebrauchtwagen, technischer Standardisierung und dem zunehmenden Vertrauen der Käufer in alternative Antriebe.
Wer heute einen Gebrauchtwagen kauft oder verkauft, sollte also die strukturellen Trends im Blick behalten, denn sie bestimmen den Marktwert von morgen. Gute Vorbereitung, kritische Prüfung und strategisches Timing sind Schlüssel, um beim Kauf oder Wiederverkauf möglichst gute Preise zu erzielen.
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