WELTUMRUNDUNG IM SOLARFLIEGER 15.04.2016, 10:28 Uhr

Solar Impulse 2 kann wieder starten

Ein langes Dreivierteljahr stand der Rekord-Solarflieger gut eingepackt in einem Hangar auf Hawaii. Jetzt hat er neue Batterien und kann zu einer der schwierigsten Etappen der Weltumrundung starten. Wenn das Wetter mitspielt.

Solar Impulse 2 ist wieder startklar, um die Weltumrundung fortzusetzen. Das Foto zeigt einen Testflug über Hawaii, den Pilot Markus Schredel am 27. März absolvierte. Jetzt wartet das Team von Solar Impulse 2 auf günstige Wetterbedingungen, um die Mission zu Ende zu bringen.

Solar Impulse 2 ist wieder startklar, um die Weltumrundung fortzusetzen. Das Foto zeigt einen Testflug über Hawaii, den Pilot Markus Schredel am 27. März absolvierte. Jetzt wartet das Team von Solar Impulse 2 auf günstige Wetterbedingungen, um die Mission zu Ende zu bringen.

Foto: Jean Revillard/Solar Impulse 2

Mit Pannen leben die Flugpioniere Bertrand Piccard und André Borschberg von Anfang an. Vor allem mieses Wetter hat ihnen immer wieder einen Streich gespielt bei dem Versuch, in einem rein solarbetriebenen Flugzeug um die ganze Welt zu fliegen. Das größte Problem aber tauchte nach dem bis dato größten Erfolg auf: Bei der rund 8900 Kilometer langen Reise von Japan nach Hawaii, die genau 117 Stunden und 52 Minuten dauerte, überhitzten die Batterien der „Solar Impulse 2“  total, der Schaden war irreparabel.

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Schnell war auch klar, dass der Austausch der Akkus länger dauern würde als der Rest der Saison – der Flieger musste auf Hawaii überwintern. Die Pause scheint aber nicht nur dem Flugzeug, sondern dem ganzen Team gutgetan zu haben. „Wir haben die Zeit genutzt, um den starken Geist im Team wieder aufzubauen, um dieses Abenteuer fortsetzen zu können. Das dauert manchmal länger als die Entwicklung neuer Technologien“, sagt Borschberg heute.

Neues Kühlsystem schützt die Batterien

Seit Februar habe ein Testpilot insgesamt 13 Testflüge absolviert, die allesamt gut verlaufen seien. Vor allem das neue Kühlsystem, das eine neuerliche Überhitzung der Batterien verhindern soll, habe sich bewährt, teilt das Team mit.

Piccard und Borschberg stiegen auch bereits mehrfach zu Trainingsflügen auf. Piccard soll die nächste Etappe der Weltreise am Steuer übernehmen. Und auch die ist nicht ohne. Um die 5000 Kilometer muss die Solar Impulse 2 wieder in der Luft bleiben, um Nordamerika zu erreichen.

Solar-Impulse-Pilot Bertrand Piccard vor der in Hawaii gestrandeten Solar Impulse: Die Batterien waren so beschädigt, dass ihre Reparatur zu lange dauerte, um noch vor dem Winter den Pazifik überqueren zu können. Erst jetzt im April 2016 kann das Unterfangen fortgesetzt werden – sobald das Wetter mitspielt.

Solar-Impulse-Pilot Bertrand Piccard vor der in Hawaii gestrandeten Solar Impulse: Die Batterien waren so beschädigt, dass ihre Reparatur zu lange dauerte, um noch vor dem Winter den Pazifik überqueren zu können. Erst jetzt im April 2016 kann das Unterfangen fortgesetzt werden – sobald das Wetter mitspielt.

Quelle: Solar Impulse

Wie lang der Abschnitt tatsächlich wird, hängt vom Wetter ab: Je nach Prognose wird Piccard entweder Phoenix, Los Angeles, San Francisco oder auch das kanadische Vancouver ansteuern. Aufgrund der Erfahrungen im vergangenen Jahr hat sich das Team entscheiden, die Zahl der möglichen Zielflughäfen zu erhöhen – so kann man flexibler auf die Wetterbedingungen reagieren. Jetzt jedenfalls ist erstmal wieder Warten angesagt, denn die Vorhersage muss für mehrere Tage günstig sein.

Hälfte der Reise ist absolviert

Von der Westküste der USA oder Kanadas wird es dann noch zwei Überlandflüge bis nach New York geben, und von dort aus steht die letzte ganz schwierige Etappe an: die Atlantiküberquerung in Richtung Europa oder Nordafrika. Schließlich soll die Solar Impulse 2 dann wieder in Abu Dhabi ankommen, wo sie am 9. März 2015 gestartet war.

Ingenieure haben ein neu entwickeltes Batteriesystem in den Solarflieger eingebaut, der in einem Hangar am Kalealoa Airport auf Hawaii überwintert hat. 

Ingenieure haben ein neu entwickeltes Batteriesystem in den Solarflieger eingebaut, der in einem Hangar am Kalealoa Airport auf Hawaii überwintert hat.

Quelle: Solar Impulse

Mehr als ein Jahr nach dem Start ist also immer noch rund die Hälfte der Strecke zu bewältigen. Die Schweizer Piccard und Borschberg aber zeigen sich sehr optimistisch. „Wir haben es schon oft erlebt mit der Solar Impulse 2, dass Hindernisse sich oft als Gelegenheit zur Verbesserung entpuppen“, sagt Borschberg.

Das Ziel jedenfalls haben beide vor Augen: In einem Flugzeug, das keinen Tropfen Sprit braucht, die ganze Welt zu umrunden. Nicht als Modell für den globalen Luftverkehr der Zukunft, der ja niemals mit Leichtbaufliegern abzuwickeln sein wird, sondern als Beweis für die Leistungsfähigkeit erneuerbarer Energien. Oder, wie es Piccard mit mehr Pathos sagt: „Der wichtigste Zweck dieses Abenteuers ist zu zeigen, dass moderne saubere Technologien das Unmögliche möglich machen.“

 

Ein Beitrag von:

  • Werner Grosch

    Werner Grosch ist Journalist und schreibt vor allem über Technik. Seine Fachgebiete sind unter anderem Elektromobilität, Energie, Robotik und Raumfahrt.

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