So will Audi ab 2026 in der Formel 1 durchstarten
Audi steigt 2026 in die Formel 1 ein – mit neuer Hybridtechnik, eigener Power Unit und klarer Strategie. Kampfansage inklusive.
Mit dem Farben Titanium, Carbon-Schwarz und Audi-Rot will Audi ab 2026 die Formel-1-Konkurrenz aufmischen.
Foto: AUDI AG
Wenn Audi 2026 erstmals als Werksteam in der Formel 1 aufschlägt, beginnt für die Marke ein Experiment unter Extrembedingungen. Der Konzern will nicht nur dabei sein, sondern den Rennsport nutzen, um Technik schneller zu entwickeln, neue Zielgruppen anzusprechen – und langfristig ganz oben mitzuspielen. Vieles an diesem Projekt ist neu, manches ist riskant. Aber genau das macht den Einstieg so spannend.
Inhaltsverzeichnis
- Ziel: Ab 2030 um den Titel mitfahren
- Auffälliger Look, neue Designsprache
- Der subtile Seitenhieb auf Mercedes
- Technischer Kern: Power Unit für das Reglement 2026
- Thermisches Management als zentrale Herausforderung
- Simulation statt Tracktime
- Entwicklung an drei Standorten
- Mit diesen Personen soll der Einstieg gelingen
Ziel: Ab 2030 um den Titel mitfahren
Audi-CEO Gernot Döllner formuliert das Ziel ohne Umwege: „Wir wollen gewinnen.“ Gleichzeitig macht er klar, dass der Weg an die Spitze Zeit braucht. Die ersten Jahre sollen Lernphasen sein. Ab 2028 möchte Audi konkurrenzfähig sein, ab 2030 um den Titel fahren. So entsteht ein plausibler Fahrplan für ein Team, das sich komplett neu sortiert.
Der Schritt in die Formel 1 ist für Audi kein nostalgischer Rückblick, sondern Teil einer größeren Neuaufstellung. Schnellere Entscheidungen, mutigere Entwicklungsprozesse und mehr Digitalisierung sollen den Konzern insgesamt verändern. Die Formel 1 wird damit zum Katalysator der Transformation.

Das Formel-1-Auto von Audi aus der Vogelperspektive.
Foto: AUDI AG
Auffälliger Look, neue Designsprache
Bei der Präsentation des R26-Concepts im Münchner Brand Experience Center wurde schnell klar, dass Audi auch optisch ein Ausrufezeichen setzen will. Das Showcar zeigt eine markante Mischung aus Titanium, Carbon-Schwarz und kräftigem Audi-Rot. Die Farbtrennung zwischen Vorder- und Hinterwagen wirkt fast wie eine grafische Zäsur – bewusst hart und ungewohnt.
Designchef Massimo Frascella betont: „Wir wollen das markanteste Auto auf der Rennstrecke haben.“ Die klare geometrische Linienführung und die reduzierte Flächensprache sollen auch Serienmodelle künftig prägen. Die Formel 1 dient damit nicht nur als Technologietreiber, sondern auch als Labor für den Markenauftritt.

Seitenansicht des Formel-1-Bolliden von Audi: Lufteinlass und Motorabdeckung.
Foto: AUDI AG
Der subtile Seitenhieb auf Mercedes
Ein Detail elektrisierte die Szene besonders: die Farbe Titanium. Ein metallischer, heller Ton – und für viele unüberhörbar ein Anklang an die legendären Silberpfeile. Offiziell verweist Audi auf die Auto-Union-Rennwagen der 1930er, doch das Timing dieser Hommage ist auffällig.
Bereits 2022, bei der Ankündigung des Einstiegs, hatte Audi einen feinen Stachel gesetzt: Es sei das erste Mal seit über einem Jahrzehnt, dass ein Formel-1-Antrieb in Deutschland entwickelt werde. Gemeint war natürlich Mercedes, dessen Power-Unit-Zentrum im britischen Brixworth steht.
Beim R26-Concept folgt nun der visuelle Nachschlag. Die Kombination aus Titanium vorn und einem schwarz-roten Heck wirkt wie eine symbolische Staffelstabübergabe. Vorn die Anmutung klassischer Silberpfeil-Ästhetik, hinten der Aufbruch in ein neues Kapitel – und ein Schubs in Richtung Stuttgart.
Dass Audi diesen Moment ausgerechnet in München inszenierte, also vor der Haustür des Rivalen BMW, verlieh dem Ganzen zusätzliche Würze. Die Marke ließ ihre Motorsportlegenden vorfahren: Auto-Union-Boliden, Quattro-Ikonen, Le-Mans-Sieger. Es war weniger Nostalgie als eine Botschaft: Wir haben eine Geschichte. Aber wir wollen sie neu schreiben.

Das Formel-1-Auto von vorne: Nase und Frontflügel.
Foto: AUDI AG
Technischer Kern: Power Unit für das Reglement 2026
In Neuburg an der Donau entsteht seit 2022 die neue Power Unit. Audi bezeichnet sie als ersten modernen Formel-1-Hybridantrieb „made in Germany“. Das Reglement ab 2026 bringt weitreichende Änderungen:
- V6-Turbomotor mit nachhaltigem Kraftstoff: Der Verbrenner bleibt Teil des Antriebs, wird aber ausschließlich mit nachhaltigem Kraftstoff betrieben.
- Deutlich stärkere elektrische Leistung: Audi erklärt, dass die elektrische Maschine künftig nahezu so leistungsstark sein soll wie der Verbrenner. Konkrete Prozent- oder Leistungsanteile werden nicht genannt.
- Neues Energiespeicherkonzept: Die Pressemitteilung spricht von einer komplett neuen Entwicklung des Speichersystems. Technische Details wie ein möglicher Hybrid aus Batterie und Kondensator werden nicht genannt.
Thermisches Management als zentrale Herausforderung
Die Verdopplung beziehungsweise deutliche Steigerung der elektrischen Leistung stellt hohe Anforderungen an Kühlung und Temperatursteuerung. Audi verweist darauf, dass verschiedene Komponenten an thermische Grenzen rücken und die Integration der Systeme besonders anspruchsvoll wird.
Genaue technische Lösungen werden in der Pressemitteilung nicht beschrieben. Klar ist aber: Gerade bei heißen Strecken wie Bahrain oder Mexiko entscheidet das thermische Management über Pace und Zuverlässigkeit.

Details von der Radaufhängung, Nase und Frontflügel.
Foto: AUDI AG
Simulation statt Tracktime
Bis in das Jahr 2026 dürfen die neuen Antriebe nicht auf der Strecke gefahren werden. Audi ist deshalb extrem abhängig von Simulationen und Prüfstandläufen. Je realistischer die Digitalmodelle, desto geringer die Überraschungen beim ersten echten Kilometer.
Dynamische Motorprüfstände simulieren ganze Rennwochenenden. Ein eigener Fahrsimulator verknüpft Motorverhalten, Aerodynamik und Reifenmodelle. Die digitale Arbeitsweise soll später auch die Serienentwicklung beeinflussen.
Entwicklung an drei Standorten
Der Einstieg verteilt sich auf ein globales Netzwerk, das drei Standorte miteinander verbindet. In Hinwil in der Schweiz entstehen traditionell die Chassis von Sauber. Dort stehen der Windkanal, die CFD-Abteilungen und der Fahrzeugbau im Mittelpunkt – Kompetenzen, die das Team über Jahrzehnte aufgebaut hat und die nun direkt in das Audi-Projekt einfließen.
In Neuburg an der Donau entwickelt Audi parallel dazu die komplette Power Unit samt Getriebe. Der Standort wurde seit 2022 stark ausgebaut und beherbergt nun hochmoderne Prüfstände, Thermodynamik-Labore und digitale Entwicklungsumgebungen.
Ergänzt wird das Ganze durch ein Technikbüro im britischen Bicester. Mitten im Motorsport Valley erschließt sich Audi dort den Zugang zu einer der weltweit dichtesten Kompetenzlandschaften für Elektronik, Hochleistungsmaterialien und Aerodynamik – ein Wissenspool, der für ein neues Formel-1-Werksteam kaum zu überschätzen ist.
Mit diesen Personen soll der Einstieg gelingen
Mattia Binotto und Jonathan Wheatley sind zwei Führungskräfte mit jahrelanger Formel-1-Erfahrung. Ihre Aufgabe wird es sein, Strukturen aufzubauen, Mitarbeitende zu formen und ein völlig neues Team zu taktischer und technischer Disziplin zu führen.
Mit Nico Hülkenberg bringt Audi einen erfahrenen Piloten in die Startphase, der ein neues Auto präzise entwickeln kann. Gabriel Bortoleto ergänzt das Team mit Talent und Zukunftsperspektive. Eine Mischung, die für ein Projekt im Aufbau gut passt.
Ein Beitrag von: