HanseYachts in Not: Personalabbau und Eigentümerwechsel
Deutschlands größter Jacht-Hersteller HanseYachts steht vor einem Eigentümerwechsel und plant einen umfangreichen Stellenabbau.

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten verkaufen sich luxuriöse Segeljachten offenbar weniger gut. Für HanseYachts in Greifswald hat das Konsequenzen.
Foto: PantherMedia / moodboard (Symbolbild)
Wirtschaftliche Unsicherheit, sinkende Nachfrage und geopolitische Spannungen setzen der Jachtbranche zu. Auch HanseYachts aus Greifswald spürt diese Entwicklung. Das Unternehmen kündigte nun einen „strategischen Neubeginn“ an. Im Mittelpunkt stehen ein geplanter Eigentümerwechsel und eine umfassende Restrukturierung.
Der bisherige Hauptaktionär, der internationale Finanzinvestor Aurelius, will seine Anteile abgeben. Die Käufer: die Müller Verwaltung GmbH aus Österreich mit Andreas Müller an der Spitze und HanseYachts-Vorstandschef Hanjo Runde. Beide sehen in der Übernahme einen Schritt zur Stabilisierung des Unternehmens.
„Meinen Beitritt zum Kreis der Anteilseigner sehe ich als klares Bekenntnis sowohl zur HanseYachts AG und zu ihren Beschäftigten als auch zum Land Mecklenburg-Vorpommern und zur Region Greifswald“, so Runde.
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Rückzug von Aurelius – Neubeginn mit Müller und Runde
Die Transaktion befindet sich aktuell noch in Verhandlung. Ein sogenanntes Term Sheet, also ein Eckdatenpapier, soll die Rahmenbedingungen abstecken. Konkrete Details über die Aufteilung der Anteile oder einen Kaufpreis sind bisher nicht bekannt.
Teil des geplanten Deals ist eine Neuordnung der Finanzen. HanseYachts spricht von „der Restrukturierung bestehender Verbindlichkeiten“. Auch die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, finanzierende Banken und der Betriebsrat sind in die Gespräche einbezogen.
Mit Andreas Müller gewinnt HanseYachts einen Partner, der in der Verwaltung und im Handel mit mobilen und imobilen Wirtschaftsgütern tätig ist. Außerdem erbringt seine Firma Beratungsleistungen für die Finanz- und Immobilienindustrie.
Stellenabbau in Greifswald – Gewerkschaft warnt
Ein Teil des geplanten Umbaus betrifft die Belegschaft. In Greifswald beschäftigt HanseYachts rund 800 Menschen. Laut IG Metall sollen dort bis zu 200 Stellen wegfallen. Der Betriebsrat sei bereits Anfang Mai über entsprechende Pläne informiert worden. Allerdings, so die Gewerkschaft, habe es zunächst keine ausreichenden Informationen zur wirtschaftlichen Lage gegeben.
HanseYachts verspricht einen transparenten und verantwortungsvollen Umgang mit dem Thema. Gespräche mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan und einen Interessenausgleich laufen.
Produktion soll gedrosselt werden
Obwohl HanseYachts im vergangenen Geschäftsjahr so viele Boote produziert hat wie nie zuvor – insgesamt 568 Einheiten –, ist der Ausblick verhalten. Bis Juni 2025 will das Unternehmen unter voller Auslastung produzieren, um die laufende Saison noch zu bedienen. Danach soll die Fertigung an die gesunkene Nachfrage angepasst werden.
Die Unternehmensführung nennt mehrere Gründe für die aktuelle Lage: eine schwächelnde Konjunktur in den Kernmärkten USA und Deutschland, globale wirtschaftliche Unsicherheiten und geopolitische Spannungen.
Diese Entwicklungen wirken sich auf das Investitionsverhalten der Kundschaft aus. Jachten gelten als Luxusgüter – in wirtschaftlich angespannten Zeiten fällt die Nachfrage entsprechend.
HanseYachts: Zahlen und Marken im Überblick
HanseYachts gehört zu den größten Herstellern von Serienjachten weltweit. Zum Portfolio zählen sowohl Segeljachten als auch Motorboote und Katamarane. Marken wie Hanse, Dehler und Moody stehen für unterschiedliche Zielgruppen: sportlich ambitioniertes Segeln, komfortorientierte Fahrten oder Langstreckenreisen.
Im Motorbootbereich führt das Unternehmen Marken wie Fjord, Sealine und Ryck. Die HanseYachts AG ist seit 2007 börsennotiert und beschäftigt rund 1500 Menschen an Standorten in Deutschland, Polen und Frankreich.
Im Geschäftsjahr 2023/24 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von etwa 185 Mio. € und einen Nettogewinn von rund 1,8 Mio. €.
Ausblick: Neue Eigner, neue Strategie
Ob der geplante Eigentümerwechsel und die strukturellen Anpassungen ausreichen, um das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen, bleibt abzuwarten. Die Segmente, in denen HanseYachts tätig ist, bleiben volatil. Die kommenden Monate werden zeigen, ob das Unternehmen seinen Kurs erfolgreich korrigieren kann.
Vorstandschef Runde betont: „Wir werden die bevorstehende Transformation mit größtmöglicher Transparenz und Verantwortung gestalten.“ (mit dpa)
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